Letzte Woche „Altern im Zeitraffer“, diese Woche Demenz, nächste Woche dann Krebs?
Warum bleiben wir nicht bei dem, was die Studie aussagt, anstatt zu spekulieren? Sie sind kein Neurologe & ich bin keine Neurologin, aber die Autoren des Papers sind es und die AutorInnen des
Papers nehmen die Worte Demenz oder Neureodegneration nicht mal in der Diskussion in den Mund!

Die beschreiben nämlich in der Arbeit, dass Sars-Cov2 bei Menschen & in Versuchen an Hamstern & Mäusen eine bestimmte Zellsorte, die die innere Wand von Blutgefäßen, das Endothel, aus-
kleiden, im Hirn angreifen & damit die kleinen Gefäße schädigen kann (dass Endothelzellen geschädigt werden können, ist beschrieben, aber auch umstritten).
Wichtig ist dabei u.a. ein kleines Detail, nämlich, dass der Effekt im Tierversuch über die Zeit beobachtet wurde & hier
(zumindest beim Hamster, bei der Maus fehlt leider der späte Untersuchungszeitpunkt - das sollte so nicht sein! -) der Effekt reversibel (also nicht dauerhaft) war.
In der Folge beschreiben die Autoren den Mechanismus dahinter, nämlich dass ein Einweiß-spaltendes Enzym eine (gut
bekannte) Zelltodkaskade in den befallenen Zellen auslöst & dass diese durch eine Kinase (ein weiteres Enzym, das aber Phosphatketten an Eiweiße hängt und damit Informationen weiterleitet) reguliert wird.
Und dann machen sie das Spannende an dem Paper: sie nutzen einen Inhibitor
gegen die Kinase (genauer, gegen ein davor gelagertes Signal) & konnten damit zeigen, dass dieser die Gefäßschäden in den Mäusen verhindert. Sie zeigen damit eine mögliche präventive therapeutische Intervention.

Es wird hier nicht nur Demenz NICHT untersucht, den AutorInnen geht
es ganz klar darum, neurologische und psychologische Effekte einer AKUTEN und POST-AKUTEN Coviderkrankung zu verstehen und einen Therapieansatz für diese zu finden.

Ich bezweifele, dass dieses Studiendesign überhaupt geeignet wäre, neurodegenerative Erkrankungen zu untersuchen.
Nachtrag: oben muss es Phosphatreste, nicht Phosphatketten heißen, um hier biochemisch korrekt zu bleiben. (Zu viel Stoffwechsel gemacht gestern… 🙄).

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More from @F_I_Briest

24 Oct
Ich möchte etwas Nachdenkliches mit euch teilen.
Im Dezember war ich Ziel eines Shitstorms, da wurde mein Privatleben durchwühlt, mein Arbeitgeber kontaktiert, mit dem Vorwurf ich hätte Schnelltests geklaut (die zum Zeitpunkt bereits für Fachpersonal zu kaufen waren), immer
wieder mein Arbeitgeber und meine Partei getaggt.
Das ist zwar etwas abgeflaut, aber obwohl ich die Identität meiner Kinder seit Jahren konsequent schütze (schon lange vor Covid, wegen Morddrohungen durch Nazis während meiner aktiven politischen Zeit), wurde ich auch schon
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23 Oct
Herr @lauterbach, das ist so nicht richtig! Selbst im Abstract der Studie steht bereits, dass Kinder signifikant seltener Post-Covid/#LongCovid bekamen als Erwachsene! Das trifft sowohl auf die incidence rate als auch auf die incidence rate ratio zu, die bereits die Image
Kontrollgruppe berücksichtigt.
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20 Oct
Interessante Publikation vom @rki_de vom 06.10.2021 (rki.de/DE/Content/Inf…) und ich frage mich, wer da gerade hinters Licht geführt werden soll:

Die Darstellung drückt aus, dass es bei #2G einen 100%igen Schutz, bei 3G aber nur einen 99%igen gebe.
Abgesehen, dass bei dieser
3G Veranstaltung immer noch etwa 2/3 ungetestet blieben -
wäre es nicht ehrlicher, ein realistisches Risikoauch bei einer 2G Veranstaltung darzustellen & dafür ggf. mehr als 100 Menschen beispielhaft zu zeigen, z.B. 2500 um damit z.B. mindestens den einen infektiösen
#Berghain-Fall vom 03.10. abzubilden?

Oder, um noch ehrlicher zu sein, die Lancet Zahlen aus der Publikation von Tartof et al. zu nehmen und (thelancet.com/journals/lance…) von durchschnittlich 73% Schutz gegen Infektion zu auszugehen und dann die Zahlen zur Infektiosität von
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20 Oct
Ich denke, mit mehr 2G und einer höheren Zielimpfquote kommen wir nicht weiter, wenn das Ziel ist, die tatsächlichen Fallzahlen zu senken. Was ich für ein mittlerweile recht aussageloses Ziel halte, da die Verteilung der Infektionen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen viel
relevanter sind als die reinen Zahlen. Die Infektionen müssen bei denen verhindert werden, die nicht gut von der Impfung profitieren.

Die Impfquote per Gießkanne erhöhen zu wollen (und damit jetzt vor allem die Jugend in die Pflicht zu nehmen, anstatt nochmal gezielt Ältere
anzusprechen), macht angesichts der Tatsache, dass immer mehr dafür spricht, dass Herdenimmunität mit COVID-19 nicht möglich sein wird, nur begrenzt Sinn um schwere Verläufe zu verhindern.
In Kombination mit der mE. Fehleinschätzung, 2G verhindere Infektionen, eine brisante
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19 Oct
Seit einigen Tagen kursiert auf Twitter eine Studie, die zeigen soll, dass eine #COVID19 Infektion zu schnellerer #Alterung führt.

Hier ein Versuch der Einordnung in verständlicher Sprache ⬇️⬇️⬇️

(die KollegInnen mögen mir Vereinfachungen zum besseren Verständnis verzeihen).
1/
Es handelt sich um eine Studie (ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/P…; bereits vom Juni 2021!), in der die AutorInnen folgendes gemacht haben:

1️⃣ Aus 117 Covid-PatientInnen und 144 Nicht-Covid Probanden (das ist für eine medizinische Studie sehr wenig!) Blut entnommen und die Immunzellen 2/
isoliert (Rote Blutkörperchen halten keine relevante Erbinformation mehr, daher macht es keinen Sinn, diese für die Studie zu benutzen und so wurden nur die Immunzellen analysiert). Im Blut befinden sich vor allem „fertige“ Immunzellen, während die Quellen von Immunzellen 3/
Read 33 tweets
17 Oct
Nein, Herr Lauterbach, das steht da nicht.
In dem Paper steht, dass einige CpG Dinukleotide, (das heißt, die DNA Basen C und G nebeneinander, die in der Regel in regulierenden Nicht-Gen Regionen der DNA vorkommen und über Anknüpfung von bestimmen Molekülresten zB das Ablesen von
Genen beeinflussen können) die irgendein Algorithmus mal mit biologischem Alter in der Verbindung gebracht hat, nach Covid Infektion verändert sind. Das könnte zB heissen, dass die Infektion den Körper derartig stresst (die Fälle haben eine hohe Quote sehr schwerer Fälle, zB 35%
beatmet), dass man nach der Infektion etwas stärker gealtert ist als man das sonst getan hätte (etwa im Verhältnis 1:3 wobei die absolute Quantifizierung so artifiziell berechnet ist und so große Confidenzintervalle hat, dass ich auf die absoluten Zahlen wenig geben würde).
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