Thread by @buon_anni

Guten Morgen aus Bonn, wo heute im #CumEx-Prozess gegen Schlüsselfigur Hanno Berger ein spannender Verhandlungstag bevorsteht. Berger wird erstmals auf seinen einstigen Ziehsohn und Kanzlei-Partner treffen, der ihn als #Kronzeuge belastet hat. Meine Eindrücke gibts später hier👇

Der alte Umzugskarton, in dem Berger seine Unterlagen aufzubewahren pflegte, scheint ausrangiert, Justizbeamte tragen heute drei Postkisten mit Unterlagen herein. Alles ist vorbereitet. Berger betritt energisch den Saal, er wirkt frisch und angriffslustig.

Der Kronzeuge erscheint mit 2 Strafverteidigern, einem PR-Mann und einer Medienrechtlerin. Ein Kamerateam filmt, wie er den Saal betritt. Er sagt heute bereits zum 4. Mal in einem #CumEx-Prozess aus. Viele der Prozessbeobachter können seine Ausführungen wohl schon mitsprechen.

Doch im Strafprozess gilt nur das gesprochene Wort, weshalb der frühere #Berger-Partner heute erneut aussagen wird.

Als sein einstiger Ziehsohn den Saal betritt, legt Berger die Lesebrille ab, sucht den Blick-Kontakt, schmunzelt.

Kurz treffen sich die Blicke beider Männer, die über Jahre gemeinsam #CumEx-Geschäfte machten. Berger nickt knapp. Den Füller gezückt, blickt Berger pausenlos in das Gesicht seines einstigen Kanzlei-Partners. Der beschreibt, wie er sich entschlossen hat, auszupacken.

2015 habe er aus Scham und Angst beschlossen, sich das Leben zu nehmen. Dies sei missglückt. Er habe sich dann neu aufgestellt und beschlossen, mit der Staatsanwaltschaft Köln zu kooperieren. Am 7.11.2016 habe er erstmals ausgesagt.

Er habe mit seinen #CumEx-Geständnissen eine gesamte Industrie gegen sich aufgebracht. Geisterfahrer, Sängerknabe, Brutus sei er tituliert worden. Auch Drohungen seien ausgesprochen worden, etwa gegen seine kleine Tochter.

Für den Kronzeugen selbst geht es in diesem Verfahren um sehr viel Geld. Sollte Berger verurteilt werden, wird auch der Kronzeuge wohl zur Kasse gebeten. Laut Gericht hat das einstige Kanzlei-Duo persönlich allein mit den hier angeklagten #CumEx-Geschäften 27,3 Mio Euro verdient

2005 hätten Berger und er erstmals von #CumEx-Geschäften erfahren. Von Anfang an sei klar gewesen, dass es um eine Steuer gehe, die einmal einbehalten, aber zwei Mal erstattet werde. Berger habe schnell erkannt, dass dies zwischen Banken ein florierender Markt sei

Sie seien eine Gruppe testosteron-gesteuerter, hochbezahlter Anwälte im 32. Stock im Hochhaus in Frankfurt-City gewesen. "Die Geisteshaltung war: Als hochbezhalte Rechtsanwälte müssen wir alles im Sinne unserer Mandanten ausloten und der Feind war die Finanzverwaltung."

Über das Thema Steuern habe #CumEx-Schlüsselfigur Berger gedacht: "Steuern sind Kosten und Kosten müssen minimiert werden. Wir haben in der Kanzlei diese Geisteshaltung aufgenommen. Das hat zum Hase-und-Igel-Spiel mit den Finanzbehörden geführt."

Doch nicht alle in der Kanzlei seien die #CumEx-Geschäfte bedenkenlos mitgegangen, sagt der Kronzeuge aus. In der Kanzlei Dewey habe es einen Steuerexperten gegeben, der - wie Hanno Berger - aus der Finanzverwaltung gewechselt sei. Dieser Experte habe tunlichst darauf geachtet,

niemals ein #CumEx-Gutachten zu unterschreiben. "Die Finanzverwaltung mag das nicht", habe dieser Steuerexperte gesagt.
Berger wird bei den Aussagen seines einstigen Kompagnons zunehmend ungehalten. Er kritzelt wild auf seinem Block, reißt Papier heraus, flucht vor sich hin.

Jetzt beschreibt der #Kronzeuge, wie die #CumEx-Deals mit der Hamburger #Warburg Bank eingefädelt wurden. Hanno Berger habe seit Jahren Kontakte zur Bank gepflegt. Für die reichen Kunden eines Warburg-Family Offices habe Berger #Steuermodelle aufgesetzt

Anfang 2007 sei er mit Berger zur #Warburg-Bank in der Ferdinandstraße gereist. Er sei beeindruckt gewesen. An der Wand hingen goldgerahmte Ölgemälde, der Geschäftsleiter der letzten 200 Jahre, die auf ihn herabblickten. Plötzlich sei die Tür aufgegangen. Ein Diener mit Frack

habe ein Servierwagen mit Kaffe hereingefahren. Dann habe der #Warburg-Miteigentümer Christian #Olearius seinen Auftritt gehabt. "Her Berger, was haben Sie denn schönes Für uns?" habe der Bankier gefragt. Berger habe ihm #CumEx mitgebracht. Olearius sei am Ende des Vortrages so

angetan gewesen, dass er vorgegeben habe, auch privates Geld in #CumEx zu investieren, was - laut Kronzeuge - auch geschehen sei.

In dieser Zeit, so der einstige Berger-Parner hätten sie die Anwaltstätigkeit schrittweise verlassen. Sie hätten das Ethos eines Anwalts als Organ

der Rechtspflege verlassen. "Warum? Weil es Geld gab. Weitaus mehr Geld als wir als Anwälte hätten verdienen können." Als Anwalt hätten sie nur maximal 2 Mio im Jahr verdienen können. "Gier frisst Hirn. Wir waren gierig, wir wollten immer mehr Geld."

Der Richter will wissen, wie der Kronzeuge und Berger das Geld an ihrer Kanzlei vorbei in die eihgenen Taschen geschleust hatten. Antwort: Die Schweizer #Sarasin Bank habe für sie #Scheinrechnungen geschrieben. #Warburg habe dorthin überwiesen, das Geld sei am Ende in seiner und

Bergers Taschen gelandet. Hanno #Berger platzt jetzt der Kragen. Er schmeißt seinen Füller weg. "Schuldigung, ich kann mir das nicht mehr anhören."