Man kann es nicht weniger drastisch formulieren, das würde dem Anlass nicht gerecht: Im November 2020 räumen die Unternehmervertreter den Staat aus. Solch eine Regelung ist dem Steuerzahler gegenüber absolut unverantwortlich. #Umsatzersatz 1/13
Zunächst: Der Ersatz des Umsatzes bezieht sich nicht auf November 2020, sondern auf November 2019. Außerdem werden andere Förderungen nicht abgezogen, die es schon gibt: Kurzarbeit, und eventuell (?) der Fixkostenzuschuss. Warum ist das hochproblematisch? 2/13
Wer andere Förderungen für Kosten der Unternehmer nicht auf den #Umsatzersatz anrechnet, der bezahlt die Unternehmer doppelt. Sie bekommen ihre Personalkosten zwei Mal! Einmal durch die #Kurzarbeit, einmal durch den Umsatzersatz. Das ist eine massive Überförderung! 3/13
Auch Unternehmer, die schon einen Teil der Leute gekündigt haben, bekommen ihre Personalkosten vom November 2019 ersetzt. Die Regierung bezahlt die Unternehmen für Personal, dass sie schon längst vor die Türe gesetzt haben. 4/13
Mit Wareneinsatz ist es das gleiche. Hotels und Restaurants, die zugesperrt haben und daher viel weniger Lebensmittel usw. einkaufen müssen, erhalten trotzdem Geld dafür. Das ist eigentlich alles unglaublich. 5/13
Der #Umsatzersatz am Beispiel eines ertragreichen Hotels mit durchschnittlicher Kostenstruktur. Jedenfalls ein gutes Drittel an Gewinn (in % des Umsatzes 2019) könnte unser Beispiel-Hotel heuer lukrieren. Der Gewinn im November des Vorjahres: nur knapp über 10%. 6/13
Gelingt es unserem Hotelier noch, seine Fixkosten zu drücken (Mietminderung, weniger Strom- und Gaskosten). dann steigen die Gewinne ohne Leistung durch die ganzen Auszahlungen aus den Förderungen auf bis zu 45% des Umsatzes! 7/13
Aktuell unklar scheint mir, ob der Fixkostenzuschuss ähnlich wie die Kurzarbeit nicht angerechnet wird oder doch. Ursprünglich hieß es, es werde angerechnet, jetzt sagen Finanz- und Tourismusministerin, er werde nicht angerechnet. Wieso ist das wichtig? 8/13
Den #Fixkostenzuschuss auch nicht abzuziehen vom #Umsatzersatz würde die leistungslosen Gewinne noch einmal nach oben katapultieren. Auf knapp 60% des Umsatzes steigt die Überförderung dann an! Der beste November aller Zeiten für unser Beispielhotel! 9/13
Die Grünen wollten anscheinend eine Deckelung aller Förderungen zusammen (Umsatzersatz, Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss) auf 100% des Umsatz vom November 2019. Auch das wäre eine hohe Überförderung gewesen, hätte aber die Maximalkosten beschränkt! Doch das kommt nicht. 10/13
Das Ganze hätte man auch anders lösen können. Ich kann sehr wohl schnell Hilfen an Unternehmen ausbezahlen, aber in der Abrechnung eine Rückerstattung fordern, wenn die Kosten mehrfach gefördert werden. Mit dieser Regelung ist nicht einmal das möglich. 11/13
Was bleibt übrig: Wir nehmen staatliche Kredite (vulgo Staatsschulden) auf. Aber nicht, um den Unternehmen das Überleben während des Lockdowns zu sichern. Sondern, um ihnen die höchsten Gewinne zu bezahlen, die sie je im November gemacht haben. Obwohl sie geschlossen sind. 12/13
Das Ganze erinnert mich an Lobbyismus in den USA. Dort hat die Wissenschaft das Wort #corporatecapture geprägt. Übersetzt: Unternehmenslobbyisten (WKÖ) übernehmen den Staat und zahlen sich selbst das Geld der Steuerzahler als Förderungen/Steuererleichterungen aus. 13/13
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Pandemie hin oder her. Es gibt kein Jahr ohne Debatte über das #Pensionssystem. Unverändert: die Argumente der Privatpensionsverkäufer:
- Pensionskosten steigen!
- Demografische Falle!
- Hoher Zuschuss aus Budget!
- Private Pensionen stärken!
