2,8% Preissteigerung zum Vorjahr. Wird die Teuerung in Zukunft schlimmer? Die Antwort: Nein. Höchstwahrscheinlich ist die leicht höhere Inflationsrate nur vorübergehend. Derzeit wirken einmalige Effekte aus der Pandemie nach. 1/11 derstandard.at/story/20001274…
Aktuell erleben wir folgendes Phänomen: Während der Pandemie letztes Frühjahr sind die weltweiten Ölpreise und damit auch die Benzin/Dieselpreise an der heimischen Zapfsäule stark gesunken. Niemand brauchte Öl, wenn alles stillsteht. 2/11
Jetzt passiert das Umgekehrte: Wie in jeder Wirtschaftserholung zuvor steigt auch der Ölpreis wieder. Weil er aber letztes Jahr so stark gesunken ist und daher auf einem niedrigen Level lag, wirkt der prozentuelle Anstieg der Treibstoffpreise jetzt umso größer. 3/11
Tatsächlich kehren die Treibstoffpreise aktuell aber einfach auf das Niveau zurück, das sie schon einmal vor Corona hatten. Für einige Monate werden sie daher sogar die Inflationsrate als Ganzes zwischenzeitlich hinauftreiben. 4/11
Ein große dauerhafte Teuerung wie in den 1970ern (zB über 10% jährlich) steht uns aber wohl nicht bevor. In ein paar Monaten ist der Spuk wohl vorbei, die Inflationsrate wird wieder sinken. Schon jetzt sieht man das anhand der niedrigeren Inflation ohne Energiepreise. 5/11
Dann werden die Verwerfungen vorbei sein, die aktuell noch für steigende Rohstoff- und Transportpreise sorgen. Während Corona wurden Produktionskapazitäten abgebaut oder eingestellt. Es dauert zwar, bis sie wieder aufgebaut sind. Aber dann wird es Preissteigerungen dämpfen. 6/11
Eigentlich wäre eine höhere Inflationsrate eine gute Sache, wenn sie Ergebnis eines kräftigen Aufschwungs nach Corona ist. Weil dann die Löhne ebenfalls steigen, sogar mehr als die Preise, und die realen Löhne für die Menschen steigen. 7/11
Aktuell ist das leider nicht der Fall, die Preise (2,8%) steigen schneller als die Löhne mit 1,6% (Tariflohnindex). Deswegen ist die Inflation vor allem ein Problem für Niedrigverdiener. 8/11
Für Inflationsverlierer mit wenig Einkommen könnte sich die Politik einen finanziellen Ausgleich überlegen. Ein zielgerichteter Konsumgutschein für Niedrigverdiener und Corona-Verlierer könnte Abhilfe schaffen. 9/11
Zu den Inflationsverlierern gehören seit Jahren übrigens schon (Neu-)Mieter. Von allen Kategorien trieben Mieten die Inflationsrate am stärksten an. Hier braucht es endlich ein großes Mietenpaket der Bundes- und Landesregierungen, um die Welle steigender Mieten zu brechen. 10/11
Wer mehr zum Thema Inflation mehr wissen will, kann übrigens meinem Kollegen @alexanderwhuber folgen, der regelmäßig untersucht, wen höhere Inflationsraten tatsächlich treffen. 11/11
Die Wissenschafter am @IHS_Vienna fürchten um politische Einflussnahme, schreibt @KordikHanna. Mich treibt eine weitere Frage um: Kämen wir mit @Lars_Feld als IHS-Chef zusätzlich zu @GFelbermayr als WIFO-Chef einem weltanschaulichen Einheitsbrei zu nahe? Eine kurzer Thread 1/6
Der eine gilt deutschen Medien als 'Streiter für den Markt', der andere als 'Stimme, die für den freien Markt einsteht'. Der eine war Beiratsvorsitzender der marktliberalen @Eco_Austria, der andere ist es noch von der wirtschaftsliberalen @AgendaAustria. 2/6
Zumindest die Übernahme der Chefsesseln der beiden größten Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich wäre den Wirtschaftsliberalen damit gelungen. Die wirtschaftspolitische Beratung wird künftig daher kaum jemals den Staat, dafür fast immer den Markt als Lösung sehen. 3/6
Der wichtige Player Wirtschaftsbund schlägt die Pflöcke für eine Reform des Arbeitslosengeldes ein, berichtet @DiePresse_Eco heute. Seine extremen Vorschläge kommen zur Unzeit mitten in die größte Arbeitsmarktkrise Österreichs seit dem zweiten Weltkrieg. Ein Thread 1/13
