Die zweite kommt sehr, sehr viel häufiger als die erste.
Was also meine ich damit?
Und warum mache ich mich überhaupt zum Horst, indem ich da öffentlich drüber spreche?
Die Antwort auf die zweite Frage ist einfacher, daher beginne ich damit:
Weil ich keine Ahnung hatte, dass es da etwas gibt, was einem richtig bewusst werden kann. Ich es aber gern gewusst hätte.
Ich dachte, ich nehme das schon ernst: Ja, das ist alles sehr schlimm. I know.
Ich hatte mich schon länger regelmäßig mit der Klimakrise & den ökolog. Krisen beschäftigt. Dabei hatte ich auch gelesen, dass es Menschen mit "Klimaangst" gibt & dass Wissenschaftler:innen sich z.T. Unterstützung suchen, um mit dem Schrecken ihrer Ergebnisse umgehen zu können.
Worauf ich hier regelmäßig hinweise: Verdrängung ist crazy machtvoll. Auch bei mir.
Ich nahm also an, dass es einfach Menschen gebe, die das Ganze mehr mitnimmt. Diese seien vielleicht sensibler, hätten daher Probleme im Umgang mit der Klimakrise & bräuchten entsprechend Hilfe.
Dass Menschen es deswegen emotional schwer fallen könnte, mit der Krise umzugehen, weil sie verdammt akut ist und auch ich mir deswegen (mehr) Sorgen machen sollte ... auf die Idee kam ich erstaunlich lange nicht.
Auch weil ja grundsätzlich alles bekannt ist & die Mehrheit, viele Politiker:innen, Medien vergleichsweise entspannt bleiben, schob ich Anflüge von Beunruhigung immer wieder weg. Das musste ja heißen, die Situation sei irgendwie unter Kontrolle.
Schließlich kann niemand ernsthaft ein Interesse daran haben, unsere Lebensgrundlagen zu vernichten.
Ich hatte daher bis vor ein paar Monaten angenommen, dass die #Klimakrise sehr akut und dramatisch sei - dass sie aber im Wesentlichen nichts mit meinem Leben zu tun hätte.
Ich hatte zwar schon in den zwei Jahren davor mein Verhalten auf möglichst nachhaltig umgestellt, weil mir klar war: Irgendwann werden wir alle anders leben müssen, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und unseren Planeten nicht zu zerstören.
Ich dachte aber, dass wir dafür noch knapp 30 Jahre Zeit haben. So habe ich die Erzählungen von Klimaneutralität 2050 verstanden.
Und der Zeitraum erschien mir zwar knapp, aber ... es klang irgendwie machbar.
Was genau ein CO2-Budget ist, warum das zählt und nicht das Enddatum ... und warum das alles mit fortschreitender Zeit immer schwieriger und irgendwann unmöglich wird und wie wenig Zeit bleibt - das war mir nicht klar.
Und selbst wenn es mir klar gewesen wäre: Ich hatte noch immer keine Vorstellung davon, was 1,5 Grad überhaupt bedeutet. Offenbar nichts Dramatisches, sonst würde sich die Politik ja mehr bemühen, das Limit einzuhalten.
Die öffentliche Debatte dazu wäre dann ja auch eine andere, nicht wahr? Es ginge darum, wie wir das Limit einhalten & nicht darum, ob wir uns das leisten können und wollen.
Schön und wichtig, dass die Kiddies von @FridayForFuture da Druck machen. Mit mir hatte das nichts zu tun.
Bis 2050 würden wir das schon gelöst haben, die Auswirkungen frühestens meine Enkelkinder treffen - und wie gesagt, bis dahin wäre das Ganze ja gelöst. So meine Vorstellung. Leider völliges Wunschdenken.
Wie weit die Realität davon abweicht & welche massiven Folgen 1,5 Grad Erderhitzung auch in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten haben werden, kann man mittlerweile nachlesen in @dtl2050.
1,5 Grad ist der Best Case. Aber nichts Gutes. Und wir sind Welten davon entfernt.
