Vor Monaten gab es einen Bericht des🇬🇧Parlaments zum Pandemiemanagement. Eine solche transparente, umfassende & kritische Aufarbeitung der Entscheidungsprozesse fehlt in 🇩🇪. Eine Corona Enquete-Kommission wäre wichtig, ist aber für zeitnahe Verbesserungsvorschläge ungeeignet.
Im September 2021 legten die Ausschüsse für "Gesundheit & Pflege" sowie "Wissenschaft & Technologie" (#UK House of Commons) eine selbstkritische Analyse der britischen Pandemiepolitik vor committees.parliament.uk/publications/7… Ein überparteilicher Bericht des Bundestags ist bislang ausgeblieben
Der Antrag der AfD (30.10.20) auf einen Untersuchungsausschuss wurde abgelehnt bundestag.de/dokumente/text… und stattdessen überlegt, ggf. eine Enquete-Kommission einzusetzen faz.net/aktuell/politi…. Im #Ampel Koalitionsvertrag findet sich davon aber kein Wort.
Bereits im März 2020 beschloss die große Koalition, einen Unterausschuss des Gesundheitsausschusses einzurichten, der sich nur mit Pandemiepolitik befassen sollte. rp-online.de/politik/deutsc…
Die FDP-Bundestagsfraktion (Prof. Andrew Ullmann), sah diesen Corona-Unterausschuss kritisch: „Statt eine Transparenzoffensive zu starten, versteckt die Große Koalition die COVID-19-Debatte in einen unterbesetzten und nicht öffentlichen Unterausschuss“ aerztezeitung.de/Politik/Neuer-…
Im Unterausschuss gab es zwar acht Anhöhrungen bundestag.de/webarchiv/Auss…, doch umfassende und kritische Analysen nach dem Vorbild 🇬🇧 blieben aus. Auch im Archiv der Wiss. Dienste findet sich nichts vergleichbares bundestag.de/ausarbeitungen.
Die "Unterrichtung" durch die Bundesregierung aus dem Juni 2021 mit dem Zweck, "Erfahrungen bei der Bewältigung der Pandemie und Vorschläge zur weiteren Verbesserung der Resilienz Deutschlands bei schweren gesundheitlichen Gefahrenlagen festzuhalten," ... dserver.bundestag.de/btd/19/311/193…
... macht zwar wichtige Vorschläge, formuliert kritische Perspektiven aber meist zwischen den Zeilen. So heißt es abschließend u.a. lapidar, "die Institutionen im Gesundheitssystem haben sich bisher bewährt. Die vielen beklagenswerten Todesfälle bleiben dennoch eine Warnung."
Der @WissRat hatte bereits im Januar 2021 eine weit umfassendere und umfangreichere Analyse (des Wissenschaftssystems während der Pandemie) mit vielen konkreten Verbesserungsvorschlägen vorgelegt wissenschaftsrat.de/download/2021/…, die unverändert relevant bleiben.
Dringend erforderlich sind konkrete/pragmatische Verbesserungsvorschläge für Entscheidungsprozesse & Institutionen (Einzelne zu bashen ist kontraproduktiv). Denn mit Ausstattungsschwachen oder funktionseingeschränkten Strukturen lässt sich der #Omicronwelle wenig entgegen setzen.
Es wäre daher wünschenswert, dass die parlamentarischen Gremien auf Bundes- und Länderebene ihre Verantwortung für politisch-institutionelle Erneuerung und den Ausbau von infrastruktureller & politischer Resilienz nachdrücklicher wahrnehmen würden, als dies bislang der Fall war.
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1/ Die Erschöpfung im 🇩🇪 Gesundheitswesens, die @Lam3th beschreibt, droht fast überall weltweit. Es ist ein globaler Teufelskreis: nicht nur die allgemeine Gesundheitsversorgung würde damit schlechter, sondern auch die Eindämmung weiterer Seuchen deutlich weniger effizient werden
befinden sich alle Gesundheitssysteme in einer Abwärtspirale, die sich unweigerlich mit jeder neuen Welle weiter drehen würde.
