Ist #Sprungbrett das gleiche wie die #Aktion20000? Bringt sie den Langzeitarbeitslosen gleich viel? Nein. Es gibt einen entscheidenen Unterschied. Ein Thread 1/11
Die Aktion 20.000 setzte auf öffentliche Jobs, Sprungbrett setzt auf private Jobs bei Betrieben. Klingt beides gut, ist aber ein anderes Konzept mit ganz anderen Wirkungen. 2/11
In Sprungbrett bezahlt der Staat den Unternehmen Lohnzuschüsse an Betriebe, damit sie Arbeitslose anstellen. Problem dabei: Welcher Betrieb wird wirklich einen zusätzlichen dauerhaften Arbeitsplatz schaffen, nur weil er für 12 Monate eine 50%-Förderung des Gehalts bekommt. 3/11
Eine Unternehmerin schafft prinzipiell dann einen neuen, zusätzlichen Arbeitsplatz, wenn sie die notwendige Arbeitskraft braucht, um die Auftragslage abzuarbeiten. Aber nicht, weil sie für das erste Jahr einen Lohnzuschuss bekommt. 4/11
Solche Lohnzuschüsse (genannt Eingliederungsbeihilfe beim AMS) gibt es schon bisher. Sie sind seit Jahren das Hauptinstrument der Förderpolitik des Arbeitsministeriums. Die Verdreifachung der Langzeitarbeitslosigkeit von 2011-2017 konnten sie aber überhaupt nicht verhindern. 5/11
Die Weiterbeschäftigung der so geförderten Arbeitnehmer ist anfänglich recht hoch, sinkt aber innerhalb von Monaten rasch ab. Das @WIFOat findet z.B., dass innerhalb von 4 Jahren nach Förderung nur gute drei zusätzliche Monate (Weiter-)Beschäftigung dazukommen. 6/11
Lohnzuschüsse auf Zeit gleichen für kurze Zeit die Nachteile aus, die Langzeitarbeitslose im Vergleich zu anderen Arbeitslosen oder ArbeitnehmerInnen am Arbeitsmarkt hinnehmen müssen. 7/11
Man sollte sich aber von der Vorstellung verabschieden, dass genug Jobs da sind. Und aufgrund einer kurzen Förderung 50.000 Langzeitarbeitslose wieder dauerhaft in stabile Beschäftigung kommen werden. Wenn es nur so einfach wäre.. 8/11
Aus der Vogelperspektive sieht es ganz anders aus: Der Lohnzuschuss verhilft einer Person zu einem Job, den sonst eine andere Person gemacht hätte. Da gibt es einen Verdrängungseffekt. 9/11
Bei einem chronischen Jobmangel wäre es besser, wirklich zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, anstatt den Verdrängungswettbewerb staatlich anzuheizen. Weil dann sowohl die Langzeitarbeitslose, als auch die "Verdrängte" beide einen Job haben können. 10/11
Deshalb haben öffentliche Beschäftigungsaktionen wie die Aktion 20.000 auf staatliche geschaffene längerfristige Jobs abgezielt, die wirklich neu und zusätzlich sind. Um das sicherzustellen, haben sie auf den staatlichen und gemeinnützigen Bereich (Vereine) fokussiert. 11/11

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6 Nov 20
Man kann es nicht weniger drastisch formulieren, das würde dem Anlass nicht gerecht: Im November 2020 räumen die Unternehmervertreter den Staat aus. Solch eine Regelung ist dem Steuerzahler gegenüber absolut unverantwortlich. #Umsatzersatz 1/13
Zunächst: Der Ersatz des Umsatzes bezieht sich nicht auf November 2020, sondern auf November 2019. Außerdem werden andere Förderungen nicht abgezogen, die es schon gibt: Kurzarbeit, und eventuell (?) der Fixkostenzuschuss. Warum ist das hochproblematisch? 2/13
Wer andere Förderungen für Kosten der Unternehmer nicht auf den #Umsatzersatz anrechnet, der bezahlt die Unternehmer doppelt. Sie bekommen ihre Personalkosten zwei Mal! Einmal durch die #Kurzarbeit, einmal durch den Umsatzersatz. Das ist eine massive Überförderung! 3/13
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30 Oct 20
Pandemie hin oder her. Es gibt kein Jahr ohne Debatte über das #Pensionssystem. Unverändert: die Argumente der Privatpensionsverkäufer:
- Pensionskosten steigen!
- Demografische Falle!
- Hoher Zuschuss aus Budget!
