Die Bundesregierung will weniger Steuern von den Gewinnen österreichischer Konzerne. Die Verteilungswirkung dieser Körperschaftsteuer-Senkung ist bedenklich. Die Schere zwischen Arm und Reich geht dadurch auf. Ein Verteilungsanalyse-Thread 1/10 #zib2#imzentrum#Steuerreform
Es gibt kaum etwas in Österreich, das ungleicher verteilt ist, als der Besitz von Unternehmen. Ganz wenige Personen besitzen extrem viel dieses Vermögenstyps. Die große Mehrheit der Menschen besitzt ganz wenig oder nichts. 2/10
Dementsprechend sieht eine Auszahlung der Unternehmensgewinne an die Eigentümer aus. Nimmt man an, dass die Unternehmen die Steuersenkung an ihre Eigentümer weitergeben, dann gehen pro 10 Euro Ausschüttung 8,60 Euro an das reichste Zehntel der Haushalte im Land. 3/10
Das ist die absolute Untergrenze. Zur dieser Schätzung kommt man mit den besten österreichischen Daten, die Vermögende aber immer noch systematisch untererfassen. Hätte man bessere Zahlen, wäre es noch viel eindeutiger. 4/10
Für Deutschland berechnet @SBachTax, dass die Hälfte der Senkung der Unternehmenssteuern an das reichste Tausendstel der Haushalte geht, 70% an das reichste Hunderstel. Mit besseren Daten würde das in Österreich vielleicht auch so aussehen. 5/10
Die Analyse der Geschäftsberichte der 10 größten österreichischen Unternehmen - die sich jährlich 75 Millionen ersparen werden - bestätigt das Bild in groben Zügen. Inländische Banken, in- und ausländische Konzerne und eine Handvoll Privatpersonen erhält den Löwenanteil. 6/10
Nun könnte man einwenden, dass knapp ein Viertel Streubesitz bei den 10 umsatzstärksten Unternehmen ja auch Kleinanleger begünstigt. Doch auch dort ist der Aktienbesitz viel stärker in den reicheren Vermögenschichten zu finden. Reichere Haushalte besitzen eher Aktien. 7/10
Knapp 3.000 Unternehmen erhalten drei Viertel der gesamten Steuersenkung (jährlich rund 800 Millionen). Zahlen die Betriebe die Summe aus, können sich eine Handvoll vermögender Österreicher in den nächsten Jahren über zusätzliche Millionenzahlungen freuen. 8/10
Durch die Senkung der Körperschaftsteuer, die hauptsächlich den größten österreichischen Unternehmen zu gute kommt, wird die Ungleichheit in Österreich daher steigen. Auf diesen Teil der Steuerreform könnte das Land daher getrost verzichten. 9/10
Ein Policy Brief zur Körperschaftsteuer von @mom_inst mit noch mehr Details folgt in Bälde. 10/10
P.S.: Danke an meine neue Kollegin und Koautorin des Policy Briefs @SophieCAch, sowie @MattiasMuck für die exzellente Datenanalyse, und @lisahanzl und @perieraslan für die Durchsicht der Geschäftsberichte der Top10 Unternehmen. 10/10
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Eine #Ausgabenbremse richtet mehr Schaden an als sie hilft. Die Ausgaben der Gesellschaft für Alterung und gegen Klimakrise werden in den nächsten Jahren/Jahrzehnten steigen. Sie sind notwendig und gehören vernünftig finanziert, nicht im Keim erstickt. Ein Thread: 1/18
Die Lebensqualität in Österreich ist eine der höchsten weltweit. Das liegt auch an den Ausgaben, die der Staat für uns tätigt: Absicherung im Alter, bei Armut oder Krankheit, Bildung für die Jugend, exzellente Infrastruktur. 2/18
Der Sozialstaat hebt hierzulande 600.000 Menschen bis 65 über die Schwelle, unter der sie armutsgefährdet wären. Da sind Pensionisten, die ohne Mindestpension in Altersarmut leben würden, noch gar nicht eingerechnet. 3/18
