Bleiben wir also bei der Wahrheit: Es ist 23:46 und ich bin in der Klinik. Das war ich schon um 09:00 und gestern und die letzte Woche und werde es die ganze nächste Woche sein. Wenn ich gleich nach Hause fahre, werde ich nachts erreichbar bleiben (1/8)
Sowie die letzten beiden Nächte auch. Im schlimmsten Fall muss ich nachts wieder herkommen, dann wird der Tag morgen ziemlich anstrengend.
Noch eine Woche, dann habe ich 2 Wochen Urlaub. Es ist noch der Urlaub von 2020. Meine Überstunden sind liegen irgendwo bei 800-1200 (2/8)
Und trotz der Belastung mache ich das immer noch gerne. An guten Tagen ist es der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Nur gab es in den letzten Monaten von den guten Tagen nicht allzu viele. Das haben wir alles wiederholt erklärt. (3/8)
Es fällt (bzw. fiel) in diesem Beruf nicht schwer, den Sinn darin zu sehen. Und diese Wahrnehmung ändert sich gerade. Es wächst dieses "Wofür mache ich eigentlich die Scheiße" Gefühl. Und das hat Gründe, und dieser Artikel ist einer davon. (4/8)
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Intensivmediziner*innen dafür angefeindet werden, dass sie ihre täglichen Erfahrungen öffentlich machen.
Als Beispiel seien hier Kommentare unter irgendeinem Tweet der @DIVI_eV genannt. (5/8)
Noch mal ganz deutlich: Für die DIVI oder DGIIN (oder auf europäischer Ebene) sprechen Kolleg*innen, die täglich im Einsatz am Patientenbett sind. Auf ärztlicher und pflegerischer Ebene. Gehör bekommen jetzt aber emeritierte Professoren und Juristen, die es besser wissen. (6/8)
Und irgendwelche Hobbyanalysten, die zwar keine Ahnung haben, wie die Daten im DIVI Register generiert werden, aber ganz genau zu wissen meinen, was diese über die Belastungssituation aussagen. DAS ist false balance. Es demotiviert und zermürbt.
(7/8)
Was nach >einem Jahr Pandemie bleibt, ist eine enger zusammengewachsene "Intensivfamilie" mit mehr Austausch, Kollegialität und Hilfsbereitschaft. Daran wird auch diese Kampagne nichts ändern.
Um es mit @DrMCecconi zu sagen: "COVID-19: One year later, we are stronger united"/end
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Was ist eigentlich mit den 50Tsd "Bonus", den Kliniken für jedes neu geschaffene Intensivbett erhalten? Die 50Tsd reichen dafür doch locker aus, oder? Gucken wir uns genauer an, was ein Behandlungsplatz auf einer Intensivstation kostet: (1/8)
Zunächst die Versorgungseinheit: Mit Luft- und Sauerstoffversorgung, abgesichertem Stromkreislauf, vielen Steckdosen, Halterungen usw. Eine Deckeneinheit kostet pro Platz um 18Tsd. Euro. Einbau nicht inbegriffen.
So sieht das ungefähr aus. (2/8)
Kommen die Perfusoren und Infusomaten: Ca. 2500 Euro pro Stück, 10 Perfusoren pro high-care Bett sind nicht ungewöhnlich. Dazu das Rack, in dem die Perfusoren stecken, auch ein paar Tausend. Und ggf. die Schnittstelle ins Datenmanagement. (3/8)
Wie ist eigentlich die ärztliche Situationen auf den Intensivstationen? Etwas längerer Erklärthread:
Üblicherweise rotieren die Ärzt:innen zum Ende der Weiterbildung auf die INT, meist im 5.ten oder 4.ten Jahr.
(1/10)
Es dauert ca. 6 Monate, bis sie auf die meisten Standardsituationen gut vorbereitet sind. In dieser Zeit sind sie unter ständiger ober- oder fachärztlicher Supervision. Bei guter Organisation, könnten auf einer großen Station bis zu 4 Personen/Jahr weitergebildet werden. (2/10)
In der Realität sind es durch Ausfälle, Überscheidungen, Kündigungen usw. meist weniger.
