Was mir beim Lesen aufgefallen ist: Eine toxische #WarriorCulture wird mehrfach erwähnt, als ein treibender Faktor hinter den Kriegsverbrechen gesehen. Allerdings wird weder definiert noch darauf eingegangen, wie diese #Krieger-Kultur im Dienst- oder Einsatzalltag ausgesehen hat.
"A warrior is a professional fighter trained since childhood whose class or caste holds power. Warriors feel they own the exclusive right to apply violence or bear arms." - Mit dieser Definition hatte der Artikel mich verloren.
Diese Replik, ebenfalls im @wavellroom pupliziert, finde ich persönlich deutlich ausgeglichener, ohne unkritisch zu werden. Die Adoption einer #WarriorCulture als Antwort auf die Identitätsfrage des modernen Soldaten kann ich persönlich nur zustimmen. wavellroom.com/2020/05/05/the…
Dass der Begriff "Krieger" per se oder auch eine damit verbundene "Kultur" (wie auch immer diese aussieht) per se toxisch sein muss, dagegen wehre ich mich vehement und lehne sie auch als wirklichkeitsfern ab. JEDE Kultur kann toxisch sein oder werden.
Bestes Beispiel: In der #Wehrmacht liefen die wenigsten mit Thor-Hammer-Ketten oder Spartanertattoo durch die Kasernen, das Vorbild war der preussisch-disziplinierte Soldat. Die toxische Enthemmungs- und Gewaltkultur während des 2.WK ist indes beispiellos in der dt. Geschichte.
Daraus folgt für mich: Wen man - je nach Zeitgeist und Popkultur - als Götzen auswählt, ist relativ egal. Selbst der #Buddismus ist mittlerweile nicht mehr vor gewalttätiger, toxischer Fehlinterpretation gefeit.
Hier ebenfalls interessant im Untersuchtungsbericht der #ADF: Eine Verantwortung auf troop/squadron/SOTG level und höher wurde nur mittelbar gesehen. Dennoch bleibt Verantwortung unteilbar: Soldaten handeln so, wie die Führer es vorleben.
Aber: Es war ein kleiner, verschworener Haufen NCOs (Corporals/Sergeants), die diese Kultur etabliert und befeuert haben. Ein professionelle #UffzKorps war lange der große Vorteil westlicher Streitkräfte - hier wird die Übermacht gegenüber #Offizieren allerdings zum Nachteil.
Ob in diesem Zusammenhang die Entscheidung des @BMVg_Bundeswehr, die Stehzeiten von #KSK-Offizieren im Verband noch weiter zu verkürzen, so sinnvoll ist, kann man zumindest kritisch hinterfragen. Wie in vielen #SOF-Einheiten NATO-weit, führen hier die erfahrenen #Uffze "am Boden"
Trotz Wikingerbärte, "Räuberanzügen" und Spartanerhelmen haben wir jedoch in der Bundeswehr keine Anzeichen einer übermäßigen Aggressionskultur im Einsatz gesehen. Es gibt sicher problematische Traditionsbilder insb. in der #Infanterie, sind aber weit weg vom austral./US-Ausmaß
In der Bundeswehr sehe ich die "Kriegerkultur" hauptsächlich als Symptom der vielbesprochenen Identitätskrise als moderne Soldaten und muss mich wiederholen: Hier ist die politische Führung gefragt, wenn von oben nichts GRIFFIGES vorgegeben wird, wird sich etwas eigenes gesucht!
Für mich persönlich ist ein Krieger nur die logische Folgerung einer Berufsarmee. Wer (gerade in der Infanterie) sein Leben der Beherrschung des Soldatenhandwerks widmet, der sucht/erhofft sich darin wohl einen höheren Sinn als ein Soldat (=ein Sold-Empfänger).
Deshalb appelliere ich (auch auf den richtigen Hinweis von @MaSchu112) daran, bei allen richtigen und wichtigen (🤭) Debatten um #WarriorCulture nicht gleich alles in einen Topf zu werfen und die vielen Top-Soldaten im ominösen #KSK/#Infanterie-Bereich moralisch zu verurteilen.
