Ok, ich glaube, wir müssen mal über den Begriff "Einsatz militärischer Gewalt" reden. Es scheinen hier ganz wilde Konzepte und Bilder zu herrschen, was wir in einem bewaffneten Konflikt/Krieg machen würden. #Rant🔛
Vorweg:
Der Einsatz des Militärs ist die #UltimaRatio. Und warum dieser Satz keine Binse ist, werde ich gleich erläutern.
Wenn es IRGENDEINE Möglichkeit auf eine friedliche Lösung gibt, dann schickt keine Soldaten!
Wenn das Militär in einem Krieg/Konflikt eingesetzt wird, dann ist aber die gezielte Anwendung militärischer Gewalt - im Rahmen der vorgegebenen Rules of Engagement - das, WESWEGEN wir da sind. Sonst könnte es andere machen! Sonst könnte (sollte?) man lieber Polizei schicken!
Was ist der Unterschied zwischen militärischer und polizeilicher Gewalt? Verhältnismäßigkeit.
In einem Krieg muss ich allenfalls die Verhältnismäßigkeit möglicher zivilen Opfern zu legitimen Zielen abwägen (und das wird auch idR getan, mit Rechtsberatern etc etc)
Aber gegenüber legitimen militärischen Zielen - dem Taliban, der uns gerade beschießt, dem IS-Geiselnehmer oder der russische Speznaz, gibt es kein Verhältnismäßigkeitgebot im Rahmen der militärischen Kriegsführung. D.h. ich darf literally mit Kanonen auf fdl Spatzen schießen.
Und ja, wie ich an anderer Stelle bereits beschrieben habe, verfügen wir natürlich auch über Eskalationsstufen, gerade im Umgang mit Zivilisten oder unbewaffneten Feinden!
Aber als Soldat muss ich mich gegnüber Feinden lediglich an die Genfer Konvention halten, d.h. Verwundete sind zu versorgen, Gefangene machen, wenn sie sich ergeben.
Aber - und das sollte jeder mal ganz klar verstehen - wir machen nicht "kampfunfähig".
Wenn wir irgendwo eine Tür aufsprengen und in ein Objekt eindringen und hier bewaffneten (!!!) Feinden gegenüberstehen, die sich nicht ergeben, dann werden diese bekämpft, bis Wirkung im Ziel ist. Ich fange in der letalen Zone rund ums Herz an und arbeite mich ins Gesicht. Punkt.
Ich habe keine Zeit, zu zögern oder erstmal eine Kapitulationsaufforderung zu stellen! Ich kann nicht den Leuten ins Bein schießen oder auf die Schutzplatte! Wir haben nicht nur ein Objekt und nur einen Feind, wie es meist bei der Polizei ist, sondern müssen weiter angreifen!
Nur das schützt uns! Sobald der Gegner die Intiative zurückgewinnt und zB seine MGs in Stellung bringen kann auf uns, sind wir erledigt. Wir können keine Zeit verschwenden - wenn wir es nicht müssen (zb unbewaffnete Feinde oder Zivilisten)
Such is the nature of War.
Das mag jetzt den ein oder anderen schockieren - das soll es auch!
Deshalb -> Ultima Ratio!!!
Wir sind nicht das THW, wir sind nicht die Polizei, wenn es so eskaliert ist, dass es das Militär braucht, dann ist es eskaliert!
Aber WIR wollen auch wieder nach Hause!
Und ich werde nicht meine Bois&Gurls riskieren, indem ich unangebrachte Zurückhaltung gegenüber IS-Kämpfern oder dergleichen befehle. Es wird nicht ins Bein geschossen! Es wird auch nicht nur in die Brust geschossen (Russen haben auch Schutzplatten)
Deswegen heißt es Krieg🤬
Ich finde es einen verdammten Skandal, dass wir bei diesem Thema so rumdrucksen und den Aspekt des Tötens nahezu verschweigt. Damit schaffen wir falsche Bilder in der Bevölkerung und bereiten den Nährboden für PTBS bei unseren Soldatinnen.
Wer solche Maßnahmen generell ablehnt - was legitim ist - sollte sich für die Abschaffung der Bw aussprechen. Das Budget-Geld wäre dann woanders sinnhafter eingesetzt.
Wer sich für den Einsatz der Bundeswehr bei Notwendigkeit ausspricht, sollte diesen Aspekt nicht vergessen!
