33 Pandemie-Szenarien für den Sommer

Neuer Blogartikel zeigt drei mögliche Strategien für Umgang mit Pandemie am Beispiel von @stadtfuerth und Landkreis Fürth mit 33 Modellläufen meines Prognose-Modells

THREAD und Blogartikel
1/x
dirkpaessler.blog/2021/04/18/33-…
Wir wollen alle nicht ständig nachdenken müssen, was gerade erlaubt ist, oder was nicht. Wollen uns freier bewegen. Wir wollen diesen Sommer im Biergarten oder am See sitzen, Menschen treffen, wenigstens in kleinen Gruppen, und in Läden gehen können. Wie kommen wir da hin?
2/x
Strategie 1 “Worst Case“: 6 Szenarien, die wir alle *nicht* erleben wollen (Details im Blog).
3/x Image
Strategie 2 “Bundesnotbremse”: Hier wird gar nicht erst versucht, dauerhaft niedrige Inzidenzen zu erreichen. Dabei ergeben sich mehr oder weniger häufige Jojo-Lockdowns in Abhängigkeit von den gewählten Parametern.
4/x Image
Wichtig ist dabei, dass ab Juli fast die komplette Infektionsdynamik nur in der Altersgruppe der U16 stattfindet, die noch nicht geimpft sind, hier am Beispiel eines Szenarios gezeigt: Jede Woche infizieren sich ab Juli ca. 50-200 Kinder&Jugendliche in Fürth.
5/x Image
Dass das Konzept “Notbremse” einen Konzeptfehler hat, sieht man, wenn man alternativ als Grenzwerte die Inzidenzen 50 und 100 verwendet. Das praktisch gleiche Ergebnis, wenn auch auf etwas abgesenktem Niveau.
6/x Image
Erst wenn ich in meinem Modell einen sehr niedrigen R-Wert ansetze, bleiben die Kurven stabil unten. Diese kann man entweder durch einen Dauerlockdown erreichen (was wir alle nicht wollen), oder durch smarte Maßnahmen.

Was uns zur Niedrig-Inzidenz-Strategie bringt!
7/x
Strategie 3 “Niedrig-Inzidenz-Strategie“: Sie unterscheidet sich in drei grundlegenden Bereichen von den beiden anderen gescheiterten Strategien, die wir bisher gesehen haben:
8/x
1. Das Ziel ist sehr niedrige Inzidenzen zu erreichen und mit einem ganzen Blumenstrauß an smarten Maßnahmen zu halten,
2. was dadurch begünstigt wird, dass einige, sehr wirksame Maßnahmen nur bei sehr niedrigen Inzidenzen tatsächlich funktionieren (...)
9/x
3. und dies ermöglicht den meisten Bürgern ein weitgehend “freies” Leben (aber ganz ohne Einschränkungen geht es auch dann nicht)
10/x
Es handelt sich explizit um eine “Öffnungs-Strategie”: das ultimative Ziel ist, so viel Aktivitäten wie möglich zulassen zu können, den freiest-möglichen Lebenswandel zu ermöglichen, der in einer Pandemie möglich ist.
11/x
Dabei ist wichtig zu verstehen, dass es ohne Einschränkungen auf absehbare Zeit nicht gehen wird (in Quartalen gedacht, nicht in Monaten). Diese bittere Pille müssen wir alle schlucken.
12/x
Für die folgende Modellierung habe ich als erstes Ziel “Inzidenz 35” angepeilt. Zunächst ist dafür ein Lockdown nötig, diesen habe ich ab dem 26.4.2020 modelliert.
13/x Image
Abhängig davon, wie weit wir den R-Wert senken können, dauert es für Fürth 3 Wochen (R-0,4), 4 Wochen (R-0,3) oder 5 Wochen (R-0,2) um bei 35 anzukommen. Den Rest der Absenkung schaffen dann die weiterlaufenden Impfungen, die Saisonalität und smarten Maßnahmen.
14/x
Im Mai wäre der ganze harte Lockdown zu Ende, und wir wären dann erstmal wieder beim aktuellen Lebenswandel plus geschlossenen Schulen/Fernunterricht und Home-Office-Pflicht.
15/x
Dann könnten wie langsam einzelne Maßnahmen des seit November laufenden Dauer-Lockdowns auflösen, insbesondere wenn wir sie smart absichern. Sobald wir in einem Bereich wieder Infektionsketten finden, müssen wir einen Schritt zurückgehen und die Kontrollmaßnahmen verbessern.
16/x
Das Ergebnis: Wenn man sich die vier Grafiken anschaut wird glaube ich klar, worauf wie zielen müssen, damit wir einen guten Sommer haben: Niedrig-Inzidenz-Strategie. Alles andere verlängert und verschlimmert nur unser Leiden.
#YesToNoCovid
17/x Image
Was bringt das also für unser Beispiel Stadt und Landkreis Fürth?