3/ Was dagegen tun?
a) Impfen & Eliminierung als Zielsetzung vereinbaren.
b) globale Test- und Impfinfrastruktur aufbauen (inkl. digitalem Impfpasssystem)
c) die nächsten 5 Jahre mind. 20% des jährlichen nat. Verteidigungsbudgets fürs Gesundheit & Gesundheitssicherheit umwidmen
Schon jetzt haben die Gesundheitsämter die Kontrolle verloren. Das bedeutet auch, es gibt keinerlei nennenswertes TTI, um die Verbreitung von Omicron zu bremsen geschweige denn einzudämmen.
Um die gewaltige Wucht dieser beginnenden neuen globalen Pandemie-Welle zu verstehen: die Omicron-getriebene Wachstumsrate in #Südafrika entspricht einer Verdoppelung alle 5 Tage
Nach allem was ich seit Feb 2020 über deutsche Institutionen und Pandemiemanagement gelernt habe, vermute ich, dass Deutschland unzureichend auf ein #Omicron Szenario RO = 8.45 PLUS signifikantem Immunescape vorbereitet ist--weder medizinisch & logistisch noch politisch & mental.
Ungeachtet dessen hat sich in den letzten Tagen die Datenlage, aufgrund derer sich Christian Drosten kürzlich "ziemlich besorgt" zeigte, weiter erhärtet. Damit deutet sich parallel zur massiven 4🌊 eine qualitativ neue Dimension von Worstcase-Szenario an.
Das Superspreader-Ereignis in #Norwegen zeigt, dass wohl die Hoffnung unbegründet ist, die "Fitness" von #Omicron könnte aus unbekannten Gründen in anderen Populationen weniger ausgeprägt als in #Südafrika sein. reuters.com/world/europe/n…
1/ Die Entscheider:innen in🇩🇪verlieren sich Mal wieder im Kleinklein von Weihnachtsschulferien und Fussballstadien. Alles wichtige Themen, aber in der Adventszeit von #Omikron ist es angebracht, einen längerfristigen Blick mit pessimistischer/optimistischer Perspektive zu wagen.
2/ Was würde ein jahrelanger Co-Evolutionsprozess pnas.org/content/118/27… zwischen Immunsystemen & immunescape #SARSCoV2 Varianten bedeuten?
Gibt es Experten, Modellierungen und Szenariengruppen, die die volle Bandbreite der Auswirkungen einer solchen Entwicklung durchspielen?
3/ Sollten sich die Überlastung des Gesundheitssystems & Jojo-Lockdowns wiederholen, kann es nicht mehr ausgeschlossen werden, dass die resultierenden Fliehkräfte ganze Gesellschaften in die Knie zwingen. Es gibt zwar Resilienz, doch diese scheint zu schwach ausgeprägt zu sein.
1/ Und wieder ist jener Punkt erreicht, an dem ein Lockdown unausweichlich scheint, und unmittelbar ein Gegensatz zwischen "Freiheit" und "Gesundheit" artikuliert wird. Muss denn #Covid19 stets in der Alternativlosigkeit dieser Binärität (spricht Abwägungsnotwendigkeit) münden?
2/ Nein. Würde der Staat proaktiv und mit Plan handeln und würde eine effektive Niedriginzidenz-Strategie verfolgt werden, dann bestünde kaum ein Zielkonflikt zwischen Freiheit & Gesundheit. Es ist das passive, planlose Abwarten, dass beiden gleichermaßen schadet.
3/ Ohne Klarheit in der Zielsetzung fehlt auch dem besten Krisenstab der Kompass. Allen ist inzwischen klar geworden, dass die Krankenhausbelegung nicht als Kennzahl in der Pandemie taugt. Mit Hinblick auf die 5 🌊 und mögl. weitere Varianten, gibt es drei wesentliche Kennzahlen:
Infektionsdynamik und Opferzahlen in Brasilien, Japan und Deutschland im Vergleich verdeutlichen: der Wettlauf gegen das Virus wird an der Impffront gewonnen oder verloren.
Die vierte Welle ist wegen der Impflücke unkontrollierbar. Nach einem starken Start, gingen die Impfungen in Deutschland ab Juni zurück und verharrten auf niedrigem Niveau. Schon damals hätte man politisch gegensteuern müssen, ansatt abzuwarten bis in den Herbst.