Und wer als SoldatIn - gerade als Führer - die Augen davor verschließt... Die Jungs und Mädels MÜSSEN auch psychisch vorbereitet werden auf diese Situationen, sonst haben sie KEIN Rüstzeug, um da halbwegs gesund rauszukommen
PS: Ich entschuldige mich für den Ton, aber ich bin wirklich ein bisschen fassungslos, dass wir diese Diskussion führen müssen - und fühle mich aber bestätigt, weiterhin auf #Lethality rumzureiten
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Ein kurzer, persönlicher Nachtrag zu #Fackelgate - oder vielmehr zu der Kluft zwischen unserer #BundeswehrBlase und der zivilen Welt, die ich oft an mir und meiner Familie selbst bemerke.
Ich möchte so beginnen: der Dienst in der Bundeswehr verlangt einem vieles ab. Viele von uns sind nur an Wochenenden daheim, viele haben öfter Mitternacht im Wald als in der Disko verbracht und über all dem schwebt der Ernstfall: dass wir kämpfen und töten müssen.
Gerade in der Kampftruppe ist der Fokus enorm auf diese Extremsituation gerichtet. In der Ausbildung, auf Lehrgängen und Übung versuchen wir, mit modernen Mitteln sehr alten Prinzipien zu folgen. Den Feind binden. Den Feind werfen. Den Feind vernichten.
Nachdem gestern die Tandetzksche #Depesche eingeschlagen ist, hier Part II des #Leutnantsbriefwechsel:
Ich bleibe dabei, solange Kämpfen Teil des Soldatenberufs ist, wird es eine #WarriorCulture geben - let´s embrace it!
Vorweg: Wie @Kjell_Tan zurecht bemängelt hat, habe ich mich bzgl Uffz/Offz unklar ausgedrückt. Das #OffzKorps hat mehr als genug bewiesen, dass es perfectly capable ist, ebenfalls Kriegsverbrechen zu begehen.
Mir ging es hier um die Problematik, wenn das Untergebenen/Vorgesetztenverhältnis verkehrt und dadurch die Kontrollfunktion der übergeordneten Führung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt wahrgenommen werden kann.
Was mir beim Lesen aufgefallen ist: Eine toxische #WarriorCulture wird mehrfach erwähnt, als ein treibender Faktor hinter den Kriegsverbrechen gesehen. Allerdings wird weder definiert noch darauf eingegangen, wie diese #Krieger-Kultur im Dienst- oder Einsatzalltag ausgesehen hat.
"A warrior is a professional fighter trained since childhood whose class or caste holds power. Warriors feel they own the exclusive right to apply violence or bear arms." - Mit dieser Definition hatte der Artikel mich verloren.
Ich kann es einfach nicht mehr hören, wie sehr uns #Gendergaga, #Transsexuelle oder #Frauen die "Einsatzbereitschaft" angeblich kaputt machen. Sexualität (d.h. ALLE außer Hetero-) hätte im Dienst nicht verloren, warum können DIE nicht einfach privat "so sein".. #RantLieutenant🔛
1️⃣ Hintergrund: Das Thema verfolgt mich seit Tag 1 in der #Bundeswehr und ich bin nicht mal "persönlich betroffen"!
Aber es führte zum schlimmsten Moment meiner Dienstzeit, als ich mich am meisten geschämt habe, die Uniform zu tragen, für das Verhalten meiner Kameraden und mir..
Wir sollten im OL1 an der #OSH von einer offen transsexuell lebenden Frau OTL einen Vortrag zum Umgang mit Sexualität im Dienstalltag hören. Im ehrwürdigen Scharnhorst-Saal. Ich war rot vor Scham, dass im ganzen Saal ein ununterbrochenes Grundgemurmel und Gelächter herrschte..
Warum haben wir denn zu wenig Ausrüstung, warum fliegt nix? WEIL. ES. EUCH. NICHT. INTERESSIERT! Alle paar Monate trendet #Bundeswehr wegen irgendeinem #skandal, #gate oder #gaga....und sonst stehen wir völlig allein mit unseren Soldaten im Wald und machen Dinge irgendwie möglich
Nachdem @thomas_wiegold vor einiger Zeit angemerkt hatte, dass zwar nicht die #Bundeswehr, aber zumindest die Fallschirmjägertruppe habe ein Haltungsproblem, erschien tatsächlich kürzlich von Seiten der DSK die Broschüre "Tradition und Leitlinien Fallschirmjäger"
Zitat meines Co-Zugführers "Schöne Prosa, tolle Dialektik, wird kein Landser jemals lesen, geschweige denn verinnerlichen" Ich bin ehrlich, wir sind gerade ganz "froh", dass in Calw der Hammer kreist - denn sonst sind zu oft wir selbst, die Schlagzeilen machen - zu oft negativ