Ein kurzer, persönlicher Nachtrag zu #Fackelgate - oder vielmehr zu der Kluft zwischen unserer #BundeswehrBlase und der zivilen Welt, die ich oft an mir und meiner Familie selbst bemerke.
Ich möchte so beginnen: der Dienst in der Bundeswehr verlangt einem vieles ab. Viele von uns sind nur an Wochenenden daheim, viele haben öfter Mitternacht im Wald als in der Disko verbracht und über all dem schwebt der Ernstfall: dass wir kämpfen und töten müssen.
Gerade in der Kampftruppe ist der Fokus enorm auf diese Extremsituation gerichtet. In der Ausbildung, auf Lehrgängen und Übung versuchen wir, mit modernen Mitteln sehr alten Prinzipien zu folgen. Den Feind binden. Den Feind werfen. Den Feind vernichten.
Wir messen uns daran, wie gut wir dieser Aufgabe nachkommen. Wir glauben daran, dass eine demokratische Gesellschaft in letzter Instanz den Schutz einer einsatzbereiten Armee braucht. Und weil wir in AFG teuer bezahlt haben, nehmen viele es auch todernst.
Aber wie erklärt man das seiner Frau? Wie erklärt man das seinen Geschwistern, Eltern, Freunden, dass man unter der Woche die Tür zu einem Haus eingerammt, einen vermummten Aufständischen mit AK erschossen (mit Platzpatronen) und den feindlichen Kommandeur gefangengenommen hat?
Das ist nicht leicht. Oft findet man dafür keine Worte, man macht Späße oder redet erst gar nicht darüber. Man möchte sowieso die Zeit zuhause nicht mit dienstlichem belasten. Unter der Woche redet man eh genug mit den Kameraden, die verstehen das. Und genau da beginnt die Kluft.
Mit meinen älteren Onkeln kann ich da noch reden, weil die selbst gedient und ähnliches erlebt haben. Die verstehen das. Aber da immer weniger Leute in meinem zivilen Freundeskreis Berührungspunkte mit Mil/SiPo Themen haben, werden gemeinsame Themen immer weniger.
Und irgendwann haben viele von uns nur noch wenige zivile Freunde....und die meisten Zivilisten wenig oder keine Kumpels bei der Bundeswehr.
Und dann marschieren Menschen mit Stahlhelm und Fackeln vor dem Reichstag.
Wer soll da noch erklären, warum uns das wichtig ist? Woher dieses Zeremoniell kommt und wieso das nichts mit Nazis zu tun hat? Und wer soll uns erklären, warum das auf viele aber einen anderen Eindruck macht und welche Ängste da entstehen?
Wir leben in so einer harten Blase, in einer eigenen Welt mit eigenen Regeln, dass wir doch selbst oft dran verzweifeln! Wie blöd rennt man einem Abzeichen hinterher, einer Cap, einem Coin, nur um festzustellen, dass am Wochenende keiner weiß, was das überhaupt ist!
NATÜRLICH wirkt das auf Zivilisten manchmal absurd, manchmal dümlich...und manchmal auch gefährlich! #Fackelgate sollte ein Weckruf sein! Dass Zivilgesellschaft und das Militär wieder zueinanderfinden müssen, einander erklären und zuhören, ohne beleidigt oder beleidigend zu sein!
Wir SIND eine Parlamentsarmee, wir SIND Staatsbürger in Uniform. Aber gerade das verpflichtet uns zum Dialog, nicht zur Schildkrötenformation!
Und der Zivilgesellschaft wäre ich dankbar, wenn sie uns nicht als fackeltragende Phalanx, sondern als Individuen betrachten würde!
Denn mit Masse eint uns eines: die Überzeugung, dass diese Demokratie bestehen muss!
Welcome to my TedTalk - sorry, ist vllt etwas emotionaler geworden als beabsichtigt. Aber ich glaube nicht, dass wir mit wechselseitigen Vorwürfen weiterkommen! Wir.müssen.reden!
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Nachdem gestern die Tandetzksche #Depesche eingeschlagen ist, hier Part II des #Leutnantsbriefwechsel:
Ich bleibe dabei, solange Kämpfen Teil des Soldatenberufs ist, wird es eine #WarriorCulture geben - let´s embrace it!