Viele verlassen die Intensivmedizin nach dieser Zeit. Helfen vielleicht mal aus, oder machen einzelne Dienste. (3/10)
Inhalatives Budesonid könnte bei frühzeitigem Einsatz schwere #COVID19 Verläufe verhindern. In folgende Studie wurden wurden 139 Pat eingeschlossen, 10 davon verschlechterten sich in der Placebo- nur 1 in der Budesonidgruppe. (1/4)
Hintergrund ist die Beobachtung, dass Asthmatiker:innen seltener an schwerem #COVID19 erkrankten. Auch wenn die Studie klein ist, die Daten sind überzeugend RRR 90%, NNT 8. Symptome besserten sich in der Budesonidgruppe etwa 1 Tag früher (2/4)
Auffällig ist, dass die Kurven erst nach ca. 10 Tagen auseinandergehen, also zu einem Zeitpunkt, in dem die virale in die inflammatorische Phase übergeht. An dieser Stelle nochmal die hervorragende Grafik von (3/4) @DanielGriffinMD
Med. Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko gegenüber #SARSCoV2 sollte lt. STIKO zuerst geimpft werden. Über diese Entscheidung lässt es sich streiten, unerträglich finde ich, wie diese Entscheidung umgesetzt wird. Thread 👇(1/8)
In Hamburg haben die Impfungen am 27.12. begonnen und von den 29Tsd vorhandenen Dosen wurden bis heute 4756 verimpft. Insgesamt haben sich 1,5Tsd ÄrztInnen gemeldet, die Impfungen durchzuführen. Die Hälfte der Impfungen wird zurückgehalten, um die zweite Gabe sicherzustellen(2/8)
Diese Bereithaltung ist für mich nicht nachvollziehbar. Wie viel Vertrauen können wir in die Impfstrategie haben, wenn die zuständigen Behörden einer 1,8Mio Stadt es für nicht sicher halten, innerhalb von 4 Wochen weitere 29Tds Impfdosen zu erhalten? (3/8)
Hat der ct-Wert eine prognostische Bedeutung? Diese Frage lässt sich nicht so klar beantworten. Hier ein Erklärungsversuch. Disclaimer: Basierend auf meinen persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen. KEINE Evidenz! Thread (1/9) nytimes.com/2020/12/29/hea…
Zum Verständnis: virale Infektionen laufen ganz anders als bakterielle Infektionen ab. Bakterien vermehren sich durch Zellteilung, während Viren in der Zelle replizieren und dann Nachbarzellen infizieren. Die resultierende Dynamik ist daher unterschiedlich (2/9).
Bei #SARSCov2 liegt die höchste Viruslast ca. zum Symptombeginn vor. Mit der Dauer der Symptome nimmt die Viruslast ab. Das kann zu der Situation führen, dass bei schwer Erkrankten kein Virus mehr nachweisbar ist. Auch deswegen ist der Effekt von Remdesivir so enttäuschend (3/9)
Ich möchte diesen Tweet zum Anlass nehmen, die Risikoreduktion durch #Schnelltests zu beleuchten, weil er suggeriert, dass bei 5% falsch negativen das Risiko bei 10 Anwesenden sich addiert oder gar potenziert und im zweistelligen Prozentbereich liegt. Hierzu ein Thread (1/8)👇
Gucken wir zunächst, wie hoch das Risiko für die 10er Gruppe wäre, wenn keine Tests durchgeführt würden. Bei aktueller Inzidenz von 250/100k und entsprechender Dunkelziffer müssen wir davon ausgehen, dass 1% der Bevölkerung infiziert ist. (2/x)
Es bedeutet, dass für die Gruppe ein 10% Risiko vorliegen würde, dass eine der anwesenden Person infiziert wäre. Würden aber alle einen Schnelltest benutzen, der 5% der Infektiösen nicht erkennen würde, würde das Risiko für die Gruppe auf 0,5% sinken! (0,1*0,05) (3/8)