PredMed_Jer23 #twitterpredigt zum 1. #Advent.
Den Text gibt es hier (#Basisbibel):
die-bibel.de/bibeln/online-…
Es geht um die Verse 5-8.
Ein neuer Spross, ein Neuanfang, ich habe sofort Weihnachtsfeier- und Adventslieder im Ohr: Es ist ein Ros' entsprungen, Oh Heiland aus der Erden spring... Es sprießt das neue Leben, es keimt eine neue Hoffnung. Aus dem Stamm Davids, dem Haus der Könige Israels und Judas.
Über aufkeimende Hoffnung könnte man gut predigen in diesem Advent, aber leider auch, wie sie wieder zunichte gemacht wird. Man hatte sich gefreut auf ein Weihnachten ohne Corona, der Krug ausgebucht mit Feiern, jetzt Monster-Inzidenzen und eine neue Virusvariante, geh weg!
Ein Hoffnungskeim ist eben zart und grün, denn kann man leicht kaputttrampeln. Das hat übrigens auch Herodes versucht, nachdem Jesus geboren wurde in Bethlehem, der Stadt Davids. Tottreten, das Kind, die Hoffnung, den Neuanfang. Blutige Stiefel statt grünen Pflänzchen.
Hoffnung braucht Mut in diesen Tagen, Hoffnung braucht Kraft und Willen. Jeremia weiß das. Er ist ein Prophet, dem niemand zuhören will. Er muss leiden unter der Ablehnung im Volk, der Gewalt durch die Mächtigen. Deshalb dominiert in seiner Hoffnung ein Wort: Gerechtigkeit.
Dies ist jetzt nicht die Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Auf ein Paradies am Ende unseres Leidensweges. Es ist die Vision einer gerechten Welt. Und er, der Sproß aus dem Stamm Davids, soll es richten.
Interessant, dass die Bibel immer die Gerechtigkeit von oben her denkt. Nicht die Armen und Elenden werden die Gerechtigkeit durchsetzen, sondern der König. Ja eigentlich sogar Gott selber.
Das wird ein Wunder sein, so schwärmt Jeremia, das sogar das größte Wunder unserer Geschichte in den Schatten stellt: Die Rettung aus Ägypten. Und man sieht förmlich wie seine Augen leuchten.
Gerechtigkeit von oben: wie Wasser gießt Gott sie aus, und durch die milden Hände des Königs fließt sie in das Land, zu seinem Volk. Nicht mehr korrupte, selbstverliebte Monarchen, die sich und ihren Günstlingen die Taschen füllen. Ein Märchen.
Aber es kam anders. Wir Christen glauben, dass die Gerechtigkeit gekommen ist, mit dem Sproß aus dem Stamme Davids. Und so sehr Gott dabei seine Finger im Spiel hatte, und es das Wunder aller Wunder war: Die Gerechtigkeit kam von unten.
In einem Stall, auf einem Esel. Ständig in Gefahr totgetreten zu werden, ausgelacht oder eingesperrt. Ein König aus dessen Händen Gerechtigkeit wie Wasser fließt. Aber er sitzt nicht auf dem Thron, von dem es milde herabtröpfelt. Er ist im Staub der Straße.
Mit Fischern und Herumtreibern, Ausgestoßenen und Prostituierten gibt er sich ab, mit Betrügern und Abzockern, mit gewalttätigen Fundis und anstrengenden Besserwissern. Gerechtigkeit von ganz unten.
Keimt da eine Hoffnung für uns? Wir müssen wieder lernen an Wunder zu glauben, nicht im Sinne eines göttlichen Knalls, und alles ist wieder gut. Sondern etwas gutes wächst aus dem ganzen Dreck um uns herum. Und in uns drin.
Advent handelt von einem Gott, der nicht aufgibt. Der immer wieder neu anfängt. Plötzlich erkennen wir den König in dem Mann auf dem Esel. Rufen gemeinsam Hosianna, und gewinnen Hoffnung, dass etwas gut werden kann.
Plötzlich erkennen wir den König im Kind in der Krippe, und beugen unsere Knie. Wir sind noch nichtmal dazu gekommen unsere Stallsachen auszuziehen und begegnen dem Herrn und Heiland der Welt. Hosianna.
Wir erkennen den König im Mann am Kreuz. Himmelschreiende Ungerechtigkeit. Gewalt statt Gerechtigkeit, Mord statt Leben, Dornenkrone statt Siegeskranz. Und Gott hört doch nicht auf zu glauben, zu hoffen und zu lieben, dass aus uns Menschen noch was wird.
Seine geliebten Kinder. Er hält daran fest, er lässt nicht los, er wendet sich nicht ab, er lässt dem Tod und der Ungerechtigkeit nicht das letzte Wort.
Jetzt sind wir gefragt: Wollen wir es riskieren? Weiter zu hoffen, auch wenn es wirklich schwerfällt? Weiter zu glauben, auch wenn wir ausgelacht werden? Weiter zu lieben, auch wenn es riskiert, immer wieder verletzt zu werden?