Vorweg: Wie @Kjell_Tan zurecht bemängelt hat, habe ich mich bzgl Uffz/Offz unklar ausgedrückt. Das #OffzKorps hat mehr als genug bewiesen, dass es perfectly capable ist, ebenfalls Kriegsverbrechen zu begehen.
Mir ging es hier um die Problematik, wenn das Untergebenen/Vorgesetztenverhältnis verkehrt und dadurch die Kontrollfunktion der übergeordneten Führung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt wahrgenommen werden kann.
Was mir beim Lesen aufgefallen ist: Eine toxische #WarriorCulture wird mehrfach erwähnt, als ein treibender Faktor hinter den Kriegsverbrechen gesehen. Allerdings wird weder definiert noch darauf eingegangen, wie diese #Krieger-Kultur im Dienst- oder Einsatzalltag ausgesehen hat.
"A warrior is a professional fighter trained since childhood whose class or caste holds power. Warriors feel they own the exclusive right to apply violence or bear arms." - Mit dieser Definition hatte der Artikel mich verloren.
Ich kann es einfach nicht mehr hören, wie sehr uns #Gendergaga, #Transsexuelle oder #Frauen die "Einsatzbereitschaft" angeblich kaputt machen. Sexualität (d.h. ALLE außer Hetero-) hätte im Dienst nicht verloren, warum können DIE nicht einfach privat "so sein".. #RantLieutenant🔛
1️⃣ Hintergrund: Das Thema verfolgt mich seit Tag 1 in der #Bundeswehr und ich bin nicht mal "persönlich betroffen"!
Aber es führte zum schlimmsten Moment meiner Dienstzeit, als ich mich am meisten geschämt habe, die Uniform zu tragen, für das Verhalten meiner Kameraden und mir..
Wir sollten im OL1 an der #OSH von einer offen transsexuell lebenden Frau OTL einen Vortrag zum Umgang mit Sexualität im Dienstalltag hören. Im ehrwürdigen Scharnhorst-Saal. Ich war rot vor Scham, dass im ganzen Saal ein ununterbrochenes Grundgemurmel und Gelächter herrschte..
Warum haben wir denn zu wenig Ausrüstung, warum fliegt nix? WEIL. ES. EUCH. NICHT. INTERESSIERT! Alle paar Monate trendet #Bundeswehr wegen irgendeinem #skandal, #gate oder #gaga....und sonst stehen wir völlig allein mit unseren Soldaten im Wald und machen Dinge irgendwie möglich
Nachdem @thomas_wiegold vor einiger Zeit angemerkt hatte, dass zwar nicht die #Bundeswehr, aber zumindest die Fallschirmjägertruppe habe ein Haltungsproblem, erschien tatsächlich kürzlich von Seiten der DSK die Broschüre "Tradition und Leitlinien Fallschirmjäger"
Zitat meines Co-Zugführers "Schöne Prosa, tolle Dialektik, wird kein Landser jemals lesen, geschweige denn verinnerlichen" Ich bin ehrlich, wir sind gerade ganz "froh", dass in Calw der Hammer kreist - denn sonst sind zu oft wir selbst, die Schlagzeilen machen - zu oft negativ
So, weil ich sonst bald detonier , kurzer #Rant zur derzeitigen Debatte um den #ÖRR infolge des sog. #Panoramagate
Vorweggenommen: Wie befürchtet, wurde die Diskussion um OTL B. gekapert. Egal, was hier von rechts oder links kommt, hat mit der #Bundeswehr nix mehr zu tun!!
1/ Die Berichterstattung von @NDRrecherche & Co. kann man gerne kritisieren. Sollte man vielleicht auch. Aber es wurde hier den Kräften Vorschub geleistet, die den ÖRR als Feindbild sehen und grundsätzlich in Frage stellen! Das hätte die #SocialMediaDivision sehen müssen!
Wer jetzt plötzlich mit Kräften unter einer Decke steckt, die er da normalerweise nicht haben will, darf sich nicht wundern und wird imho auch nicht den Ansprüchen als Aushängeschild der #Bundeswehr gerecht! Damit bestätigt man leider wieder viele Vorurteile gegenüber Soldaten!