- Private Pensionen stärken!
Zeit für ein paar Fakten. Thread 1/18
Gleich vorweg: Das gesetzliche österreichische Pensionssystem ist sicher! Das sogenannte #Umlageverfahren bietet die beste aller Welten aus zwei Faktoren: Eine angemessene #Pensionshöhe, um #Altersarmut zu vermeiden. Und die Finanzierbarkeit/Nachhaltigkeit des Systems. 2/18
Staatlich funktioniert besser. In Ö erhalten Durchschnittsverdiener fast 80% (vor Steuern) und über 90% (nach Steuern) als gesetzliche #Pension im Vergleich zum Gehalt davor. OECD-Länder mit freiwilliger privater Säule zahlen trotz privatem Anteil wesentlich weniger Pension. 3/18
Read 18 tweets
25 Sep 20
Lange vom #Arbeitsministerium versteckt, jetzt endlich zur Veröffentlichung freigegeben: Die fiskalische Analyse der #Aktion20000 von @IHS_Vienna. Was steht drinnen? Nach dem ersten Drüberlesen eine Analyse als Thread: 1/15
Zuerst: Warum ist das wichtig? Weil sich das Arbeitsmarktproblem durch den Privatsektor alleine während Corona nicht lösen wird. Ohne staatliche Programme für #Langzeitarbeitslose wird die Zahl der Langzeitarbeitslosen bald neue Rekordhöhen erreichen. 2/15
Zunächst einmal ein schockierendes Bild. In rot, das passiert mit #langzeitarbeitslosen Menschen, die man sich selbst überlässt. Unternehmen stellen sie nicht ein, nur jedeR Zehnte findet etwas (gelb). Deswegen flüchtet sich ein Viertel in die Pension (hellblau). 3/15
Read 15 tweets
10 Sep 20
Es ist nicht mein eigener Geburtstag, fühlt sich aber genauso an: Seit einem Jahr bin ich bei @mom_inst. Beruflich bei weitem die aufregendste und coolste Zeit im Leben bisher. 1/4
Das liegt nicht nur am Konzept des Thinktanks der Vielen, der eine riesige Lücke in der österreichischen wirtschaftspolitischen Landschaft füllt. Die Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaftspolitik, und breitenwirksamer Vermittlung ist einmalig und unglaublich interessant. 2/4
Es liegt vor allem an großartigen Leuten, die mich täglich voller Energie und Freude ins Büro kommen lassen. Danke an: @barbarablaha, @leonidobusch, @annahehenberge1, @MattiasMuck, @lisahanzl, @MichaelGinovino, @OJakisch, @dominikgries, @_A_Knapp, @battletosh, @KorneliaMohl 3/4
Read 4 tweets
7 Aug 20
Kommentar zur Replik von @monikaturyna auf meinen @derStandardat Kommentar. Ich gehe auf die OECD-Zahlen und deren Interpretation ein in einem kurzen Thread: 1/9 Image
Sie schreibt: 'Laut aktuellen OECD-Zahlen gibt es kein einziges Land in der EU, welches für einen ehemaligen Durchschnittsverdiener nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit eine höhere Ersatzleistung zahlt als Österreich.' - Das ist richtig, aber größtenteils irrelevant. 2/9
Der Durchschnittsverdiener wird nämlich seltener arbeitslos. Stattdessen werden nachweislich Menschen arbeitslos, die weit unterdurchschnittlich verdienen. Deswegen sind die OECD-Zahlen mit 2/3 des Durchschnittsgehalts der relevante internationale Vergleich. 3/9
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29 Jul 20
Soweit bisher bekannt: Die Einigung zur Kurzarbeit ist in Ordnung. Die Verlängerung auf sechs Monate ist zwar planungstechnisch kurz. Der der Druck auf die Regierung wird aber da sein, eine weitere Verlängerung anzubieten, weil die Krise in 6 Monaten nicht vorbei sein wird. 1/7
Gerade wenn das Modell noch weitere Anpassungen benötigt und die Krisensituation in sechs Monaten noch einmal anders ist, lässt eine kürzere Dauer Verschärfungen oder Erleichterungen zu. Es sollte aber jetzt schon eine nochmalige Verlängerung kommuniziert werden. 2/7
Mit der Einschränkung auf eine Arbeitszeitreduktion zwischen 30 und 80% statt 10-90% tragen die UnternehmerInnen wieder etwas mehr unternehmerisches Risiko bei den Personalkosten. kurier.at/politik/inland… 3/7
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