Es ist ein Wunder, kein politisches Programm und keine Coaching-Übung. Es ist der Keim von Gottes Wirken in uns und in der Welt. Treten wir ihn nicht kaputt, sondern geben ihm Raum und Licht. Macht hoch die Tür. Amen
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17 Nov
Ich hol das mal hier in meine Timeline, die Diskussion selber ist beendet durch rhetorische Kapitulation der Gegenseite. Aber das, was in diesem Tweet deutlich wird, nenne ich gerne die #JediFalle. #Thread
Wir haben - und da sind wir Christen (und @EliyahHavemann, gib's zu, auch ihr Juden) nicht ganz unschuldig mit unseren Schriften, ein besonderes Faible für den Underdog. Für die Rebellen. Eine kleine Auswahl:
Abel ist der jüngere Bruder, der Nomade, Kain der ältere, Stärkere, der Bauer mit Haus und sicherer Nahrung. Kein ist böse, Abel das Opfer. Klare Sympathieverteilung.
Read 21 tweets
16 Nov
Ich bin einig mit @maithi_nk ich war gegen #Impfpflicht und sie wäre eine gute Sache gewesen. Sie hätte manchen unserer Älteren das Leben gerettet. Und den Kindern eine #Schulschließung erspart. Jetzt ist es wohl zu spät.
Denn mir ist nicht mehr klar, wie man ohne Schulschließung jetzt noch aus der exponentiellen Dynamik rauskommen will. Die Kinderdurchseuchung ist im vollen Gange, der Impfstoff für u12 kommt für uns zu spät (die STIKO-Empfehlung noch später).
Mit den Tests in den Schulen sind wir zuverlässig hinter der Welle, gucken nur zu. Von den Kindern (das zeigen die Heatmaps) steigt der Infektionsdruck auf die älteren Generationen. Weil wir das mit der Impfpflicht verpennt haben, werden dort die Leute krank und sterben.
Read 7 tweets
15 Nov
Gedankenexperiment zur #Kinderimpfung. Gesetzt den Fall, parallel zur mRNA-Impfung von #Biontech entwickelt ein anderer Hersteller eine Lebendimpfung. Mit echten Viren, nicht irgendwelchen Genschnipseln die Eiweißbruchstücke produzieren, sondern Viren, die sich vermehren.
Leider ist diesem zweiten Hersteller misslungen, die Viren abzuschwächen. Studien zeigen: wer diesen Impstoff erhält, macht die volle Infektion durch, mit allen Risiken und Nebenwirkungen von schweren Verläufen bis Langzeitschäden.
Und gesetzt den Fall, dieser Horror-Stoff bekäme die Zulassung und du müsstest wählen: Soll dein Kind Biontech bekommen oder den Lebendimpfstoff? Was würdest du wählen?
Read 5 tweets
15 Nov
Derlei Geschichten wird es einige geben. Fazit: wir Geimpfte müssen uns testen, müssen Masken tragen, müssen Abstand halten und Kontakte einschränken. Um die zu schützen, die sich selbst nicht schützen. Das macht keinen Spaß. Aber es geht um‘s Leben.
Das wäre nervig, aber noch erträglich, wenn wir Geimpften dann nicht noch den ganzen Spott der Impfgegner ertragen müssten: hörig seien wir, unkritisch und dumm. Manipulierbar und gleichgeschaltet.
Hahaha! Du trägst jetzt wieder Maske 😷! Da hat dir ja deine Impfung viel gebracht! Guck? Ich trage keine, bin kerngesund und frei! Kämpfe mit mir gegen den Unterdrücker-Staat, wenn du noch einen Rest Mut und Würde hast! Dann brauchst Du auch keine Maske mehr!
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14 Nov
Seufzen und Sehnen. Lange kannte man das hauptsächlich im privaten Bereich. Denn als Staat und Gesellschaft, als Kirche und Gemeinde ging es uns unfassbar gut. Aber im Persönlichen gab es viel Kummer, viel unerfüllte Sehnsucht.
Das ist in diesem Jahr anders. Es geht uns nicht gut. Deutschland ist in der Krise. Selbst bei uns steigen die Corona-Zahlen in ungeahnte Höhen. Deutschland ist weltweiter Corona-Hotspot. In den Krankenhäusern füllen sich die Betten, es wird noch richtig eng werden.
Read 26 tweets
13 Nov
Kleiner Thread zum #CoronaDilemma in diesem Herbst. Unsere Regierung ist blockiert, und das hat mehrere Ursachen.
Man hat die vierte Welle unterschätzt. Sie zeigte nach den Sommerferien einen Wendepunkt und man redete sich ein: Die Impfmauer hält, die Inzidenz prallt ab, die Infizierten werden nicht ernsthaft krank. Ein verheerender Irrtum.
Der saisonale Effekt, die Infektiosität und krankmachende Wirkung auch Jüngerer von Delta wurde unterschätzt, die Impfwirkung überschätzt, die Durchimpfung der Jahrgänge 60+ war zu niedrig. So haben wir ungeahnte Inzidenzen UND Hospitalisierungen/ITS-Belegung/Todesfälle. Scheiße.
Read 14 tweets

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