Wenn man sich die kompletten Modell-Berechnungen für “Niedrig-Inzidenz-Strategie” anschaut und den Unterschied zum Szenario “Bundes-Notbremse” sucht, zeigt sich:
18/x
In Fürth gäbe es nach dem 14.4.2021 etwa 40 statt 60 Todesfälle (-40%), 200 statt 780 Longcovid-Opfer (-75%), niedrige Inzidenzen ab Mitte Mai (statt Ende Juni), und keine 4. Welle, die insbesondere die U16 treffen würde
19/x
Wir hätten ein Chance neue Mutationen früh zu erkennen und zu bekämpfen und Fürth hätte eine realistische Chance, ohne weitere große Wellenbildungen durch den Winter zu kommen.

Die hohe Belastung des Klinikums in der 3. Welle ist aber in beiden Varianten unvermeidbar. 🤔
20/x Image
Alles ausführlich im Blog-Artikel beschrieben:
21/x
dirkpaessler.blog/2021/04/18/33-…
Beschreibung des Modells:
22/22
dirkpaessler.blog/2021/03/25/cor…

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Dirk Paessler

Dirk Paessler Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @dpaessler

19 Apr
Viele Menschen wollen (oder können?) es noch nicht sehen, aber die Indizien häufen sich, dass wir nach 3. Welle mit B117 irgendwann in 4. Welle gehen mit irgendeiner fiesen Mutation - trotz Impfungen.

Die Frage ist nicht ob, sondern nur: wann?

Im Thread mit Links zum Lesen
1/x Image
WHO Chef sagt:

"Wir wollen auch, dass sich Gesellschaften, Märkte, Reisen und Handel wieder öffnen", führte er aus. "Aber zurzeit sind die Intensivstationen in vielen Ländern überfüllt und viele Menschen sterben - und das ist komplett vermeidbar."

2/x
dw.com/de/who-pandemi…
#B1617 aus Indien kombiniert die Mutation aus Brasilien und Südafrika in einem Paket

3/x
Read 10 tweets
14 Apr
Es gibt ein Update meines Pandemie Prognose Modells (Version 7).

Hier einige Aussichten und:

Good News: Peak-Vorhersagen für die Zukunft sind etwas gesunken

Bad News: Wachstum kommt (zurückliegende Vorhersagen lagen damit ca. 2 Wochen zu früh)

THREAD
1/x
Aktuelle Aussichten:

Modell berechnet Inzidenzpeak bei 316 in der Woche des 10.5.2021.

Dritte Welle auf den Intensivstationen wäre dann ca. doppelt so hoch wie die 2. Welle.