Zeit für ein paar Fakten. Thread 1/18
Gleich vorweg: Das gesetzliche österreichische Pensionssystem ist sicher! Das sogenannte #Umlageverfahren bietet die beste aller Welten aus zwei Faktoren: Eine angemessene #Pensionshöhe, um #Altersarmut zu vermeiden. Und die Finanzierbarkeit/Nachhaltigkeit des Systems. 2/18
Staatlich funktioniert besser. In Ö erhalten Durchschnittsverdiener fast 80% (vor Steuern) und über 90% (nach Steuern) als gesetzliche #Pension im Vergleich zum Gehalt davor. OECD-Länder mit freiwilliger privater Säule zahlen trotz privatem Anteil wesentlich weniger Pension. 3/18
Lange vom #Arbeitsministerium versteckt, jetzt endlich zur Veröffentlichung freigegeben: Die fiskalische Analyse der #Aktion20000 von @IHS_Vienna. Was steht drinnen? Nach dem ersten Drüberlesen eine Analyse als Thread: 1/15
Zuerst: Warum ist das wichtig? Weil sich das Arbeitsmarktproblem durch den Privatsektor alleine während Corona nicht lösen wird. Ohne staatliche Programme für #Langzeitarbeitslose wird die Zahl der Langzeitarbeitslosen bald neue Rekordhöhen erreichen. 2/15
Zunächst einmal ein schockierendes Bild. In rot, das passiert mit #langzeitarbeitslosen Menschen, die man sich selbst überlässt. Unternehmen stellen sie nicht ein, nur jedeR Zehnte findet etwas (gelb). Deswegen flüchtet sich ein Viertel in die Pension (hellblau). 3/15
Es ist nicht mein eigener Geburtstag, fühlt sich aber genauso an: Seit einem Jahr bin ich bei @mom_inst. Beruflich bei weitem die aufregendste und coolste Zeit im Leben bisher. 1/4
Das liegt nicht nur am Konzept des Thinktanks der Vielen, der eine riesige Lücke in der österreichischen wirtschaftspolitischen Landschaft füllt. Die Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaftspolitik, und breitenwirksamer Vermittlung ist einmalig und unglaublich interessant. 2/4
Kommentar zur Replik von @monikaturyna auf meinen @derStandardat Kommentar. Ich gehe auf die OECD-Zahlen und deren Interpretation ein in einem kurzen Thread: 1/9
Sie schreibt: 'Laut aktuellen OECD-Zahlen gibt es kein einziges Land in der EU, welches für einen ehemaligen Durchschnittsverdiener nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit eine höhere Ersatzleistung zahlt als Österreich.' - Das ist richtig, aber größtenteils irrelevant. 2/9
Der Durchschnittsverdiener wird nämlich seltener arbeitslos. Stattdessen werden nachweislich Menschen arbeitslos, die weit unterdurchschnittlich verdienen. Deswegen sind die OECD-Zahlen mit 2/3 des Durchschnittsgehalts der relevante internationale Vergleich. 3/9
Soweit bisher bekannt: Die Einigung zur Kurzarbeit ist in Ordnung. Die Verlängerung auf sechs Monate ist zwar planungstechnisch kurz. Der der Druck auf die Regierung wird aber da sein, eine weitere Verlängerung anzubieten, weil die Krise in 6 Monaten nicht vorbei sein wird. 1/7
Gerade wenn das Modell noch weitere Anpassungen benötigt und die Krisensituation in sechs Monaten noch einmal anders ist, lässt eine kürzere Dauer Verschärfungen oder Erleichterungen zu. Es sollte aber jetzt schon eine nochmalige Verlängerung kommuniziert werden. 2/7
Mit der Einschränkung auf eine Arbeitszeitreduktion zwischen 30 und 80% statt 10-90% tragen die UnternehmerInnen wieder etwas mehr unternehmerisches Risiko bei den Personalkosten. kurier.at/politik/inland… 3/7
Zur Einordnung des #Konjunkturpakets, das heute im #oenr beschlossen wurde: Wer bekommt wieviel und was bringt das? In absoluten Zahlen bekommt das oberste Fünftel 42 Euro im Monat mehr, das unterste aber nur 15. (Netto-Monatseinkommen/12x im Jahr). Ein Thread: 1/12
Als Anteil am vorherigen Nettoeinkommen dreht sich die Interpretation etwas, weil das unterste Einkommens-Fünftel durchaus mehr als das oberste bekommt. Zumindest das wurde erreicht. 2/12
Denn nur die Einkommens- und #Lohnsteuersenkung hätte das untere Drittel komplett ausgelassen. Arbeitslosengeld, #Negativsteuer und Familienbeihilfe helfen diesem Drittel weitaus mehr. 3/12