WORKSHOP Profile picture
Jul 2 34 tweets 5 min read
Entgrenzte Kunst* geht ähnlich wie die #SozialeSkulptur nach #Beuys (Anthroposoph, Antisemit, Gesellianer, siehe trend.infopartisan.net/trd0504/t16050…) von einem schaffenden Sprachakt aus, einer symbolischen Handlung, die prinzipiell, einem Grundsatz folgend Wirklichkeit schafft. Dieser Punkt
* Vgl. Dorothea von Hantelmann. _How to Do Things with Art: The Meaning of Art's Performativity_, 2010.

des "Tuns" oder der "Praxis" mit und in der Kunst hat eine politische Komponente. Denn diese Linguistik der zumeist Ikonografischen oder symbolischen Praxis meint
eine generelle Performanz für sich beanspruchen zu können. Alle (wortwörtlich) mögliche Handlung (Praxis) ist in der Kunst möglich, und diese ist längst (seit Duchamp, umgedeuteten Situationisten, vgl. namentlich Roberto Ohrt, Informations- und Sozialkunst, forensischem Design)
aus ihren institutionellen Schranken herausgetreten. Sie kann damit - symbolisch bleibend, d.h. ohne praktische, nur innerhalb der Kunst praktischen Konsequenzen - Kolaborationen in indifferenten Netzwerken eingehen mit sämtlichen "Akteuren" der Gesellschaft.
Wie argumentiert Hantelmann (a.A.s.o.)?: "Market societies derive their wealth from the production of material objects and their circulation through commerce, and the visual art field is engaged in the exact same process." Es sind die "Western societies", die für die Autorin
diese Prozesse aufnötigen. Nicht Strukturzwänge des notwendig globalen Kapitalismus sind "verantwortlich", es müssen bestimmbare Über-Identitäten sein, welche die Kunst an diesen "wealth" anschließen; und Hantelmann impliziert damit eine alternative Praxis
dieses Westens, Nordens: die bessere kapitalistische Praxis. Dass der wealth gerade nicht aus der simplen Materialität der Objekte und der kommerziellen Zirkulation hervorgeht, ist der blinde Fleck der Kunst-, Theorie wie -Praxis. In aller Kürze dazu:
Allein die Ware mit Wert, die der Kapitalist auf dem Martk findet, die selbst Wert schaffen kann, Arbeit für Lohn, stellt mehr Wert her. Dieser Mehr-Wert muss kapitalistisch zwingend NICHT in Form von Geld ausgezahlt werden an den Hersteller dieses Mehrwerts, er muss als WERT
beim Käufer der Arbeitskraft bleiben, den er dann erst in der Zirkulation in Form von Geld realisiert. Einen Ausbeutungs- und Enteignungsbegriff hat Hantelmann darum nicht. Sie verlagert das von ihr falsch detektierte rein Objekthafte aber doch _irgendwie_ wertige, dessen
Wert (ähnlich Michael Heinrich) hier gemacht und dort am Markt entstehe, sofort in einen Gesamzirkulation der Aneignung der Objekte durch Kunst. Das wäre ziemlich genau Marcel Duchamps Vorzeige-Exempel des Pissoir, das auch in Kassel derzeit wieder als Mahnung
gegen die Contemporary Art von Unbekannten geklebt wurde. Duchamp überführte ein beliebiges Objekt in die Kunst und löst das Mehrprodukt mit Mehrwert (aus Keramik eine Kloschüssel machen und Tauschwert erzeugen) aus der Produktion/Zirkulation (aus Mehrprodukt-Produktion und )
Mehrwert im Verkauf des Mehrwerts mit der Geldform als Rückfluss) und deklarierte so das "Urmotiv" der Moderne: Versymbolisierung bzw. Signifikant (Meinendes) ohne Signifikat (Gemeintes) und
bildete so den Reset für die von allem sozialen getrennte Kunst, auf alle Gegenstände des Gesellschaftlichen (Kunst versus Gesellschaft) zugreifen zu können.
Produktivität als solche wird in die Symbol-Praxis verlagert, und dies zum poltiischen und sozialen Impact erklärt. An diesem Punkt wird das subjektive Movens der ästhetischen Produktion virulent: Es erfreut, Dinge zu produzieren - zweckungebunden aber mit dem
Zweck im Verhältnis stehend; der zwecklose Zweck, das interesselose Wohlgefallen, die Kunst neben allem, der deutschidealistisch trainierte Kantianismus der Schönheit, die "Fähigkeit", etwas "für sich" und "an sich" zu genießen.