PS: Da imho die #WarriorCulture im richtigen Setting ihren richtigen Platz hat, konnte ich auch der Verurteilung von #DaveGrossman u.a. in der @DIEZEIT nicht zustimmen. Im richtigen Kontext können seine Bücher unsere Ausbildung besser machen und Soldaten auch vor PTBS schützen
PPS: Der falsche Kontext für seine Bücher und generell für den Begriff #Warrior halte ich allerdings die Polizeiausbildung. Polizisten sind und sollen keine Krieger sein! Das ist keine Wertung, sondern nur eine scharfe Trennung zwischen den Aufgabenfeldern iSd #GG!
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Nachdem gestern die Tandetzksche #Depesche eingeschlagen ist, hier Part II des #Leutnantsbriefwechsel:
Ich bleibe dabei, solange Kämpfen Teil des Soldatenberufs ist, wird es eine #WarriorCulture geben - let´s embrace it!
Vorweg: Wie @Kjell_Tan zurecht bemängelt hat, habe ich mich bzgl Uffz/Offz unklar ausgedrückt. Das #OffzKorps hat mehr als genug bewiesen, dass es perfectly capable ist, ebenfalls Kriegsverbrechen zu begehen.
Mir ging es hier um die Problematik, wenn das Untergebenen/Vorgesetztenverhältnis verkehrt und dadurch die Kontrollfunktion der übergeordneten Führung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt wahrgenommen werden kann.
Ich kann es einfach nicht mehr hören, wie sehr uns #Gendergaga, #Transsexuelle oder #Frauen die "Einsatzbereitschaft" angeblich kaputt machen. Sexualität (d.h. ALLE außer Hetero-) hätte im Dienst nicht verloren, warum können DIE nicht einfach privat "so sein".. #RantLieutenant🔛
1️⃣ Hintergrund: Das Thema verfolgt mich seit Tag 1 in der #Bundeswehr und ich bin nicht mal "persönlich betroffen"!
Aber es führte zum schlimmsten Moment meiner Dienstzeit, als ich mich am meisten geschämt habe, die Uniform zu tragen, für das Verhalten meiner Kameraden und mir..
Wir sollten im OL1 an der #OSH von einer offen transsexuell lebenden Frau OTL einen Vortrag zum Umgang mit Sexualität im Dienstalltag hören. Im ehrwürdigen Scharnhorst-Saal. Ich war rot vor Scham, dass im ganzen Saal ein ununterbrochenes Grundgemurmel und Gelächter herrschte..
Warum haben wir denn zu wenig Ausrüstung, warum fliegt nix? WEIL. ES. EUCH. NICHT. INTERESSIERT! Alle paar Monate trendet #Bundeswehr wegen irgendeinem #skandal, #gate oder #gaga....und sonst stehen wir völlig allein mit unseren Soldaten im Wald und machen Dinge irgendwie möglich
Nachdem @thomas_wiegold vor einiger Zeit angemerkt hatte, dass zwar nicht die #Bundeswehr, aber zumindest die Fallschirmjägertruppe habe ein Haltungsproblem, erschien tatsächlich kürzlich von Seiten der DSK die Broschüre "Tradition und Leitlinien Fallschirmjäger"
Zitat meines Co-Zugführers "Schöne Prosa, tolle Dialektik, wird kein Landser jemals lesen, geschweige denn verinnerlichen" Ich bin ehrlich, wir sind gerade ganz "froh", dass in Calw der Hammer kreist - denn sonst sind zu oft wir selbst, die Schlagzeilen machen - zu oft negativ
So, weil ich sonst bald detonier , kurzer #Rant zur derzeitigen Debatte um den #ÖRR infolge des sog. #Panoramagate
Vorweggenommen: Wie befürchtet, wurde die Diskussion um OTL B. gekapert. Egal, was hier von rechts oder links kommt, hat mit der #Bundeswehr nix mehr zu tun!!
1/ Die Berichterstattung von @NDRrecherche & Co. kann man gerne kritisieren. Sollte man vielleicht auch. Aber es wurde hier den Kräften Vorschub geleistet, die den ÖRR als Feindbild sehen und grundsätzlich in Frage stellen! Das hätte die #SocialMediaDivision sehen müssen!
Wer jetzt plötzlich mit Kräften unter einer Decke steckt, die er da normalerweise nicht haben will, darf sich nicht wundern und wird imho auch nicht den Ansprüchen als Aushängeschild der #Bundeswehr gerecht! Damit bestätigt man leider wieder viele Vorurteile gegenüber Soldaten!