Ps.: I know, manche können diese Geschichte auswendig. Aber erfreulicherweise kommen hier immer mehr dazu, daher musse ich das von Zeit zu Zeit mal wieder erklären. Danke fürs Verständnis <3
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Ist es nur mein Wahrnehmung oder kann es sein, dass diese “Labor-These” zum Ursprung von #Corona mittlerweile medial 1000-fach mehr Aufmerksamkeit bekommen hat als der nachweisbare Zusammenhang von Klima- & Biodiversitätskrise und Zoonosen?
Mir kommt es so vor als würden viele immer noch annehmen, Covid-19 sei ein großer Zufall und sowas passiere höchstens alle 100 Jahre. Dass die Gefahr steigt, dass sowas immer häufiger kommen wird, nicht nur Pandemien in Asien, scheint mir in der Breite nicht wirklich begriffen.
Solange eine Partei, die ernsthafte Klimamaßnahmen vorschlägt, so geframt wird, dass sie „im Lager der Grünen fischt“, ist die #Klimakrise nicht verstanden.
Sie betrifft nicht nur „Ökos“. Sie betrifft uns alle. Alle Parteien müssen an der Lösung arbeiten, @derspiegel.
"Deutschland 2050" ist das wohl wichtigste Buch des Jahres. Es erklärt, was 1,5 Grad gobale Erwärmung für Deutschland bedeuten - und macht klar, warum @FridayForFuture so eine unglaubliche Ausdauer beweisen, um dafür zu kämpfen.
Angela Merkel ist Physikerin.
Sie wurde persönlich u.a. von Joachim Schellnhuber beraten.
Es ist schwer nachvollziehbar, aber ich bin trotzdem recht überzeugt davon, dass sie das Ausmaß der #Klimakrise & anderer ökolog. Krisen dennoch nicht komplett verstanden hat.
Warum?👇
Sie hat in den Jahren ihrer Regierung oft genug bewiesen, dass sie in der Lage ist, a) auch unbequeme Entscheidungen zu treffen oder b) wie in der #Coronakrise zumindest klar zumachen, dass sie ein Problem verstanden hat - sich politisch aber nicht durchsetzen kann (oder möchte).
Im Gespräch mit @Luisamneubauer sagte sie als Begründung für unzureichende Maßnahmen vor einigen Tagen, sie habe Angst, dass die “Klimaleugner” irgendwann die Oberhand gewinnen, wenn man Maßnahmen ohne ausreichend Rückhalt durchsetzt. Durchaus nachvollziehbar. Aber.
Da jetzt hoffentlich alle Parteien anfangen, ambitioniertere Klimamaßnahmen aufzubieten, möchte ich noch mal daran erinnern, dass selbst die Vorschläge der Grünen nicht für einen 1,5-Grad-Pfad ausreichen. Die restlichen Parteien operieren bisher z.T. massiv mit Magical Thinking.
Magical Thinking ist es auch, darauf zu hoffen, dass Technologien, die heute noch nicht ausgereift & in großem Maßstab einsetzbar sind, die Klimakrise irgendwie abbremsen können (Wasserstoff, CCS, ...).
Klimaschutz bedeutet nicht, die Emissionen zu senken. Es bedeutet, sie zu stoppen. Und das so schnell wir möglich.
Dafür müssen heute verfügbare Lösungen so schnell und großflächig wie möglich ausgebaut werden.
Klar, ohne Menschen "mitzunehmen" - also ihnen zu erklären, warum Maßnahmen wichtig & sinnvoll sind - wird die nötige Transformation nicht durchsetzbar sein.
Aber genau das müssen Politiker:innen & Journalist:innen auch erklären. Klimaschutz ist alles andere als Selbstzweck.
Es geht darum, unsere Lebensbedingungen zu erhalten & Menschenleben zu schützen.
Was ist die Alternative zu Bahnfahren, Fahrrädern & Elektroautos, weniger Fleisch essen, Erneuerbaren Energien, gedämmten Häusern, nachhaltigem Wirtschaften & Konsum ... ?