Thread by @watch_union

Ich hab mir für euch den WSI-Verteilungsbericht 2022 von Dorothee Spannnagel und @z_aline_ vom @WSIInstitut / der @boeckler_de angeschaut.

Den Bericht findet ihr hier:
wsi.de/de/faust-detai… /TN #Thread #Armut #IchbinArmutsbetroffen

"Auf einen Blick" findet sich ein wichtiger Satz:
"Arme müssen etwa auf Güter des alltäglichen Lebens verzichten, sie leben auf kleinerem Wohnraum oder haben einen schlechteren Gesundheitszustand."

Arme sterben in Deutschland früher.
Welt 2017:
welt.de/wirtschaft/art… /TN

Auch der Wohnraum, bei dem man auf den 1. Blick sagen würde, dass das egal ist, hat erhebliche Auswirkungen.

Wenn die Mutter auf der Couch schläft, damit das Kind ein eigenes Zimmer hat oder Partner:innen keinen Rückzugsraum haben. Auch bei Corona kam das Problem auf,

da dort festgestellt wurde, dass Geschwister keinen ausreichenden Raum haben, um am Distanzunterricht ungestört teilnehmen zu können.

Der Wohnraum ist daher kein kleines Problem.

14,4% der dauerhaft Armen (Gesamtbevölkerung 2,4%) gaben an, sich nicht einmal neue Kleidung leisten zu können. Second Hand ist schick, wenn man darauf nicht angewiesen ist. Mobbing & Co - gerade bei Kindern - ist ansonsten vorprogrammiert. /TN

Worauf die Autorinnen in der Einleitung bereits hinweisen:
"Armut ist in einem reichen Land wie Deutschland weit mehr als ein Mangel an finanziellen Ressourcen."

Denn sie schränkt auch die gesellschaftliche Teilhabe (ökonomische, soziale, politische
und kulturelle Teilhabe) ein.

Was ist aber Einkommensarmut?
Unter Einkommensarmut versteht man, wenn Menschen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben. Schöne Grüße an @schroeder_k, die das als Ex-#CDU-Ministerin noch immer "nicht verstanden" hat.

Den theoretischen Hintergrund & "Daten und Methodik" könnt ihr im Kapitel 2 und 3 im verlinkten Dokument nachlesen. Ich springe hier mit euch nun erst ins Kapitel 5 (Sozialprofil der Armen) und dnach in Kapitel 4 "Einkommensungleichheit und Armut in Deutschland 2010-2019". /TN

Die Autorinnen haben sich angeschaut, wie der Anteil des Merkmals unter den dauerhaft Armen (1. Zahl) & der Gesamtbevölkerung (2. Zahl) sind.

Nicht überraschend
- Ostdeutsche 29% | 18%
- Frauen 65% | 55%
- Direkter MH 23% | 10%
- Indirekter MH 15% | 6%
- Rente 45% | 36%

Für mich persönlich überraschend

Hatte ich mit deutlich höheren Anteil gerechnet.
Selbständig 2% | 4%
Paar mit Kind 9% | 18%

Hatte ich mit deutlich weniger gerechnet, da die älteren Renten vergleichsweise gut sind & Eigentum öfters vorhanden ist.
65 und älter 29% | 30% /TN

Der Bericht zieht daraus den Schluss, dass Erwerbstätigkeit und Bildung der beste Armutsschutz sind. Das ist aber auch kein Geheimnis. Hier hören politische Sonntagsreden bereits auf. Der Bericht geht da noch viel weiter. Dazu später aber mehr. /TN

Springen wir zurück zum Kapitel 4.

Um zu sehen, wie sich die Einkommensungleichheit entwickelt hat, eignet sich der #Gini-Koeffizient der verfügbaren Haushaltseinkommen.

Wir haben 2019 die höchste Ungleichheit in der neueren Geschichte erreicht.

Die beiden Autorinnen sind noch etwas tiefer eingestiegen und haben sich die Prozentzahlen der Einkommensreichsten und der Einkommensärmsten angeschaut.

Während der Anteil der Reichen ziemlich gleich blieb, stieg der Anteil der Armen krass an.

Wichtig dabei: "Sowohl der Anteil der Armen als auch der der sehr Armen erreicht im Jahr 2019 einen neuen
Höchststand – selbst in den Jahren nach der Wiedervereinigung oder in der Wirtschaftskrise 2009
lagen die Armutsquoten niedriger als heute."

Als 3. Indikator haben sich die Autorinnen die Armutslücke angeschaut.

Die Armutslücke gibt den Betrag an, der Armen fehlt, um über die Armutgrenze zu kommen. Eindeutig ist, dass dieser Betrag ansteigt, obwohl wir Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs hinter uns haben. /TN

Mein persönliches Fazit aus diesen 3 Indikatoren:
- Armut steigt kontinuierlich an.
- Trickle Down mal wieder widerlegt.
- Die #Merkel-Jahre haben Armut noch weiter verfestigt.
- Wohlstand für alle ist ein Mythos.

Im Kapitel 6 "Lebenslagen der Armen" werden einige typische Lebenslagen näher beschrieben.

Die Grafiken dazu sind ziemlich interessant und lohnen einen eigenen Blick in den Bericht. Da ich einiges schon vorher angerissen habe, hier noch die Zusammenfassung: /TN

Ich hab mir überlegt, den Thread in 2 Teilen zu posten.
Im zweiten Thread wird es dann um die möglichen Handlungsmöglichkeiten in der Politik und die subjektiven Folgen von Armut gehen. /TN