Ich will Euch mal was zeigen.
Das Bild ist aus meinem Fotoprojekt "Backstage ICU" und kommt ohne Worte aus.

Dennoch frage ich:
Wieviel Leid seht Ihr auf dem Bild?

Warum fragt er so blöd?
Ich möchte versuchen es Euch im Verlauf zu erklären.

Ein Gedanken-#Thread.
Auf Laien wirkt dieses Bild surreal. Es wirkt wie ein Stillleben. Irgendwie aufgeräumt und steril. Eine Momentaufnahme. Kurz vor der Übergabe.

Dabei ist es alles andere als still. Dieses Bild ist vorrangig eine Katastrophe. Zum Aufnahmezeitpunkt damals, wie auch heute.
Auf dem Foto sind zwei Menschen erahnbar.
Sie kämpften um ihr Leben.
Sie verloren diesen Kampf. Beide.
Sie benötigten das Gerät, welches zur Zeit in aller Munde ist - die ECMO. Ausgeschrieben: ExtraCorporeal Membrane Oxygenation - eine künstliche Lunge, außerhalb des Körpers.
Dieses Verfahren ist die Ultima ratio.
Mehr können wir nicht mehr tun.
Danach wartet nur noch der Tod.

Das ist Maximaltherapie.
Das ist hochtechnologische, komplexe Medizin.
Dafür braucht man ExpertInnen.
Das leistet kein Kreiskrankenhaus.
Das kann auch nicht jede/r.
Warum erzählt er uns das?
Weil ich möchte, dass man versteht, dass hier Menschen schwer leiden. Sie leiden an der Schwelle zum Jenseits. Sie sind mehr tot als lebendig. In einem anderen Tweet schrieb ich mal: Wir sind die letzte Instanz vor dem Tod. Dies veranschaulicht es gut.
Die beiden Menschen auf dem Bild hatten Familie. Kinder und Eltern. Sie waren beide noch nicht sehr alt. In den 50ern bzw. 60ern. Die ganze Familie leidet. Ist ein Familienmitglied schwer krank, sind alle Anderen mit eingebunden. Sie hoffen und beten. Weinen. Zuhause und vor uns.
Auch in uns hinterlässt das Spuren.
Auch wir sind nur Menschen.
Auch wir leiden. Professioneller tun wir dies. Aber es nimmt uns dennoch mit. Und nicht selten weinen wir auch mit.
Denn, wir sind eben auch nur Menschen.
In einer Fernsehsendung sinnierte Dr. #Federle darüber, wie entspannt das @uktuebingen 14 ECMO-PatientInnen sieht und das man noch Platz hätte.

Ich sinniere darüber, wieviel Schmerz jene Worte in den Angehörigen dieser 14 PatientInnen und den anderen ITS-PatientInnen ausgelöste.
Sie redet über diese PatientInnen als seien sie halt die Kollateralschäden der Lockerungsdebatte. Als müsse man sowas in Kauf nehmen. Man kann es halt nicht jedem Recht machen.

Während sie das sagt bereitet #Thueringen Verlegungen vor, da keine ECMO-Kapazität mehr vorhanden ist.
Einem ganzen Bundesland fehlt die Ultima ratio. Diese letzte Möglichkeit der Rettung. Und in einem Fernsehstudio sitzt eine Ärztin, die darüber spricht, wie smoothie das alles sei und man noch genug Platz hätte. Das Leid scheint ihr egal. Das Leid scheint vielen gerade egal.
Uns ist es nicht egal.
Wir stehen an vorderster Front und kämpfen um jedes Leben. Tagtäglich. Rund um die Uhr.

So langsam schwinden unsere Kräfte. Die Akkus sind leer. Wir können nicht mehr.
Wer es dann macht? Fragt die Politik.

#YesToNoCovid
#NoCovid
#SchwereSchuld
@threadreaderapp
Bitte unroll. 😊.

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13 Apr
Auf der #COVID19-ITS liegen 27 PatientInnen.
Es herrscht massiver Personalmangel. Einige Mitarbeiter haben gekündigt, wieder andere sind krank. Die verbleibenden MA reichen nicht aus um diese 27 schwer kranken Menschen 24/7 zu betreuen.

Ein #Einblick.
Covid-ITS-PatientInnen sind hochkomplex und aufwändig. Je nach Schwere der Erkrankung müssen sie in ein maximalversorgendes Zentrum verlegt werden. Die Probleme dabei schildert der Kollege @narkosedoc sehr eindringlich und eindrucksvoll.

Nicht nur ÄrztInnen müssen Erfahrung mit solch hochkomplexen Krankheitsbildern haben, auch die #Pflege muss gut geschult und erfahren sein.
Die Maximalversorger nehmen PatientInnen auf, die woanders alle vorh. Therapieoptionen ausgereizt haben und man nicht mehr weiter kommt.
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11 Apr
Ich muss jetzt mal was loswerden, was mich persönlich ärgert und auch nachdenklich machte.

