Thread by @Forum_IV

Viele Menschen sorgen sich derzeit, dass aufgrund jüngster ukrainischer Erfolge #Putin zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen, insbesondere zu taktischen #Atomwaffen, greifen könnte. In diesem Thread wird gezeigt, warum das sehr unwahrscheinlich ist. 1/22 (hk)
#Teilmobilmachung

Es gibt im Wesentlichen fünf Gründe, die gegen einen Einsatz von Atomwaffen durch #Russland sprechen: 1. Nuklearer Fallout, 2. Politischer Fallout, 3. Fehlschlagswahrscheinlichkeit, 4. Zweifelhafter militärischer Nutzen, 5. Mögliche Reaktion der #NATO 2/22

1. Nuklearer Fallout: Der Einsatz von Nuklearwaffen führt bekanntlich zu weitreichender radioaktiver ☢️Verstrahlung. Sollte Russland eine Atomwaffe zünden, müsste es befürchten, dass auch russisch (besetztes) Gebiet, Belarus oder gar NATO-Länder davon betroffen wären. 3/22

2. Politischer Fallout: Dies ist eine gute Überleitung zum – noch wichtigeren – politischen Fallout. Der Einsatz von #Massenvernichtungswaffen (man lasse sich dieses Wort einmal auf der Zunge zergehen!) ist international und selbst bei Autokratien extrem verpönt. Mehr noch: 4/22

Der Einsatz von Atomwaffen signalisiert Verzweiflung, Schwäche und extreme Rücksichtslosigkeit. Dies dürfte weitgehend unabhängig von der Sprengkraft der Bombe so sein. Der internationale Aufschrei wäre riesig, wie auch @CarloMasala1 kürzlich bei #Maischberger erklärt hat. 5/22

Nicht nur der „Westen“, sondern auch Indien, China und andere unentschlossene Staaten würden sich fragen, mit welchem – gelinge gesagt – „Verrückten“ sie es im #Kreml zu tun haben. Zudem würde auch der Westen den Druck auf die Neutralen erhöhen, sich endlich zu distanzieren. 6/22

Ferner würde der Einsatz von #Atomwaffen sicher zu weiteren, noch härteren #Sanktionen gegen #Russland führen. Bisher sind etwa immer noch nicht alle russischen Banken mit den #SWIFT-Sanktionen belegt. Auch ein totales #Handelsembargo käme in Betracht. 7/22

3. Fehlschlagswahrscheinlichkeit: Hiermit ist die Tatsache gemeint, dass der Einsatz von #Atomwaffen kein Selbstläufer ist. Die #Ukraine verfügt inzwischen über eine komplexe und gute #Flugabwehr; sie schießt reihenweise Flugzeuge, Raketen und Marschflugkörper ab. 8/22

Soll heißen: Die Russen müssten es erstmal schaffen, ihre Atomwaffe ins Ziel zu bekommen. (Taktische) Atomwaffen werden aber meist als Bombe aus Flugzeugen abgeworfen, per Marschflugkörper gelenkt oder durch eine ballistische Kurzstreckenrake ins Ziel gebracht. 9/22

Gegen alle diese Waffenarten verfügt die #Ukraine aber inzwischen über gute (nicht perfekte!) Abwehrmechanismen. Zwar können „kleine“ Atombomben auch per Geschütz abgefeuert werden, aber auch dies lässt sich aber nur mit zeitlichem Vorlauf bewältigen und kaum verschleiern. 10/22

Und nichts wäre Putin peinlicher als ein gescheiterter Atomschlag: Die Welt hätte er trotzdem gegen sich (da die Ukraine den Versuch sicherlich öffentlich machen würde), er stünde noch schwächer da und hätte keinen militärischen Vorteil. Das führt zum nächsten Punkt: 11/22

4. Zweifelhafter militärischer Nutzen: Die Zeiten des Kalten Krieges, als man „hoffen“ konnte, im Falle eines heißen Krieges (#NATO vs. WP) durch den Einsatz einer taktischen Atomwaffe auf dem Schlachtfeld eine ganze feindliche Panzerdivision auszuschalten, sind vorbei. 12/22

Zwar wird auch der #UkraineKrieg „hochintensiv“ geführt, das heißt mit großem Personal- und Materialeinsatz auf beiden Seiten. Doch sind vor allem die ukrainischen Truppen trotzdem so weit übers Land verstreut, dass eine russische Atomwaffe nur relativ wenige Truppen träfe. 13/22

Auch ein Angriff auf #Kyiv oder andere Großstädte hätte einen erheblichen Vorlauf, wäre militärisch weitgehend sinnfrei und würde aufgrund der Hunderttausenden zu erwartenden Opfer nur zu einem besonders heftigen globalen diplomatischen Backlash führen. 14/22

Diese Feststellungen, das ist wichtig, sollen auf keinen Fall die trotzdem zu erwartenden fürchterlichen Effekte eines Atomwaffeneinsatzes leugnen. Zugleich ist indes klar, dass rein militärisch (im Vergleich zu den politischen Folgen) für #Putin nur wenig zu gewinnen wäre. 15/22

5. Mögliche Reaktion der NATO: Sollte Putin Atomwaffen in der Ukraine einsetzen, würde die NATO mit Sicherheit ihre Optionen neu wägen. In diesem Fall wäre es alles andere als ausgeschlossen, dass die NATO-Staaten entscheiden, konventionell direkt in den Krieg einzugreifen. 16/22

Sie könnten #Russland öffentlich und eindeutig kommunizieren, dass sie rein konventionell und nur in der Ukraine (kein Karelien, kein Kaliningrad, kein Transnistrien) gegen russische Truppen vorgehen werden, um sie gemeinsam mit der 🇺🇦 Armee aus der #Ukraine zu verjagen. 17/22

Die Einschätzung, dass ein Atomwaffeneinsatz zu einem direkten Krieg zwischen Russland und der #NATO führen könnte, teilt auch @PeterRNeumann. Im Interview mit @BIDeutschland sagte er kürzlich, ein Atomwaffeneinsatz würde ein Eingreifen der #USA nach sich ziehen. 18/22

All diese Gründe sprechen übrigens genauso gegen eine bewusste Herbeiführung eines #GAU im #AKW #Saporischschja seitens der russischen Besatzer. Es ist daher ebenfalls davon auszugehen, dass auch diese Option für #Putin faktisch nicht auf dem Tisch liegt. 19/22

Fazit: Mit großer Wahrscheinlichkeit steht kein Einsatz von Atomwaffen in der #Ukraine bevor. Einerseits ist Putin ein brutaler Kriegsherr. Er bombardiert ohne Rücksicht auch zivile Ziele und opfert nicht erst seit der #Teilmobilmachung Zehntausende seiner eigenen Soldaten. 20/22

Zudem neigt Putin schon lange dazu, seine Gegner im In- und Ausland mit #Angst mürbe zu machen. Dieses Spiel hat der Ex-Spion perfektioniert. Die latente Drohung mit #Atomwaffen gehörte daher in den vergangenen Jahren immer wieder zu seinem psychologischen Waffenarsenal. 21/22

Andererseits will Putin seine eigene Existenz und die politische Zukunft #Russland|s nicht völlig aufs Spiel setzen. Ein Einsatz von #Atomwaffen in der #Ukraine, obwohl nicht völlig auszuschließen, stünde dabei aus den geschilderten Gründen seinen Zielen diametral entgegen. 22/22