Thread by @lisapoettinger

#Ökofaschismus – Was ist das? Ein langer Thread.

Triggerwarnung: Ich werde hier antisemitische, rassistische und faschistische Inhalte und Symbole behandeln, um darüber aufzuklären. Denn so können wir uns dem Faschismus besser widersetzen. #FCKNZS #antifa

Die Ursprünge des #Ökofaschismus können wir vermutlich bereits in der rassistischen Kolonialgeschichte finden. Oft wird er aber um 1800 in der Romantik gesetzt. Was eigentlich meine liebste literarische Epoche ist, hat leider auch eine Schattenseite.

Die Romantik ist die Gegenbewegung zur Industrialisierung & Urbanisierung. Die völkische Bewegung propagierte ein Zurück zu den „vollkommenen“ Wurzeln des reinen Bauerndaseins. In den 1920/30ern wurden die „urbanen Juden“ zum Gegensatz des naturverbundenen Landvolkes konstruiert.

Tatsächlich erließen die Nazis 1935 das erste große Umweltgesetz, das „Reichsnaturschutzgesetz“. Daran knüpfte die „Heimatschutz“-Bewegung an, die Natur und „Traditionen“ erhalten wollte. So wurden um 2000 auch Verbindungen zwischen #NSU und Thüringer Heimatschutz festgestellt.

Normalerweise kennen wir von Rechten ja, dass sie den menschengemachten Klimawandel leugnen oder herunterspielen. Nicht so die Ökofaschist:innen – sie nehmen die #Klimakrise ernst & verknüpfen sie mit widerlichen Vorstellungen von „Reinheit“, „Blut und Boden“ sowie „Eugenik“.

Reinheit. Laut Ökofaschist:innen gibt es eine umweltliche und eine soziale Reinheit, diese werde von Kontaminanten verunreinigt: Umweltschadstoffen sowie alle Menschen, die die scheiß Faschist:innen ablehnen – BIPoCs, Jüd:innen, Kommunist:innen, Menschen mit Behinderung, TINAs...

Kurze Begriffserklärung:
BIPoC: Black, Indigenous, People of Colour
TINA: Trans-, Inter-, Non-Binary-, A-Gender
#blm #pride

Die Nation entspricht in dieser Vorstellung dem natürlichen Ökosystem, das von Fremdeinflüssen bewahrt werden muss. BIPoC -Immigrant:innen werden hier als invasive Arten gesehen. „Umweltschutz ist Heimatschutz“ zur Bewahrung der Natur und vermeintlicher Traditionen.

Die Blut & Boden Ideologie wird meist dem Nazi-Landwirtschaftsminister W.Darré zugerechnet. Laut dieser hätten die Germanier die wilde, widrige Natur des Nordens überlebt, was sie zur stärkeren, überlegeneren „Rasse“ entwickelt hätte. Nordische Symbole stehen für diese Idee.

Dem gegenüber stehen die Südländer:innen, die durch das angenehm warme Klima verweichlicht wären und deshalb schwach wären. Die Schrecken des Kolonialismus werden natürlich mal wieder ausgeklammert – was aber bei so viel Quatsch das Kraut auch nicht mehr fett macht.

Um diese „Rassenüberlegenheit“ zu erhalten, müsse auch der heilige Germanische Boden erhalten werden. Die Eugenik ist die „Rassenvervollkommnung“. In dieser Vorstellung wird auch das einfache Bauernleben wieder heroisiert, wie wir es bereits in der Romantik gesehen haben.

Die Idee, die #Umweltzerstörung wäre lösbar durch Bevölkerungskontrolle, weil sie durch ein vermeintliches Überbevölkerungsproblem ausgelöst wäre, ist eng verwandt mit der Eugenik. Vertreter:innen der Überbevölkerungshypothese wissen oft genau, wer nicht mehr reproduzieren soll.

So sei die kulturelle & ethnische „Reinheit“ durch die „Invasion“ & „Überproduktion“ von (BIPoC) Immigrant:innen gefährdet. Auch der Mörder der Massenschießerei in El Paso 2019 'wusste' schon: “If we can get rid of enough people, then our way of life can become more sustainable”

Die Überbevölkerungshypothese ist weit verbreitet & zeigt die Anschlussfähigkeit rechten Gedankenguts. Die Umweltbewegung der 70er verbreitete sie ebenso. Sprüche wie „Der Mensch ist ein Tumor für die Welt“ weisen darauf hin.
Das eigentliche systemische Problem bleibt unberührt.

Ökofaschistisch anschlussfähiges Gedankengut ist leider weit verbreitet. So sprechen auch Vertreter:innen der Tiefenökologie häufig von ökologischer Belastung durch Migrant:innen & Überbevölkerung. So auch bei anthroposophischen Bio-Produzenten demeter, Rapunzel und Zwergenwiese.

Das #Anthropozän-Narrativ propagiert, dass die Menschheit allgemein die #Klimakrise herbeigeführt hätte, ja das Problem wäre. Es ignoriert die unterschiedlich verteilte Verantwortung zB von Großkonzernen im Vergleich zu Maasai-Menschen. (Mehr dazu: Malm&Hornborg, 2014).

