Ich verstehe die Kritik an den Aussagen von Wirtschaftsminister #Habeck zu #Insolvenzen nicht, denn sie sind zutreffend. Zwei Beispiele, bei denen Unternehmen nicht produzieren können, ohne zwingend insolvent zu werden: 🧵
1. Manche Hotels werden im Winter schließen müssen, weil Kunden ausbleiben (viele Menschen werden weniger reisen, da sie höhere Kosten für ihre Grundversorgung haben) und die Kosten massiv steigen (Beispiel Energie). Temporäre Schließungen sind in der Branche nicht ungewöhnlich.
2. Wenn es zu einer #Gasknappheit kommt, dann werden eine Reihe von energieintensiven Unternehmen gezwungen werden, ihre Produktion einzustellen. Dies wird der Staat nur machen können, wenn er die Unternehmen ausreichend kompensiert, so dass diese in Zukunft wieder öffnen können.
Was #Habeck bei #Maischberger gesagt ist daher richtig. Man könnte lediglich kritisieren, dass er nicht über die staatlichen Maßnahmen gesprochen hat, die in solchen Fällen greifen. Aber es ist bei dieser gegenwärtigen Unsicherheit eher klug, dies nicht zu tun.
Da einige hier kritisieren, meine Aussagen zu #Habeck entsprächen nicht der Realität, hier ein paar Zahlen und Fakten eines Journalisten. Fakt ist: temporäre Schließungen ohne #Insolvenz waren in der Corona Pandemie für viele Unternehmen in Deutschland die Realität:
Wir sehen eine dramatische Verschlechterung für die Wirtschaft in 🇩🇪 und Europa. Die neuen Prognosen (hier @ecb und @kielinstitute) sind ernüchternd und weisen auf eine anhaltende Rezession (für D) und eine nur schleppende Erholung hin.
Ein 🧵 mit den mMn wichtigsten Fakten:
Die deutsche Wirtschaft dürfte nun für 3-4 Quartale und für das gesamte Jahr 2023 schrumpfen. Die Wirtschaft der Eurozone ist auch hart getroffen, aber nicht so stark.
Drei der Gründe: höhere Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten, Exporten und globalen Lieferketten.
Die wirklich schlechte Neuigkeit ist jedoch eine andere: die wirt. Erholung dürfte 2024 (und möglicherweise auch darüber hinaus) sehr schleppend sein, da Energiepreise auf absehbare Zeit hoch bleiben werden und der Wirtschaft eine riesige strukturelle #Transformation bevorsteht.
Das dritte #Entlastungspaket enthält gute Elemente, ist aber unausgegoren, verteilt Gelder zu sehr per Gießkannenprinzip und ignoriert den #Klimaschutz.
Meine Einschätzung im Thread:
Positiv:
⁃Die Stärke des Entlastungspakets liegt in der Erhöhung der Leistungen für die verletzlichsten Menschen. Die Wohngeldreform, die Anpassungen beim #Bürgergeld, die Erhöhung des Kindergeldes und die Ausweitung der Midijob Grenze sind gute, zielgenaue Elemente.
⁃Die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (Kredithilfen, Kurzarbeitergeld, Strompreisbremse, Umsatzsteuerreduktion Gastronomie) ist gut.
Die #Entlastungspaket|e jetzt in der #Energiekrise sind ca. zehnmal kleiner als in der #Corona Pandemie. Diese Diskrepanz ist in Deutschland größer als in vielen anderen europäischen Ländern.
Kein Grund: es kann nicht an den #Schulden des Staats liegen, denn Deutschland steht gut und besser da als die meisten anderen. Und: der deutsche Staat profitiert stark von der #Inflation durch höhere Steuereinnahmen und hoch negative Realzinsen.
Das Argument mancher in der #Ampel, dem Staat fehle das Geld, ist falsch.
Das Argument, die #Energiekrise sei keine ausreichende #Notlage um die #Schuldenbremse 2023 auszusetzen, ist — höflich gesagt — zynisch. Für viele ist diese Krise wirtschaftlich genauso schmerzvoll.
Twitter Serie #4: Die Geschichte der #Moral des guten Sparens
#Sparen ist eine Tugend. Kaum eine Moral ist in Deutschland so stark verwurzelt. Aber wieso ist das #Sparen ein so zentraler Teil unserer Identität? Ein kurzer Blick in die Geschichte…
Als Erinnerung: zu sparen bedeutet Verzicht auf Wohlstand heute, mit der Hoffnung in Zukunft dieses Ersparte zu mehren oder als #Versicherung gegen Risiken.
#Sparsamkeit - also der sparsame Umgang mit Dingen - gab es schon sehr früh. Ab dem 18. Jh. wurde damit aber stärker der Umgang mit Geld gemeint. Sparsamkeit wurde zusammen mit Ordnung, Reinlichkeit und Pünktlichkeit zu einer bürgerlichen #Tugend.
Serie #3 des 🧵: Fakten zu #Erbschaften in Deutschland
#1:
Über die Hälfte aller private #Vermögen in 🇩🇪 wurde nicht durch die eigenen Hände Arbeit geschaffen, sondern geerbt oder geschenkt bekommen — Tendenz steigend.
#2. Erbschaften und Schenkungen in Deutschland nehmen zu: Sie sind seit 2002 um 20 % gestiegen, da die Nachkriegsgeneration nun ihr Vermögen (meist an ihre Kinder) weitergibt.
#3. #Erbschaften und Schenkungen sind ungleich verteilt: 10% haben in 2002-17 einen solchen Transfer bekommen, davon wiederum die obersten 10% die Hälfte aller Transfers erhalten.
Deutschland hat eine der größten #Ungleichheit/en von privaten #Vermögen unter Industrieländern.
Das Kernproblem in 🇩🇪 : mit fast 40 % haben ungewöhnlich viele fast kein Vermögen — als Vorsorge fürs Alter, für die Kinder, für Notfälle.
Das rächt sich vor allem in Krisen, wie jetzt. Es macht sie stark abhängig vom Sozialstaat und begrenzt ihre eigene Autonomie und #Freiheit.
Deutschland hat unter den Industrieländern mit die größte private #Vorsorgelücke fürs Alter, da viele zu wenige eigene #Ersparnisse/Vermögen während ihres Arbeitslebens aufbauen (können).