Ich arbeite seit Juni als Wissenschaftsredakteurin @Dlf_Forschung. Vorher war ich im Nachrichtenjournalismus mit Schnittstelle zu #Science. Der Wechsel hat mir viele Einblicke gebracht über die Diskussion nicht nur hier über #COVID19. Meine pers. Aufreger der letzten Zeit: 🧵/25
Diese Woche: Der wissenschaftliche Chef-Berater der britischen Regierung verdreht Zahlen - und sagt, 60 Prozent der Covid-Patient:innen in den Kliniken seien geimpft. Tatsächlich ist es anders herum. Und wer sich mit der Lage in GB beschäftigt, müsste das wissen. Dennoch: viele
übernehmen unhinterfragt. Und lassen es auch danach stehen, auch nachdem sich @uksciencechief selbst korrigiert: Bei @Karl_Lauterbach warte ich noch heute auf die Korrektur nach Übernahme der Falschinformation (3/25)
Generell: Wer sich über die Lage in GB informieren will, auch über Impffortschritt und Zahlen - Infektionen - Krankenhaus - Todesfälle - das ist meine tägliche erste Anlaufstelle: theguardian.com/world/2021/may… (4/25)
Diese Woche auch: Die Ergebnisse aus Ulm zu #LongCovid, wo die Forschenden bei Patient:innen Organschäden festgestellt haben. Daraus wurden teils sehr reißerische Überschriften, siehe Hinweis von: , woanders sogar "Organversagen" (5/25)
Was wir aus Ulm noch nicht erfahren - was weiß das Team über Ursache - Wirkung. Sprich u.a.: Inwiefern können Krankheiten ausgeschlossen werden, bevor die Menschen in die #LongCovid-Sprechstunde kamen. Das ist aber wichtig. Die Ulmer Crew sagt selbst: "Wir sind immer noch dabei
zu verstehen, was wir da vor uns haben." Dieses Nicht-Wissen fällt in der Berichterstattung oft über Bord. Aus meiner Sicht auch ein Fall von #falsebalance m. Blick auf die Fakten. Thema #LongCovid (und es geht hier nicht darum, das in Frage zu stellen, was es da definitiv (7/25)
gibt, sondern zu fragen, warum ist das so, wer ist betroffen & warum und wie lässt es sich behandeln oder am besten sogar verhindern? Eine spannende Fragen ist für mich - welche psychische und/oder sozialen Komponenten gibt es, also #LongCovid und #longlockdown? (8/25)
Ich frage mich das, weil es Hinweise aus Studien (Preprints, alle wissen hier, wie einzuordnen und deswegen spreche ich von Hinweisen) gibt, wo es auch in Vergleichsgruppen (Nicht-Corona-Erkrankte) Symptome gab. U.a. erwähnt hier nature.com/articles/d4158… (9/25)
oder als Hinweis hier: medrxiv.org/content/10.110…. Dann: Wenn es um Zahlen von Betroffenen geht. Es macht einen Unterschied, wie rum man sie in eine Headline gießt. Nehmen wir diese - kein Preprint - Studie zu #LongCovid: journals.plos.org/plosone/articl… (10/25)
Oder welche Zahlen wie nennen: Eine Schweizer Kohortenstudie. Ergebnis: 26% der betroffenen Menschen hatten sich nach 6-8 Monaten noch nicht komplett erholt. Oder: 74 % der Menschen hatten sich nach 6-8 Monaten vollständig erholt. Mein Plädoyer: Auch das mal sagen! (11/25)
Um nicht unnötig Angst zu schüren. Generell, auch Zahlen nennen, die neue Hinweise geben. So wie diese Woche aus GB zu Todesfällen bei Kindern: Von 3/2020 bis 2/2021 sind 21 Kinder gestorben. Vorerkrankungen spielten eine Rolle. nature.com/articles/d4158… (12/25)
Für mich auch als Mutter waren das sehr wichtige, fundierte Zahlen. Auch diese Information sah ich nach Veröffentlichung bei @MKreutzfeldt: . Auch wegen seiner täglichen sachlichen Einordnung der Corona-Lage in D (DANKE!) Folge-Empfehlung! (13/25)