Das heute gestartete Arbeitsmarktprogramm #Sprungbrett der Bundesregierung für Langzeitarbeitslose dürfte für 2021 eine ziemliche 'Mogelpackung' werden. Thread 1/6 derstandard.at/story/20001278…
Laut Artikel gibt es 2021 keinen einzigen Cent mehr für Arbeitslose. Man verpackt einfach bestehende Programme neu, nennt sie aber jetzt Sprungbrett. Das Zauberwort heißt Umschichtung. 2/6
Auf Deutsch: Falls es mehr Geld für Langzeitarbeitslose geben soll, müsste es bei gegebenem Budget bei anderen Gruppen (Wiedereinsteigende Mütter, Über 50, Junge unter 25) gekürzt werden. 3/6
2,8% Preissteigerung zum Vorjahr. Wird die Teuerung in Zukunft schlimmer? Die Antwort: Nein. Höchstwahrscheinlich ist die leicht höhere Inflationsrate nur vorübergehend. Derzeit wirken einmalige Effekte aus der Pandemie nach. 1/11 derstandard.at/story/20001274…
Aktuell erleben wir folgendes Phänomen: Während der Pandemie letztes Frühjahr sind die weltweiten Ölpreise und damit auch die Benzin/Dieselpreise an der heimischen Zapfsäule stark gesunken. Niemand brauchte Öl, wenn alles stillsteht. 2/11
Jetzt passiert das Umgekehrte: Wie in jeder Wirtschaftserholung zuvor steigt auch der Ölpreis wieder. Weil er aber letztes Jahr so stark gesunken ist und daher auf einem niedrigen Level lag, wirkt der prozentuelle Anstieg der Treibstoffpreise jetzt umso größer. 3/11
Die Wissenschafter am @IHS_Vienna fürchten um politische Einflussnahme, schreibt @KordikHanna. Mich treibt eine weitere Frage um: Kämen wir mit @Lars_Feld als IHS-Chef zusätzlich zu @GFelbermayr als WIFO-Chef einem weltanschaulichen Einheitsbrei zu nahe? Eine kurzer Thread 1/6
Der eine gilt deutschen Medien als 'Streiter für den Markt', der andere als 'Stimme, die für den freien Markt einsteht'. Der eine war Beiratsvorsitzender der marktliberalen @Eco_Austria, der andere ist es noch von der wirtschaftsliberalen @AgendaAustria. 2/6
Zumindest die Übernahme der Chefsesseln der beiden größten Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich wäre den Wirtschaftsliberalen damit gelungen. Die wirtschaftspolitische Beratung wird künftig daher kaum jemals den Staat, dafür fast immer den Markt als Lösung sehen. 3/6
Der wichtige Player Wirtschaftsbund schlägt die Pflöcke für eine Reform des Arbeitslosengeldes ein, berichtet @DiePresse_Eco heute. Seine extremen Vorschläge kommen zur Unzeit mitten in die größte Arbeitsmarktkrise Österreichs seit dem zweiten Weltkrieg. Ein Thread 1/13
Zum Setting: Aktuell zahlt das AMS arbeitslosen Menschen zunächst 55%-60% des vorherigen Einkommens. Das ist im internationalen Vergleich mit west- und nordeuropäischen Sozialstaaten einer der geringsten Werte überhaupt. Das soll nun „reformiert“ werden. 2/13
Im Verlauf der rund 12 Monate könnte zunächst leicht mehr gezahlt werden, z.B. 70% für 2-3 Monate, die aber mit der Zeit absinken auf 40% des vorherigen Nettoeinkommens. Das ist noch viel weniger als die 55%, die jetzt als Grundbetrag gezahlt werden. 3/13
Ist #Sprungbrett das gleiche wie die #Aktion20000? Bringt sie den Langzeitarbeitslosen gleich viel? Nein. Es gibt einen entscheidenen Unterschied. Ein Thread 1/11
Die Aktion 20.000 setzte auf öffentliche Jobs, Sprungbrett setzt auf private Jobs bei Betrieben. Klingt beides gut, ist aber ein anderes Konzept mit ganz anderen Wirkungen. 2/11
In Sprungbrett bezahlt der Staat den Unternehmen Lohnzuschüsse an Betriebe, damit sie Arbeitslose anstellen. Problem dabei: Welcher Betrieb wird wirklich einen zusätzlichen dauerhaften Arbeitsplatz schaffen, nur weil er für 12 Monate eine 50%-Förderung des Gehalts bekommt. 3/11