Ich habe zu allen 18 Mitgliedern der #Stiko recherchiert, ob sie sich zur Impfung von Kindern gegen Sars-CoV-2 geäußert haben.

Es gibt offenbar kein einheitliches Meinungsbild. Doch einige Mitglieder wollen womöglich Infektionen von Kindern hinnehmen. 1/
rki.de/DE/Content/Kom…
Fünf #Stiko-Mitglieder sind eher gegen eine allgemeine Impfempfehlung, zwei eher dafür, zum Rest konnte ich nichts finden.

Konsens scheint hingegen zu sein, dass für Kinder mit Risikofaktoren eine Impfempfehlung ausgesprochen werden soll. 2/
Gehe ich zunächst die Gegner durch. Der Vorsitzende der #Stiko, Thomas Mertens, leugnet #LongCovidKids und hält es - fälschlich - für möglich, dass alle Kinder, die mit einer Coronainfektion starben, nur an ihren Vorerkrankungen starben. 3/
Rüdiger von Kries meint, wir wüssten nicht genug über Nebenwirkungen von Impfungen bei Kindern. Außerdem seien die Familien ja geschützt, sobald die Eltern geimpft sind. 4/
mdr.de/nachrichten/po…
Martin Terhardt findet eine Infektion in der Regel ungefährlich für Kinder und hält PIMS für eine sehr seltene Erkrankung. 5/
radioeins.de/programm/sendu…
Fred Zepp meinte im Februar, man könne Herdenimmunität auch durch Infektionen erreichen. Sämtlichen Gegnern ist gemein, dass sie das Risiko für Kinder als sehr gering ansehen, doch nicht alle sprechen sich explizit dafür aus, Infektionen hinzunehmen. 6/
Christian Bogdan hält die Risiken einer Impfung noch für unklar und erwägt, ob eine Infektion nicht sogar besser für das Kind wäre. 7/
Nun zu den Befürwortern einer Impfempfehlung für alle Kinder. Ursula Wiedermann-Schmidt hält das Risiko für Kinder zwar für sehr gering, betont aber deren wichtigen Beitrag zur Erlangung der Herdenimmunität. 8/
science.orf.at/stories/320670…
Auch Ulrich Heininger meint, man komme nicht um die Impfung der Kinder herum, wenn man Herdenimmunität erreichen wolle. 9/
www1.wdr.de/nachrichten/th…
Es besteht also kein einheitliches Meinungsbild und Berichte, nach denen die #Stiko nicht die Impfung von allen Kindern empfehlen werde, könnten verfrüht sein.

Beunruhigen muss jedoch, dass noch kein Mitglied auf die Gefährdung der Kinder durch das Virus hingewiesen hat. 10/
Denn auch, wenn noch weiterer Forschungsbedarf besteht, deuten die britischen ONS-Daten darauf hin, dass selbst zwölf Wochen nach Infektion noch ca. 8% der Kinder an persistenten #LongCovidKids-Symptomen laborieren. 11/
PIMS ist für medizinische Verhältnisse auch nicht gar so selten. Und überhaupt sollte bei einem Virus, das etliche Organe befällt und sogar ins Gehirn vordringen kann, äußerste Vorsicht angeraten sein. Woher wissen wir denn, was Jahre nach der Infektion passiert? 12/
Nach meinem Empfinden wird hier mit zweierlei Maß gemessen: Bei der Impfung wird auf geringe Risiken (die so vielleicht gar nicht bestehen) und unbekannte Risiken hingewiesen, bei der Krankheit aber nicht. 13/
A propos zweierlei Maß: Bei Corona wird behauptet, der Herdenschutz dürfe kein Argument für die Kinderimpfung sein. Doch bei Meningokokken wurde gerade der unbewiesene Herdenschutz als Argument gegen die Impfempfehlung ins Feld geführt. 14/
Aus ethischer Sicht ist es nicht einleuchtend, warum nur der persönliche Nutzen der Geimpften eine Rolle spielen sollte und nicht z.B. auch der Schutz derer mit schwacher Immunantwort. Auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge müssen wir Solidarität üben. 15/
Besonders besorgt mich aber, dass einige #Stiko-Mitglieder andeutungsweise darüber nachdenken, die Kinder zu durchseuchen. Es gibt ein Paper, nach welchem das Virus im endemischen Zustand harmlos werden könnte, wenn jeder sich als Kind damit infiziert. 16/
science.sciencemag.org/content/371/65…
Nur wird dabei aber vorausgesetzt, dass das Virus für Kinder harmlos sei. Bloß ein Schnupfen. Doch das ist es eben nicht. 17/
Übrigens: In den USA und anderen Ländern wird die Impfung aller Kinder ab 12 Jahren mit dem bisher für sie zugelassenem Impfstoff empfohlen. Für mich hätten die Empfehlungen der CDC mehr Gewicht als die der #Stiko. 18/
Nun könnte man sagen: Gut, kann doch jeder sein Kind trotzdem impfen lassen? Das schon (für die Zulassung ist das @PEI_Germany zuständig), nur wie viele Eltern würden das tun, wenn die Stiko Zweifel an der Impfsicherheit weckt und die Krankheit verharmlost? 19/
Zudem ist die Empfehlung juristisch bedeutsam: Sie ist indirekt die rechtliche Grundlage für die Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Es könnte also passieren, dass viele Eltern die Kosten aus eigener Tasche begleichen werden müssen. 20/20
rki.de/DE/Content/Kom…
Ist wohl gesetzlich geregelt, dass die Impfkosten vom Bund und nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Hatte ich nicht auf dem Schirm.

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covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag_ber…
@FrauStahlhut @KonProg @robilad @real_Bavarian @DerNiederbayer @AK_Meier @BergheimJeff
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