Der Titel "Höhlenmenschen": Aus einer ironischen Selbstbezeichnung einer der interviewten Personen wird eine Bezeichnung für die ganze "Zero-Covid-Bubble". Pauschalisierend, diffamiert potentiell eine ganze Gruppe von Menschen. 2/N
Der Untertitel "Die Corona-Regeln sind gelockert, die Inzidenzen sinken – und doch leben einige junge Menschen noch immer im Lockdown. [...]"
suggeriert, daß das Risiko einer Infektion nun niedriger sei als zuvor, was ob der miserablen Datenlage (erschwerte Testbedingungen, 3/N
keine konsequenten Testungen an Schulen) mindestens unklar ist. Die extrem hohe Positivitätsquote zeigt, daß die #Inzidenz derzeit nur eine sehr schlechte untere Schranke darstellt, die trotzdem noch hoch ausfällt. Konstant hohe tägliche Todeszahlen unterstreichen dies. 4/N
"Oft ist dabei dann die Rede vom sogenannten Cave-Syndrom."
Zumindest in meinem Umfeld war noch nie vom Cave-Syndrom die Rede und in den von mir regelmäßig konsumierten Medien war davon auch noch nicht die Rede. "Oft" ist daher meinem Eindruck nach keine korrekte Wahl, zumal 5/N
der Autor thematisiert, daß die Forschung zu diesem Begriff erst in den Kinderschuhen steckt. Daher ist all das mit viel Vorsicht zu genießen, eher als Hypothese als als Faktum zu betrachten. Eine korrekte psychologische Klassifikation ist derzeit unmöglich. 6/N
"Die Erhebungen fanden zu einer Zeit statt, in der kaum ein Wissenschaftler die Pandemie für beendet erklärt hatte."
ist hochproblematisch. Es insinnuiert, daß irgendwer die #Pandemie für beendet erklärt hätte. Hat aber niemand. 7/N
Tedros mahnte noch im Januar: While the variant may prove to be less severe on average, "the narrative that it is a mild disease is misleading,"
und wandte sich mit einer Warnung an die "world leaders": Die Corona-Pandemie "is nowhere near over". 8/N bbc.com/news/world-eur…
Statt auf diese Problematik einzugehen, suggeriert der Autor mit seinem Text implizit, die #Pandemie sei beendet. Das ist hochproblematisch. 9/N
Ein offensichtlicher Widerspruch fällt dem Autor leider nicht auf:
Einerseits wird Christian Drosten zitiert mit den Worten: "Die jungen, dreifach Geimpften können sich aber wieder frei bewegen – sie bauen, wenn sie sich infizieren, Immunität auf, auch für die Gemeinschaft."
10/N
Andererseits konstatiert eine Protagonistin: "Drosten argumentiere eben aus seinem Fachgebiet heraus, man könne ihm daher etwa nicht vorwerfen, Long Covid zu unterschätzen, da er transparent darauf hingewiesen habe, dass das nicht ein Teil seiner Expertise sei."
11/N
Einerseits spricht Drosten also eine Empfehlung für junge Menschen aus, sich frei zu bewegen, obwohl andererseits Herr Drosten in seiner Bewertung #LongCovid scheinbar nicht einbezieht. 12/N
Problematisch ist ebenfalls: "Während die Querdenker ihr persönliches Corona-Risiko oft vollständig negierten, kann die Zero-Covid-Seite es kaum hoch genug einschätzen – und schießt dabei in Teilen über wissenschaftliche Fakten hinaus." 13/N
Grund 1: Querdenker negieren ihr Risiko weiterhin. Das liegt nicht in der Vergangenheit. Weder die Pandemie, noch das Problem der Querdenker ist passé. 15/N
Grund 2: #ZeroCovid ist eine Stategie, die wissenschaftlich fundiert und nicht widerlegt ist. Ebensowenig ist belegt, dass all diejenigen, die diese Strategie befürwortet, "in Teilen über wissenschaftliche Fakten hinaus"-schießen, oder das Risiko absurd hoch einschätzen. 16/N
Grund 3: Die Aussage ist pauschalisierend auf die ganze "Zero-Covid-Seite" ausgedehnt. Es mag Individuen geben, die verzerren, aber es bleiben Individuen. 17/N
Im Kontext eines anstehenden Konzerts in Innenräumen, "Für Sophie eigentlich ein No-Go, allerdings vielleicht auch eine Chance zu merken, dass am Ende ja vielleicht doch wieder mehr geht."