Zum Setting: Aktuell zahlt das AMS arbeitslosen Menschen zunächst 55%-60% des vorherigen Einkommens. Das ist im internationalen Vergleich mit west- und nordeuropäischen Sozialstaaten einer der geringsten Werte überhaupt. Das soll nun „reformiert“ werden. 2/13
Im Verlauf der rund 12 Monate könnte zunächst leicht mehr gezahlt werden, z.B. 70% für 2-3 Monate, die aber mit der Zeit absinken auf 40% des vorherigen Nettoeinkommens. Das ist noch viel weniger als die 55%, die jetzt als Grundbetrag gezahlt werden. 3/13
Ist #Sprungbrett das gleiche wie die #Aktion20000? Bringt sie den Langzeitarbeitslosen gleich viel? Nein. Es gibt einen entscheidenen Unterschied. Ein Thread 1/11
Die Aktion 20.000 setzte auf öffentliche Jobs, Sprungbrett setzt auf private Jobs bei Betrieben. Klingt beides gut, ist aber ein anderes Konzept mit ganz anderen Wirkungen. 2/11
In Sprungbrett bezahlt der Staat den Unternehmen Lohnzuschüsse an Betriebe, damit sie Arbeitslose anstellen. Problem dabei: Welcher Betrieb wird wirklich einen zusätzlichen dauerhaften Arbeitsplatz schaffen, nur weil er für 12 Monate eine 50%-Förderung des Gehalts bekommt. 3/11
Man kann es nicht weniger drastisch formulieren, das würde dem Anlass nicht gerecht: Im November 2020 räumen die Unternehmervertreter den Staat aus. Solch eine Regelung ist dem Steuerzahler gegenüber absolut unverantwortlich. #Umsatzersatz 1/13
Zunächst: Der Ersatz des Umsatzes bezieht sich nicht auf November 2020, sondern auf November 2019. Außerdem werden andere Förderungen nicht abgezogen, die es schon gibt: Kurzarbeit, und eventuell (?) der Fixkostenzuschuss. Warum ist das hochproblematisch? 2/13
Wer andere Förderungen für Kosten der Unternehmer nicht auf den #Umsatzersatz anrechnet, der bezahlt die Unternehmer doppelt. Sie bekommen ihre Personalkosten zwei Mal! Einmal durch die #Kurzarbeit, einmal durch den Umsatzersatz. Das ist eine massive Überförderung! 3/13
Pandemie hin oder her. Es gibt kein Jahr ohne Debatte über das #Pensionssystem. Unverändert: die Argumente der Privatpensionsverkäufer:
- Pensionskosten steigen!
- Demografische Falle!
- Hoher Zuschuss aus Budget!
- Private Pensionen stärken!
Zeit für ein paar Fakten. Thread 1/18
Gleich vorweg: Das gesetzliche österreichische Pensionssystem ist sicher! Das sogenannte #Umlageverfahren bietet die beste aller Welten aus zwei Faktoren: Eine angemessene #Pensionshöhe, um #Altersarmut zu vermeiden. Und die Finanzierbarkeit/Nachhaltigkeit des Systems. 2/18
Staatlich funktioniert besser. In Ö erhalten Durchschnittsverdiener fast 80% (vor Steuern) und über 90% (nach Steuern) als gesetzliche #Pension im Vergleich zum Gehalt davor. OECD-Länder mit freiwilliger privater Säule zahlen trotz privatem Anteil wesentlich weniger Pension. 3/18
Lange vom #Arbeitsministerium versteckt, jetzt endlich zur Veröffentlichung freigegeben: Die fiskalische Analyse der #Aktion20000 von @IHS_Vienna. Was steht drinnen? Nach dem ersten Drüberlesen eine Analyse als Thread: 1/15
Zuerst: Warum ist das wichtig? Weil sich das Arbeitsmarktproblem durch den Privatsektor alleine während Corona nicht lösen wird. Ohne staatliche Programme für #Langzeitarbeitslose wird die Zahl der Langzeitarbeitslosen bald neue Rekordhöhen erreichen. 2/15
Zunächst einmal ein schockierendes Bild. In rot, das passiert mit #langzeitarbeitslosen Menschen, die man sich selbst überlässt. Unternehmen stellen sie nicht ein, nur jedeR Zehnte findet etwas (gelb). Deswegen flüchtet sich ein Viertel in die Pension (hellblau). 3/15