Generell, die vielen Studien inzwischen, die uns darauf hinweisen, welche Rolle soziale Ungleichheit spielt: u.a. link.springer.com/article/10.100… oder zu psychischen Faktoren dieses Preprint: mdpi.com/1660-4601/18/1… (14/25)
Welche Aufreger noch in letzter Zeit? Ah ja. Die Diskussion über die #STIKO. Alle, die jetzt auf der Zahlenbasis eine Impfempfehlung für Jüngere fordern, mögen bitte auch darüber diskutieren, was das für eine Institution und die Regeln für solche Entscheidungen langfristig heißt
Darf die #STIKO einmalig "anders" entscheiden? Oder dann immer nach einem d. die öffentliche Diskussion geformten Rahmen? Das ist eine wichtige Frage, denn wir wissen, Vertrauen in Institutionen ist ein hohes Gut in einer Pandemie und beim #Impfen:
bmjopen.bmj.com/content/11/6/e… (16/25)
Was noch: Zahlen aus Israel im Juni. Die bestätigten, dass #Delta alles schwieriger macht & teils reflexhafte Reaktionen auslösten. Dabei auch da: Dass die Impfung nach wie vor "sehr gut vor einer schweren Erkrankung und Krankenhausaufenthalten" schützt tagesschau.de/ausland/asien/…
Zu dem Thema empfehle ich diesen einordnenden Hintergrundartikel: spektrum.de/kolumne/delta-… (18/25)
Erwartet hätte ich u.a. wegen dieses Wissens zu #Delta eine Diskussion, ob wir genug auf alte/neue Risikogruppen schauen: Menschen mit Vorerkrankungen. Welche Schutzkonzepte gibt es? Sind Pflegeeinrichtungen gerüstet, so lange keine Booster. Studien ü. Ausbrüche trotz (19/25)
Impfungen gibt es ja, u.a. hier: eurekalert.org/pub_releases/2…. Vielleicht kommt die Diskussion ja noch. Worauf ich auch warte: Dass darüber gesprochen wird, ob die 48-Stunden Regel bei der Gültigkeit von Schnelltests als Nachweis zu kippt (auf kürzeren Zeitrahmen). Grund: (20/25)
Alles, was wir über die schnellere Verbreitung von #DeltaVariante wissen: Ein neues Preprint (again: Preprint) hat da sehr eindrückliche Hinweise: virological.org/t/viral-infect…, Einordnung hier: (21/25)
Ebenfalls fehlt mir: Diskussion über aktuelle Untertestung (Sommerferien) - und ob nach den Ferien nicht an allen Schulen PCR-Tests als Screening nötig sein müssten. Plus: Luftfilter. Wenn sie da sind - wer wartet sie? Oder wird es so wie bei den Geräten bei #Digitalisierung?
Zur Wirksamkeit von Tests an Schulen - und zum möglichen Effekt der aktuell wegfallenden Tests dort (Annahme wachsende Dunkelrate, wir liegen als evtl. noch höher!) hier eine Modellierung @FraunhoferITWM zum Frühjahr: itwm.fraunhofer.de/content/dam/it… (23/25)
Nach inzwischen 2 Tassen Kaffee noch zwei Tipps: Eine sehr spannende Datenanalyse aus Singapur und eine weitere Folgeempfehlung für ebenfalls immer spannende Zahlen, Einordnungen, Hinweise: @BMauschen (DANKE!). Und zum Abschluss: Wie viele Tote darf es
geben? Wie viel #LongCovid? Welche Schäden richten im Gegenzug Corona-Beschränkungen an? Und was ist da die Grenze? Die kann "die Wissenschaft" nicht beantworten. Da müssen wir als Gesellschaft ran. Das wäre auch immer gut, das in den Diskussionen zu beachten. (25/25)
Nachtrag: Danke fürs das Wahrnehmen der Gedanken & Analysen! Es war möglich, weil ich nach meiner zweiten Impfung gestern 💪🏻 eine Nacht mit wenig Schlaf hatte und dann heute sehr früh dachte, kann ich auch was anderes machen in der Zeit. #ImpfenSchuetzt
Nachtrag II: Da kommt sie, die Diskussion über den Schutz trotz Doppel-Impfung gefährdeter Menschen und Überarbeiten der Schutzkonzepte für u.a. Pflegeeinrichtungen:

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