Um so mehr kann Kunst dann prototypisch werden, für den Rest des Gesellschaftliche, denn Kunst-Thorie würde nicht mehr abweisen, Teil des Sozialen zu sein. Im Gegenteil war es in den letzten vielleicht 50 Jahren notwendig, den Autonomiestatus der Kunst zu verwenden, um ihn in
die Gesellschaftsprozesse wieder-einzufügen. Die Performanz (das Performative) ist hier das Brücken-Theorem. Sie ist nach Judith Butler immer in jeder Handlung/Praxis eine des Symbolischen, wie eine tragende Textur, die umgeschrieben werden kann. Das
gesellschaftverändernde Moment soll also in der ästhetischen Praxis dieser entgrenzten Kunst, weit nach dem l'art pour l'art, liegen, die sich in ALLE Bereiche des Sozialen einfügt, einfügen kann, weil mit Hantelmann nach Butler _alles_ Soziale zuforderst symbolische Praxis
ist der Signifikation, die das Reale bestimmt.
Finden sich die Individuen zuammen, die als generelle Autorinnen _die_ Wirklichkeit signifizierend schaffen, ist Sozialveränderung praktisch geworden. M.a.W. Kunst wird zum genuinen politischen Praxis-Sandkasten, der mit dem Bruch mit Konventionen (sic!,) nicht "Mechanismen",
d.h., mit dem idealistischen Verabschieden und Neuschreiben von Aushandlungen oder Tradierungen, Verträgen, konstitutiv gesellschaftliche Problemfelder, dem Gesellschaftsvertrag etwas ändert. Auch die Produktion/Zirkulation?
Damit wird Kunst und seine Haupt-Produktionsstätte, das Museum, zum Topos der anti-materialistischen, anti-ökonomistischen Ver-Entwissenschaftlichung der Ökonomie, die nun unter den Vorzeichen der Signifikation gelesen wird. Und sie wird zum
Paradigma jeden Handelns, oder wenigstens zum Sektor, der alle anderen Sektoren wie einst Philosophie und davor Religion, implizieren kann, zum Demokratie-Modell neben der offiziösen Politik und dem Politischen der Kämpfe im Antagonismus _Kapital:Arbeit_ oder heruntergebrochen
_Arm:Reich_.
Kunst rekonstituiert sich zugleich in einer neuen Autonomie, ihre eigenes Feld, die Signifikation reflektierend, für alle anderen sozialen Gebiete, "sozial signifkant" (Hantelmann") aber/und für eine neue Begründung der Ausstellung: Kontemplation ALS
Tu-Weise für die neuen
Skills der Generation, die adornitische Negation gegenüber der Gesellschaft in der Kunst. Die Negation der kapitalistischen Gesellschaft findet dann (ultimativ gedacht) im Institut Museum statt. Die Kritik löst, um zurückzukommen zur Produktion und Zirkulation von Zeichen
wie von Waren, die "Warengesellschaft" innerhalb ihrer nun über (potenziell) gesamte Stadt verteilten Mauern, Zonen, von den Zwecken und macht (hypothetisch ausgedrückt) das Angebot, den Verkauf der Ware Arbeitskraft um-signifizierend umzugestalten?
Der Anspruch der avancierten Kunst ist nicht die Unterhaltung, er ist der, "Konventionen" symbolisch zu dekonstruieren und die lägen im Politischen/Sozialen. Kunst wird zum Sinnstifterinnenbereich und Geistesgebiet, das aus dem Konzept Joseph Beuys'
nach Rudolf Steiners "Sozialer Dreigliederung" bekannt ist. Abgetrennt von realer Wissenschaft (anthropolgische ist pseudo-szientistisch) bzw. Rechtsleben und Wirtschaft und als Meta-Feld, kann nur das Geistesleben = Kunst die Ganzheit von Welt
"höherer" Performanz (Bildung, Wissenschaft, Religion und Kultur) verwirklichen. Von dieser sophistischen Weltanschauung geht eine gewisse Faszination aus, ein Feld gefunden zu haben, das "sich" den sozialen Verwerfungen widersetzt. Zugleich ist es die völkische Zurichtung
bei Beuys, die den Kreativen in jedem anspricht (Jeder ist Künstler): Also ist Kunst alles und der Augleich mit dem Kapital erreicht, mehr: Jeder mit ihm identifiziert, die Aubeutung und Enteignung (grob zum Mehrprodukt und Mehrwert s.o.) immer dort aufgehoben, wo
(Hantelmann mit Butler) signifiziert wird. Also überall. Das ist sehr nah am "nationalsozialistischen" Einheitsprogramm den geschlossenen Reihen und der weiterhin in der BRD bestimmenden Partnerschaft der Lohnabhängigen mit dem Kapital.
(Skizze von Susi Meyer und Matze Schmidt)

