Weder bin ich einer der Angesprochenen, noch versuche ich, Ihre Frage– die ohne Zweifel auch andere haben– mit irgendeinem Anspruch der Allgemeingültigkeit zu beantworten. Aber ein paar Gedanken dazu:

🧵1/11

#COVID19 #Corona
Warum bei Impfung Nebenwirkungen so penibel bewertet werden: die Impfung ist ein aktiver und gezielter Akt, auf den also sowohl Sie (Impfling) als auch der Arzt Einfluss hat. Das ist bei der Infektion anders, die geschieht mit einem großen Zufallsanteil.

2/n
Aus dem Grund ist es auch nicht korrekt zusagen, dass jemand je zu absichtlicher/gezielter(!) Infektion raten würde.

Der Nächte Punkt ist das Schutzziel– es ging von Anfang an um die Kontrolle von Verläufen, die einen Arztbesuch erforderlich machen und in der Masse…

3/n
schnell das Gesundheitssystem insgesamt aus- und überlasten konnten, und dadurch *jeden*, auch jenseits von COVID, beträfen ⬇️.

Sie erinnern sich sicher an #flattenthecurve– dieses Konzept versucht ja „nur“, Infektionen/Erkrankungen aufzuschieben…

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…und über einen längeren Zeitraum zu strecken, um diese Überlastung zu verhindern. Das ist großteils gelungen. Dann kam die Impfung und– zu unserem „Glück“– #Omikron⬇️.

Durch diese beiden Faktoren wurde die reine *Infektion* weniger wichtig, da auch ein Vielfaches…

5/n
…an Infizierten das System nicht zu stark be- oder gar überlasten. Das primäre Ziel wurde also nicht aufgegeben sondern +/- erreicht.

Ihr Einwand ist jetzt natürlich, dass #SARSCoV2 nachweislich auch post-akute Komplikationen mit sich bringt,…

6/n
die bei diesem primären Ziel unbeachtet blieben. Hier ist die Schwierigkeit, dass es leider sehr viel schwerer zu messen ist, wie groß die Belastung durch diese Effekte ist.

Zudem kommt es auch bei (vielen) anderen Viren zu solchen Komplikationen…

7/n
…und wenn wir dort so genau hinschauen würden, wie bei Corona, vermutlich noch mehr als bisher bekannt⬇️. Das macht es argumentativ schwierig zu rechtfertigen, weshalb bei Corona nun allgem. Infektionsschutzmaßn. erforderlich wären.

Ich selbst– und viele, viele Kollegen–…

8/n
…gehen davon aus, dass die gesellschaftl. Belastung durch diese Komplikationen langfristig weniger stark sein werden als von einigen befürchtet, v.a. bei weiter zunehmender Immunität gegen das Virus. Darum steht für mich/uns im Vordergrund, dass wir uns primär…

9/n
…darum kümmern sollten, diese Immunität möglichst schonend zu erreichen (Stichwort: verbesserte Impfungen zusätzlich zu unvermeidlichen Infektionen) und die Entwicklung von Therapien für die post-akuten Infektionsfolgen (Corona und andere Viren!) voranzubringen.

10/11
Mir ist klar, dass diese Erklärungen nicht jeden zufriedenstellen werden und dass es weiterhin (zurecht!) noch viel zu diskutieren gibt. Aber ich hoffe, Ihnen zumindest ein wenig verständlich gemacht zuhaben, wie sich die Situation für mich und einige Kollegen darstellt.
PS: ich war mir bewusst, dass der Thread natürlich kontroverse Diskussionen auslösen würde– Danke, dass die meisten Drukos trotz allem die Umgangsformen wahren! Ich bin aber leider unterwegs und werde nicht dazukommen mitzudiskutieren, sorry– ist kein aktives Ignorieren!

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Jun 16
Da es ja doch einiges Interesse hier gab/gibt: ich würde (für Nicht-Immunologen) empfehlen, hier nicht zu viel hineinzuinterpretieren/ herauszulesen. Alles in Allem zeigt die Studie eindrucksvoll, wie kompliziert das Immunsystem ist. Das ist nicht spezifisch für #COVID19,…
1/5
… und auch zB bei der Influenza ein echtes Thema– @florian_krammer knapp und bündig ⬇️.

Zudem zeigt die Studie v.a., dass #Omikron eine sehr spezielle Variante ist, die sich so oder so recht gut dem Immunsystem entzieht (darum auch häufig Reinfektionen).