ist eine irrationale Argumentation, die ich bereits in einem 🧵 thematisiert habe: 18/N
Die individuelle Erfahrung eignet sich nicht zur realistischen Risikoeinschätzung in Pandemiezeiten, erst recht nicht, wenn sie auf einem einzigen Datenpunkt (ein Konzert) basiert. 19/N
Zuguterletzt stellt der Autor fest, daß die beiden betrachteten Höhlenmenschen selbst keine Lösung bzw. keinen Ausweg aus ihrer Situation parat haben. Das suggeriert, daß es die Aufgabe der Höhlenmenschen sei, sich selbst zu befreien. Dem ist nicht so: 20/N
Es ist ganz klar Aufgabe der Gesellschaft und allen Voran der Politik, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle, jung und alt, vorerkrankt und gesund, etc. pp., frei entfalten können, ohne das Risiko einer #Infektion eingehen zu müssen. Das bedeutet nicht, daß das Risiko 21/N
gänzlich auf Null gesenkt wird, sondern daß es auf ein für alle erträgliches niedriges Niveau gesenkt wird. Daß das im dritten #Pandemie-Jahr immer noch nicht gelingt, ist der Kern des Problems. Leider ist dies dem Autor entgangen. 22/N
Möglicherweise, weil die #Pandemie für viele vorbei zu sein scheint? Wie der Autor dazu steht, bleibt unklar, ist allerdings auch irrelevant. 23/23
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Disclaimer: Wir werden etwas mit Zahlen hantieren müssen, um Größenordnungen deutlich machen zu können. Ich werde mich bemühen, die Diskussion trotzdem einfach und verständlich und nicht zu trocken zu gestalten. 2/N
Wir beginnen mit einer hypothetischen exemplarischen Ausgangslage und nehmen an: 1) Prävalenz von #LongCovid bei KuJ U20 ist 3% 2) @DJanecek kennt 100 repräsentative KuJ und würde sofort erfahren, wenn eines davon von LC betroffen wäre 3) Alle LC-Fälle werden bereits 4 Wochen 3/N
Warum die #Inzidenz ein wichtiger Indikator war und ist und warum das aktuelle #IfSG dem nicht ausreichend Rechnung trägt.
Ein 🧵 aus mathematischer Sicht. 1/N
#Inzidenz basierend auf PCR-Tests spiegelt das (mehr oder weniger) aktuelle Infektionsgeschehen wider. Letztendlich lässt sich fast jede Kenngröße der #Pandemie mithilfe der #Inzidenz abschätzen, d.h. modellieren und vorhersagen. 2/N
Beispiel 1: Multiplizieren wir die aktuelle #Inzidenz mit der Fallsterblichkeit (CFR), so erhalten wir eine Schätzung für die Anzahl (pro 100.000 Einwohner & Zeitfenster), die aufgrund von #COVID19 versterben werden. Diese Schätzung wird präziser, wenn wir 3/N
Dieser Tage verbreitet sich Resignation bei #Schattenfamilien und #TeamVorsicht.
Es ist nicht alles verloren und #Infektion ist nicht zwangsläufig, auch wenn dieser Eindruck oft vermittelt wird.
Zur Abwechslung ein aufmunternder🧵 1/8
Mythos: Wir werden uns alle infizieren.
Realität: Langfristig werden wir in Kontakt mit dem Virus kommen. Das bedeutet aber nicht, daß wir uns alle infizieren werden.
Insbesondere ist die Lage derzeit noch nicht hoffnungslos. 2/8
Grund: In zwei Jahren #Pandemie hat sich bisher nur jede*r 5 bestätigt infiziert. Mit Dunkelziffer ca. jede*r 2.
Selbst bei einer #Inzidenz von 1000 würden sich über ein Jahr 2/3 (bzw. 1/3 mit Dunkelziffer) der Bevölkerung NICHT infizieren.
Das gilt für den Durschnittsbürger. 3/8