Thread by @miob1781

Die #STIKO hat empfohlen, nur Kinder mit eng begrenzten Risikofaktoren - oder solche, die entsprechende Haushaltsmitglieder haben - zu impfen. Wenn man sich die Begründung durchliest, dann stößt man aber auf einige Probleme. Thread. 1/
rki.de/DE/Content/Inf…

Die #STIKO nimmt als Folge ihrer (Nicht-)Empfehlung die Durchseuchung der Kinder in Kauf. Wie ich darauf komme? Nun, der Vorsitzende spricht es aus. 2/

https://twitter.com/BennieBrandes/status/1403093474107330569?s=20

Ich will nichts gegen die Meinung der Stiko sagen, dass noch nicht genügend Daten zur Sicherheit der Impfstoffe vorlägen. Die Pendants zur Stiko in einigen Ländern haben anders entschieden, aber das ist immerhin eine vertretbare Meinung. 3/

https://twitter.com/miob1781/status/1400561935695888385?s=20

Richtig schlimm finde ich jedoch, dass die Stiko das Risiko für Kinder so weit herunterspielt, dass man lieber deren Durchseuchung in Kauf nimmt, als ihnen einen Impfstoff zu empfehlen, zu dem bisher zumindest keine größeren Risiken bekannt sind. 4/

Hier ist schon ein guter Thread zu fragwürdigen Behauptungen in der Begründung der Empfehlung (zu finden im oben verlinkten RKI-Dokument), sodass ich mich mit einigen zerstreuten Anmerkungen begnügen kann. 5/

https://twitter.com/AK_Meier/status/1403274702123110400?s=20

Die Stiko zitiert mit Vorliebe deutsche Daten und Studien. Damit stützt sie etwa die Behauptung, dass Kinder seltener infiziert würden, weniger empfänglich für das Virus seien und es seltener weitergäben. 6/

Doch wie etliche internationale Forscher kürzlich in einer Rapid Response klarstellten, handelt es sich dabei oft um symptombasierte Testungen oder ähnliche Probleme, die ein Bias reinbringen, bei dem Kinder und Jugendliche unzureichend erfasst werden. 7/

https://twitter.com/dgurdasani1/status/1401844154435522561?s=20

Bei der Analyse der Risikofaktoren drängt sich aufgrund der nicht gar so großen Stichproben die Frage auf, ob sie überhaupt angemessen erfasst werden können. Es erscheint wagemutig, die Risikogruppen genau bestimmen zu wollen. 8/

Wäre es nicht sicherer, die Impfung für alle Kinder zu empfehlen, um auszuschließen, Risikogruppen übersehen zu haben? Das gegen die Impfung vorgebrachte Argument verkehrt sich hier ins Gegenteil. 9/

Zu PIMS wird behauptet, dass das Syndrom in der Regel gut behandelbar sei. Das ist vergleichbar mit dem Intensivbetten-Argument und ebenso nichtig. Selbst wenn es zutreffend sein sollte, dass sich die Kinder meist gut erholen, dann ist es trotzdem eine schwere Erkrankung. 10/

Doch auch die Quelle macht stutzig: persönliche Mitteilung von... Berner? Berner ist nicht nur für seine bei quasi geschlossenen Schulen durchgeführte Studie bekannt, in welcher er legendär Kinder als "Bremsklötze" des Infektionsgeschehens bezeichnete. 11/
faz.net/aktuell/politi…

Berner sagte auch: "Wir brauchen gerade in der Population der Kinder eine langsam ansteigende Durchseuchung". Autsch! Und dieser Berner ist... Koautor der Begründung. Da war die Stoßrichtung schon vorher klar. 12/
saechsische.de/corona-dresdne…

Zu #LongCovidKids wird zwar richtig festgestellt, dass noch großer Forschungsbedarf bestehe. Doch unter der Hand wird daraus gemacht, dass die Existenz zweifelhaft sei. Dabei geben die ebenfalls zitierten Daten des englischen ONS hinreichenden Anlass zur Besorgnis. 13/

Die Stiko modelliert die Auswirkungen verschiedener Impfszenarien und kommt zum Schluss, dass bei einer Impfempfehlung für alle Kinder "nur" etwa 400 Todesfälle verhindert würden. Das "nur" ist beim Äquivalent von zwei Flugzeugen wirklich deplaziert. 14/

https://twitter.com/CorneliusRoemer/status/1403041252376035332?s=20

Zudem könnte die Größenordnung unterschätzt werden. Wie gesehen schätzt die Stiko das Infektionsgeschehen an Schulen zu niedrig ein, zudem wird die Delta-Variante nicht berücksichtigt. 15/

Meine Bedenken zusammengefasst:

1. Die #Stiko unterschätzt das Infektionsgeschehen an Schulen,
2. sieht Kinder als größtenteils ungefährdet an und
3. hält eine Zahl von 400 Toten für keinen nennenswerten Unterschied. 16/

Den ersten beiden Punkten widersprechen Wissenschaftler, dem dritten ist aus ethischer Sicht zu entgegenzutreten. Was die Impfsicherheit betrifft, könnten mehr Daten wünschenswert sein, aber andere Staaten haben die Impfstoffe für hinreichend sicher befunden. 17/

Der Eindruck verfestigt sich, dass die Stiko mit zweierlei Maß misst und bei der Impfsicherheit vor unbekannten Risiken zurückschreckt, die bei der Infektion - das Virus befällt etliche Organe und kann bis ins Gehirn vordringen - doch noch viel größer sein dürften. 18/

Ich hoffe also, dass - der Impfempfehlung ungeachtet - möglichst viele Jugendliche, Eltern und Ärzt:innen von der so oder so bestehenden Möglichkeit der Impfung Gebrauch machen. Die Kinder dürfen nicht durchseucht und unnötige Tote müssen verhindert werden! 19/19

Zur Ergänzung ein Thread aus der Sicht eines Klinikers.

https://twitter.com/Robert83563198/status/1403634007993114634?s=20