Nun hab ich in den letzten Tagen 2 Tweets verfasst, die jenseits der 5000 Likes lagen. Es waren eigentlich ganz verzweifelte Tweets, deren Sprengkraft mich überfordert haben.

Ein #Thread.
Ich bin fassungslos, wie uns in den Kliniken die Hände gebunden sind, wir nichts, aber auch gar nichts tun können, was diese riesige Scheiße auch nur im Ansatz mildert oder verhindert. Wir laufen hinterher. Schöpfen Wasser aus dem Boot, während woanders neue Löcher entstehen.
Wir tun das seit Monaten. Wir wissen nicht, wie lange wir das noch durchhalten. Wir saufen ab.

Der Krankenstand im Pflegebereich ist nahezu explodiert. Das tut er, weil unsere Körper keine Maschinen und wir Menschen sind. Wir sind nicht unendlich belastbar. Keiner ist das.
Read 14 tweets
3 Apr
Ich schaue mir dieses Treiben bei #s0304 gar nicht groß an. Mich deprimiert das. Und JA, es macht mir Angst.

Seit einiger Zeit rufen diese militanten #Querdenker dazu auf Regeln zu missachten und sich zu widersetzen. Es wird gezielt angeregt in Altenheime und Kliniken zu gehen.
Man solle doch seine Lieben besuchen und sich nicht aufhalten lassen.
Die Heime und Kliniken sind dem fast schutzlos ausgeliefert. Sollte das je passieren, wird das in einer Katastrophe enden.

Man lässt diese Deppen Woche um Woche gewähren. Lässt ihnen immer mehr durchgeehen.
Man merkt, wie sie sich Woche um Woche mehr radikalisieren, gewalttätiger werden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass man zum Sturm auf eine Klinik oder ein Heim bläst.

Sagt dann nicht, dass es keiner ahnen konnte. Doch, konnte man!
Und das sogar recht regelmäßig.
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1 Apr
Wie wichtig @jensspahn die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind und wie intensiv er mit Pflegeverbänden berät, sieht man daran, dass die PPR 2.0 seit über einem Jahr in seiner Süßigkeitenschublade neben den Duplos vergammelt.
Sieht man daran, dass er eh schon grottige Personaluntergrenzen 2020 ausgesetzt und zugelassen hat, dass Pflegefachleute 12h-Schichten buckeln müssen.

Sieht man daran, dass mittlerweile 17 Kliniken in Eigenregie und mit Hilfe @_verdi einen Entlastungstarifvertrag erkämpften.
Sieht man daran, dass er sich dafür einsetzte den Flächentarifvertrag in der Altenpflege scheitern zu lassen.

Sieht man an solchen Erklärungen, die lieblos dahingerotzt werden, in der Hoffnung irgendwer nimmt das noch ernst und fühlt sich verstanden.
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31 Mar
Wo jetzt #AstraZenaca in aller Munde ist und man sich das Maul über deren Vakzin zerreißt.
Kennt Ihr die Story von Viagra? DEM Synonym für Erektionssteigerung? Der Pille, die Pfizer allein im Jahr 2012 über 2 Mrd. Euro Umsatz bescherte und 2017 immer noch gut 1,7 Mrd.
#Sildenafil (Viagra) wurde Anfang der 90er Jahre von Pfizer als Herzmedikament entwickelt. Es sollte gegen Herzschwäche und Bluthochdruck wirken. Tat es aber nicht. Es versagte auf ganzer Linie.
Es trat stattdessen eine andere Wirkung, eine Nebenwirkung, in den Vordergrund.
Viagra verbesserte die Erektion. Es verlängerte sie und sie traten häufiger auf. Aus dem gescheiterten Herzmedikament wurde nun ein Potenzmittel, ein Verkaufskracher, und mit ihm entstand eine neue Generation Medikamente - die PDE-5-Hemmer. 1998 wurde Viagra zugelassen.
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13 Mar
Hallo @jensspahn @BMG_Bund
Wenn der @ICNurses von einem weltweiten Mangel an #Pflegefachleute spricht, gar einen weiteren Exodus fürchtet - Was macht das mit Euch?

Meint ihr echt, dass die Idee "Anwerbung internationaler Pflegefachleute" Zukunft hat?
Anscheinend schon, wenn man mit der #DeFa eine eigene Stelle zur Rekrutierung und Anerkennung ausländischer #Pflegefachleute aus dem Boden gestampft hat.

Mit den hier herrschenden Arbeitsbedingungen, der starren Hierarchie und dem vergleichsweise unangemessenen Gehalt...
wird Deutschland international nicht mithalten können. Probleme die seit vielen Jahren bestehen und die angeworbene Pflegekräfte wieder abwandern lassen. Ich machs kurz:

Ihr habt ein Problem. Und zwar ein wahnsinnig großes. Nur gut, dass die Legislatur bald vorbei ist und man...
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