"Bundes-Notbremse" kommt zu spät um daran viel zu ändern und verschafft uns Jojo-Lockdown-Sommer
2/x.
Die 3 Optionen in der Grafik sind:

gelb: Endlos-Lockdown (wie März) bis mind. Juli (Gastro zu usw.)
rot: Bundesnotbremse&Regelung mit Jojolockdown (außer wir machen auch Schulen zu und vermeiden Kinder-Ansteckung)
grün: echter Lockdown, 7 Wochen bis Inz. 10, dann #NoCovid ?

3/x
Read 12 tweets
12 Apr
Versuch einer Modellierung des Notbremse-Gesetzes bis Jahresende:

Wie würde denn der Rest des Jahres ohne weitere Lockdowns aussehen, wenn das Gesetz jetzt verabschiedet würde?

It's not pretty... 🤔Und: wir schwingen erstmal nicht um 100!?

THREAD und Blog-Artikel
1/x
Nehmen wir an das Gesetz wird im aktuell bekannten Zustand verabschiedet und es gibt keine weiteren, darüber hinausgehenden Entscheidungen durch die Bundes/Landes-Regierungen, die dann endlich sicherstellen würden, dass die Inzidenzen auch mal richtig sinken.
2/x
Mit meinem Prognose-Modell können wir versuchen das zu modellieren, damit wir mal ein Bild davon haben, was passieren KÖNNTE.
3/x
Read 24 tweets
10 Apr
Der Entwurf zum "Notbremse"-Gesetz enthält drei fundamentale Konzeptfehler, alle haben mit der Inzidenz zu tun! Abgesehen davon, dass das viel zu spät ist, enthält der Entwurf aus meiner Sicht drei fundamentale Konzeptfehler:

Blogartikel und THREAD
1/x
dirkpaessler.blog/2021/04/10/der…
1. Das Gesetz soll sich an festen Werten der Inzidenz orientieren, die aber zeitgleich durch die zunehmende Rate der Geimpften in der Bevölkerung ihre Qualität völlig verändert
2/x
2. Der Notbremse-Regelmechanismus bei Inzidenz 100 schaut auf den falschen Indikator (Inzidenz statt R-Wert oder Wachstum) und kann ohne eine Hysterese zum “ständigen Schwingen” zwischen “offen” und “zu” führen
3/x
Read 21 tweets
8 Apr
Häufige Kritik an meinen Modellrechnungen, u.a.:

1. Wenn die Inzidenzen stark steigen, ändert sich das Verhalten der Menschen von alleine, und das bremst
2. Hohe ITS/Krankenhausbelegungen werden Sterblichkeitsraten erhöhen

Ein THREAD warum ich beides nicht berücksichtige
1/x
Beide Aspekte, also Verhaltensänderungen der Menschen aus Vorsicht und Erhöhung der Sterblichkeit durch ITS-Überlastung bei sehr hohen Fallzahlen, sind aus den gleichen Gründen nicht in meinem Modell drin:

2/x
1. mir ist jeweils keine belastbare/gesicherte zahlenmäßige Modellierung bekannt.
2. Wir dürfen *niemals* als Gesellschaft so weit ins Risiko gehen, dass beide Aspekte für ein Modell überhaupt relevant werden.

3/x
Read 7 tweets
7 Apr
Die Hoffnung darauf, dass sich Abflachung der Fallzahlen in den nächsten Wochen fortsetzt, ist m.E. unbegründet.

Auch wenn wir in dieser und wahrscheinlich nächster Woche niedrigere Fallzahlen geliefert bekommen:

Das exponentielle Wachstum geht nicht einfach weg.

THREAD
1/x
Wir hätten ALLE gerne, dass das Wachstum jetzt einfach aufhört und wir auf Frühling machen können. Dazu würden uns die aktuellen Zahlen von RKI und @risklayer schon gut gefallen. Aber diese Zahlen sind aktuell *wertlos*.
2/x
Eine ganze Sammlung von Gründen dafür, warum die Zahlen unbrauchbar sind, um die Situation zu beurteilen, hat @ChristophMontag hier zusammengestellt:
3/x

Read 8 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!