Auch in der Pandemie gibt es eine gruselige Mischung von Ökofaschist:innen, Esoteriker:innen & Sozialdarwinist:innen, die meinen, wir seien das Virus & Corona die Lösung. Oder dass die „Starken“ das Virus überleben würden,was zur Weiterentwicklung der Gesellschaft beitragen würde

Kürzlich sinngemäß in der taz: Es sei sinnvoller zu spenden, damit Afrikaner:innen weniger Kinder bekommen als unser Leben im globalen Norden zu verändern.
Zugang zu Verhütung in ausgebeuteten Ländern, gut – aber aus anderen Gründen.
taz.de/Gebaerstreik-a…

Als großer Naturdoku-Fan hat mich Kommentator Attenboroughs undifferenzierte Aussage ebenso erschreckt. Menschenfeindlichkeit & fehlendes Systembewusstsein.

Malm spricht übrigens vom „Capitalocene“, dem zerstörerischen Zeitalter des #Kapitalismus, nicht des Menschen.

Massenschießereien wie 2011 durch Anders Breivik, 2019 in Christchurch und El Paso oder die rechten Mörder der Charlottesville Nazidemonstration 2017 sind alle mit ökofaschistischen Gedankengut verbunden. #Ökofaschismus ist also brandgefährlich. Klimagerechtigkeit braucht #antifa

Manche #Covidioten glorifizieren das Virus, da es sie vor der Überbevölkerung durch „Schwache“ retten & durch Sozialkollaps zum „Rassenkrieg“ führen werde. Daraus soll dann die überlegene „weiße Rasse“ hervorgehen.
„If you have the bug, give a hug, spread the flu to every jew“

Weitere wichtige Punkte, die ich nicht unbedingt dem #Ökofaschismus zuordnen möchte, aber in diesem Kontext definitiv nennen will: Anarchoprimitivismus, NGO-Conservation & #Frontex.

Der Anarchoprimitivismus propagiert ein Leben in kleinen ländlichen Gemeinschaften. „Back to the roots“ bedeutet hier auch die Ablehnung der modernen Medizin und damit das Leid bzw. den Tod von Menschen mit Krankheiten und Behinderungen.

Kein general hate gegen Anarchos ;)

Wie vermeintlicher Naturschutz ("Conservation") zur Vertreibung indigener Menschen führt, sehen wir derzeit mit den #Maasai in #Tanzania.

https://twitter.com/ManaOmar94/status/1535926634259402753

Das UN Global Biodiversity Framework möchte 30% des Planeten zum Naturschutzgebiet machen. Die Vertreibung der lokalen und indigenen Bevölkerung könnte 300 Millionen Menschen betreffen, weshalb @SurvivalDeutsch und weitere Alarm schlagen!
survivalinternational.org/articles/3651-…

Manche NGOs haben übrigens eine bekannte Nazi-Geschichte. Dass sie an derartigen Naturschutzabkommen festhalten, attestiert ihnen nicht gerade einen besonders reflektierten Umang mit dieser Geschichte.
thehumandivine.org/2019/03/31/the…

Das US-Pentagon prognostizierte bereits 2003, dass sich reiche Länder mit „Festungen“ von #MAPA (=Most affected people & areas) schützen würden, um ihre Ressourcen für sich zu behalten im Angesicht der Umwelt- und weiterer Krisen.
#AbolishFrontex

Jane Dawson spricht (2000) davon, dass die Bewegung der #Ogoni gegen Konzerne aus reichen Ländern wie #Shell ökonationalistisch sei. Ich würde hier in Frage stellen, ob anti-imperialistische Befreiungskämpfe wirklich als nationalistisch bezeichnet werden sollten.

Ihr seht also: #Ökofaschismus, ökofaschistisch anschlussfähiges Gedankengut und dergleichen sind weit verbreitet und brandgefährlich. Was wie ein nettes Bauerndorf anmutet, entpuppt sich als ökofaschistische Anastasia-Bewegung.

#Klimagerechtigkeit heißt #Antifa.

Quellen:
Adler-Bell, Sam (2019). Volkep Up. The Ugly Modern Roots of Eco-Fascism. The New Republic, Vol.250 (10), p.4
American Institute for Economic Research: aier.org/article/the-fo…
Antifa Infoblatt antifainfoblatt.de/artikel/%E2%80…

Franke, Nils. 2019. Umweltschutz ist Heimatschutz? Der Zugang des rechtsextremistischen Denkens zum Thema Heimat & eine demokratische Gegenposition.
Margulies, Morgan. 2021. Eco Nationalism: A Historical Evaluation of Nationalist Praxes in Environmentalist and Ecologist Movements

Survival International, Rainforest Foundation UK, minority rights group international (2021) assets.survivalinternational.org/documents/1972…
Tagesspiegel. data.tagesspiegel.de/border-connect…

ggf auch interessant für @afa_nt :)

So findet man diese Erklärungsmuster scheinbar auch bei Siemens…

https://mobile.twitter.com/_Katja_Diehl_/status/1536466003068080129