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with WORKSHOP

WORKSHOP Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @zineworkshop

Jul 3
Bilder von Buchenwald

Fortsetzung

Siehe:
und


Ein Sprung ans Ende des Rundgangs nach dem Kuchen und ein Zitat: Ein gutes Bildprojekt "würde (...) diese Spannung zwischen Darstellung und Dargestelltem offenlegen."* Wenn sich auf Image
dem riesigen Parkplatz ein Horror Vacui einstellte, die Leere der unzutreffenden Aussagen angesichts der archeologisch abgehbaren Maschinerie mit einer Arabesque gefüllt werden muss, _damit_ keine leere Stelle bleibt, kommt die Frage nach der Vollständigkeit auf. Image
Eine Frage der Adäquanz, dem Entsprechen dem "Gegenstand" gegenüber, der Approximation <Annäherung> und die Akzeptanz, der Unvollständigkeit (das erste Foto zeigt die Tafel vor dem Café Paul an der Gedenkstätte Buchenwald, das zweite den
Read 8 tweets
Jul 2
Hakt euch unter Image
gegen die Sorgen
So sinngemäß der Regierungschef der BRD heute in der Presse. (Das war redaktionell eine Entscheidung der zynischen Art für diese BÜ (Bildüberschrift).)
Read 4 tweets
Jul 2
Kein Album, kein Release. Weil es öffnendere Methode ist, legen wir zusammen mit Bettelton so genannte Komponenten (Kompos) oder mögliche Tracks, die von Bettelton und seinem Umfeld stammen könnten, offen ("Der Sound muss von allen gemacht werden."):

Bettelton - Komponente 0.1
Kompos sind Spuren, die Weiterverendung finden könnten, freesound.org ist voll von solchem Material, Kraftwerk und Moses Pelhams zwei Sekunden drehen sich im Grab rum:

Bettelton - Komponente 0.1.1
Der kurze nächste Schritt zum Erfolg ist dann nur noch die Entdeckung, die "Kolonialisierung des Subjekts", der Plattendeal, die Sackgasse Youtube, die Einbahnstrasse "Experimental".

Bettelton - Komponente 0.1.2
Read 5 tweets
Jul 2
Zwei Worte zu #Nipperdey[1] und #Streik"recht":
[1]

Der Bezug auf allgemeine Menschrechte oder Grundrechte (vgl. auch Duygu Kaya. "'Es gibt nur eine unterstützenswerte Seite' – Erklärung zum Streikrecht
vor dem Arbeitsgericht Berlin", express 06/2022), mit denen auch *Streik* identifiziert wird, bestätigt logisch die bürgerlichen Rechte, die uveräußerlich erst gesetzt werden müssen. Einen Naturzustand der Rechte gibt es darum nicht, es gibt diese Rechte nur in der Gesellschaft
nach den bürgerlichen Revolutionen. Streik juristisch auszuhandeln, widerspricht dem Streik, der nicht gedacht, zugesprochen oder falsifiziert wird, der gemacht wird oder nicht. Er wird nicht für ein Recht und auf Basis deselben gemacht, er wird gegen die Käufer
Read 7 tweets
Jul 2
Notiz zum "#CommunityKapitalismus"* (Silke van Dyk und Tine Haubner): Von den neuen Lücken im Sozialstaat und der Übernahme der Aufgaben durch Freiwilligkeit abzuleiten, der Sozialstaat möge diese Lücken wieder füllen, ist bürgerlich konsequent und
*Von van Dyk auch einmal als Charity-Kapitalismus bezeichnet.

legt die Gebundenheit der Sozialwissenschaft an den zirkelhaften sozialen Appell und die legislativistische Rechtsstaatlichkeit offen. Silke van Dyk trug die Argumentation dieses zu erneuernden Sozialstaats vor
etwa 5 Jahren in Kassel vor im Kontext mit Rebellinnen und Hausbesetzerinnen für ein Soziales Zentrum auf Universitätsgelände. Tenor war die Überlassung von Eigentum für i.w.S. kapitalismuskritische Selbstorganisation, ewas die Uni inkl. Räumung
Read 7 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Don't want to be a Premium member but still want to support us?

Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal

Or Donate anonymously using crypto!

Ethereum

0xfe58350B80634f60Fa6Dc149a72b4DFbc17D341E copy

Bitcoin

3ATGMxNzCUFzxpMCHL5sWSt4DVtS8UqXpi copy

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!

:(