Die #Entlastungspaket|e jetzt in der #Energiekrise sind ca. zehnmal kleiner als in der #Corona Pandemie. Diese Diskrepanz ist in Deutschland größer als in vielen anderen europäischen Ländern.
Kein Grund: es kann nicht an den #Schulden des Staats liegen, denn Deutschland steht gut und besser da als die meisten anderen. Und: der deutsche Staat profitiert stark von der #Inflation durch höhere Steuereinnahmen und hoch negative Realzinsen.
Das Argument mancher in der #Ampel, dem Staat fehle das Geld, ist falsch.
Das Argument, die #Energiekrise sei keine ausreichende #Notlage um die #Schuldenbremse 2023 auszusetzen, ist — höflich gesagt — zynisch. Für viele ist diese Krise wirtschaftlich genauso schmerzvoll.
Ein möglicher Grund: der wirt. Einbruch war in Q2 2020 massiv. Aber: damals war auch die Erholung stärker und schneller. Die Sorge ist, dass die Erholung jetzt viel langsamer sein wird und vor allem Menschen mit geringen Einkommen dauerhaft an Kaufkraft/Lebensstandard verlieren.
Ein zweiter möglicher Grund: der größte Teil der Entlastungspakete bei Corona ging an Unternehmen, sollte aber jetzt in der #Energiekrise primär an Bürger*innen gehen. Welche Rolle dabei spielt die geringere/fehlende #Lobby der verletzlichsten Gruppen von Bürger*innen?
Das dritte #Entlastungspaket enthält gute Elemente, ist aber unausgegoren, verteilt Gelder zu sehr per Gießkannenprinzip und ignoriert den #Klimaschutz.
Meine Einschätzung im Thread:
Positiv:
⁃Die Stärke des Entlastungspakets liegt in der Erhöhung der Leistungen für die verletzlichsten Menschen. Die Wohngeldreform, die Anpassungen beim #Bürgergeld, die Erhöhung des Kindergeldes und die Ausweitung der Midijob Grenze sind gute, zielgenaue Elemente.
⁃Die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (Kredithilfen, Kurzarbeitergeld, Strompreisbremse, Umsatzsteuerreduktion Gastronomie) ist gut.
Twitter Serie #4: Die Geschichte der #Moral des guten Sparens
#Sparen ist eine Tugend. Kaum eine Moral ist in Deutschland so stark verwurzelt. Aber wieso ist das #Sparen ein so zentraler Teil unserer Identität? Ein kurzer Blick in die Geschichte…
Als Erinnerung: zu sparen bedeutet Verzicht auf Wohlstand heute, mit der Hoffnung in Zukunft dieses Ersparte zu mehren oder als #Versicherung gegen Risiken.
#Sparsamkeit - also der sparsame Umgang mit Dingen - gab es schon sehr früh. Ab dem 18. Jh. wurde damit aber stärker der Umgang mit Geld gemeint. Sparsamkeit wurde zusammen mit Ordnung, Reinlichkeit und Pünktlichkeit zu einer bürgerlichen #Tugend.
Serie #3 des 🧵: Fakten zu #Erbschaften in Deutschland
#1:
Über die Hälfte aller private #Vermögen in 🇩🇪 wurde nicht durch die eigenen Hände Arbeit geschaffen, sondern geerbt oder geschenkt bekommen — Tendenz steigend.
#2. Erbschaften und Schenkungen in Deutschland nehmen zu: Sie sind seit 2002 um 20 % gestiegen, da die Nachkriegsgeneration nun ihr Vermögen (meist an ihre Kinder) weitergibt.
#3. #Erbschaften und Schenkungen sind ungleich verteilt: 10% haben in 2002-17 einen solchen Transfer bekommen, davon wiederum die obersten 10% die Hälfte aller Transfers erhalten.
Deutschland hat eine der größten #Ungleichheit/en von privaten #Vermögen unter Industrieländern.
Das Kernproblem in 🇩🇪 : mit fast 40 % haben ungewöhnlich viele fast kein Vermögen — als Vorsorge fürs Alter, für die Kinder, für Notfälle.
Das rächt sich vor allem in Krisen, wie jetzt. Es macht sie stark abhängig vom Sozialstaat und begrenzt ihre eigene Autonomie und #Freiheit.
Deutschland hat unter den Industrieländern mit die größte private #Vorsorgelücke fürs Alter, da viele zu wenige eigene #Ersparnisse/Vermögen während ihres Arbeitslebens aufbauen (können).
1. Unternehmerisches Risiko: Wieso soll Bürgerinnen und Bürger den größten Teil der unternehmerischen Verluste aus Gasimporten übernehmen, wenn die Mehrzahl der Importeure wegen anderer Energiebereiche erhebliche Gewinne macht (zB RWE und Shell verzichten daher auf die Umlage)?
2. Asymmetrie bei Gasumlage und #Übergewinnsteuer: Konsument*innen müssen für die übermäßigen Verluste der Energiekonzerne haften, übermäßige (leistungslose) Gewinne werden jedoch nicht zusätzlich besteuert, nach dem Prinzip: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
Die Narrative zu Sparen, Vermögen und Inflation überschlagen und widersprechen sich. Ich will in untersch.🧵 hier versuchen mit Fakten und Zahlen, meist auf Grundlage meiner und unserer Arbeit am @DIW_Berlin, den Diskurs zu den Prioritäten von Entlastungen informieren zu helfen.
60 % der Menschen in 🇩🇪 können in dieser Krise nicht sparen — so neue Berichte. Das zentrale Problem ist aber ein anderes: 40 % der Menschen haben heute fast keine Ersparnisse, also nichts um sich gegen die hohe Inflation abzusichern.
Die Deutschen #sparen viel – mehr als andere Europäer*innen. (Nur in der Schweiz ist die #Sparquote noch höher.) Aber viele Menschen in 🇩🇪 haben nur wenige oder keine Ersparnisse. Warum?