2/n
Hierbei spielt vermutl. auch eine Rolle, dass anders und weit oben im Atemtrakt repliziert, und dadurch wohl schon per se schwächere Immunantworten auslöst (s.a.⬇️). Bitte auch beachten: der T-Zell-Schutz vor schweren Verläufen wird in der Studie…

3/n
Read 8 tweets
Apr 26
⬇️ Der Punkt ist, dass wir nichts haben, was besser vor Infektionen bzw deren Folgen schützt als unser Immunsystem– weil es eben dermaßen plastisch ist, dass es sich an jeden neuen Erreger anpassen kann. Die Vermeidung aller Infektionen kann also nicht das Ziel sein–…
1/n
…entweder man müsste sich in Plastik einschweißen, oder man riskiert irgendwann im (schlimmstenfalls fortgeschrittenen) Erwachsenenalter eine Erstinfektion. Wie im Thread angerissen: bei den meisten Viren keine gute Idee!! Was bleibt also: Impfungen (wann immer möglich),um…
2/n
…dem Immunsystem unter die Arme zu greifen und es auf einen Erreger vorzubereiten ohne das (ggf sehr geringe) Risiko einzugehen, das eine Infektion in jedem Lebensalter mit sich bringen kann. Und weiterhin: Entwicklung besserer Medikamente gegen Viren, um bei…
3/n
Read 11 tweets
Apr 25
New paper out! Our own David Zander has successfully published his thesis work in @cddpress’ Cell Death & Disease!

Just to highlight this: David is an MD but he worked his tail off pipetting this study! A big Thank You to @TRR179_2 for the stipend!

1/6

nature.com/articles/s4141…
So what is it about?
• Damage to our cells’ genome DNA can lead to #cancer if it goes unnoticed (cell not committing suicide).
• Vice versa, many chemotherapies (and radiotherapy!) are based on killing cells by inducing #DNADamage.

In his study, David used…
2/6
…live cell microscopy (@EssenBioScience) to monitor cell proliferation and death upon treatment with doxorubicin (chemotherapeutic inducing DNA breaks) or gamma-irradiation (γIR). As expected, both treatments kill cells ⬇️

3/6
Read 7 tweets
Apr 21
Am Begriff „Killervariante“ arbeiten sich ja weiterhin viele ab. Inhaltlich geht es um die Frage, ob #SARSCoV2 nicht viel eher immer harmloser werden müsste im Laufe seiner Anpassung an den Menschen. Das wäre schön, ist aber biologisch nicht unbedingt plausibel.
Kurz-🧵
1/5
Um das zu verstehen, muss man wissen, wie Mutationen eines #Virus entstehen und was darüber bestimmt, ob sie sich gegen den Vorläufer durchsetzen, also zu einer neuen #Variante werden. Ganz kurz: Mutationen sind grundsätzlich reiner, ungerichteter Zufall.
2/5
Die meisten werden nicht mal überlebensfähig sein; durchsetzen werden sich die, die sich schneller/einfacher verbreiten als die Vorläufervariante. Ich hatte das einmal sehr ausführlich und (hoffentlich) einfach verständlich erklärt ⬇️
3/5
Read 8 tweets
Apr 8
Ein ganz wichtiger Punkt bei der Einordnung neuer Studien und Beobachtungen zu #COVID19 und v.a. auch #longCOVID:

die #Corona #Pandemie ist eine absolute Ausnahmesituation– #SARSCoV2 ist ein völlig neues Virus und infizierte innerhalb kürzester Zeit eine riesige Anzahl ⬇️.
1/n Image
Das heisst eben: bis Jan’20 hatte *niemand* auf der Welt eine #SARSCoV2-Infektion, und dann innerhalb kürzester Zeit zig-Millionen (Jan’21:>90Mio,Jan`22:>300Mio!). Bei keiner anderen Infektionskrankheit hat man ein (aus wiss. Sicht) so fantastisches Vorher-Nachher-Szenario!
2/n
Eine Erstinfektion (v.a. im Erwachsenenalter) verläuft quasi *immer* viel heftiger als Folgeinfektionen, weil eben das Immunsystem den Erreger noch überhaupt nicht kennt. Die allermeisten Viren kennt unser Körper hingegen bereits seit Kindheitstagen. Vieles machen wir als…
3/n
Read 16 tweets
Mar 15
🚨#SARSCoV2 infiziert+tötet T-Zellen! AIDS-ähnliche Folgen!!

🚨#COVID19 lässt das Gehirn schrumpfen!!

Immer wieder gibt es einzelne Studien, die hohe Wellen schlagen in Presse und v.a. auf Twitter. Seltsamerweise bleiben die meisten Fachleute erstaunlich ruhig– wieso?

🧵1/n
Ich möchte einfach mal als Zwischenruf „kurz“ ein paar Dinge zum Wesen der #Wissenschaft loswerden. Ein mal wieder länger gewordener Thread mit ein paar Punkten, die man außerhalb des wissenschaftlichen Systems vermutlich nicht so ohne weiteres weiß und wahrnimmt.

2/n
Der Schocker: Wissenschaft und insb. Wissenschaftler sind nicht unfehlbar! Daraus folgt unmittelbar, dass eine einzelne Studie nicht zwangsläufig– bei den ganz großen Dinger sogar seltenst– auf Anhieb ein ganz neues Konzept vollständig und korrekt erfassen und beschreiben.

3/n
Read 25 tweets

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