Heute endet für uns eine lange Recherche. Ab heute, zum #HolocaustMemorialDay, erzählen wir Euch von der kaum zu fassenden Geschichte von Stanislaw Szmajzner, kurz: #Shlomo. Ein Thread. (…)
Shlomo ist für mich ein beeindruckender Widerstandsheld & ein bislang noch nicht ausreichend gewürdigter Zeitzeuge, der Unglaubliches geleistet hat. (…)
Viele kennen #Ausschwitz, aber viele Menschen haben noch wenig oder kaum von #Sobibor gehört. Dort, in Ostpolen, an der Grenze zur Ukraine, wurden 1942 & ’43 bis zu 250.000 Juden ermordet - in gerade einmal etwa 17 Monaten. (…)
Von den bis zu 250.000 Menschen, die nach Sobibor gebracht wurden, erlebten nicht einmal 60 Menschen das Ende des Zweiten Weltkrieges. Shlomo war einer von ihnen. (…)
Shlomo erlebte es nur, weil er sich an einem Aufstand beteiligte, der erfolgreich war: Bei der Revolte von Sobibor gelang bis zu 300 Gefangenen die Flucht. Sie überwältigten die SS-Aufseher - und hatten Erfolg: Die Nazis stellten den Betrieb des Vernichtungslagers ein. (…)
Die Nazis ließen das Todeslager abreißen und Bäume pflanzen. Nichts sollte mehr an die Todesfabrik in #Sobibor erinnern. Bis heute sind überhaupt nur ein paar Dutzend Fotos bekannt, die noch dokumentieren, wie das Lager damals aussah. (…)
Während Shlomos Familie sofort in die Gaskammer geführt wurde, überlebte er selbst nur aus einem makabren Grund: Er wusste, wie man Gold schmiedet. (…)
Aus dem Silber, Gold & den Goldzähnen der ermordeten Juden, musste der damals 15-jährige Shlomo Schmuck schmieden für die Nazis. Die verzierten damit ihre Peitschen, schenkten den Schmuck ihren Frauen. Besonders gierig soll der brutale Chefaufseher Gustav Wagner gewesen sein (…)
So wird Shlomo zu einem bedeutenden Zeugen: Er kennt nahezu alle KZ-Wärter von #Sobibor, erlebt das Lager von Beginn an - bis zur erfolgreichen Revolte. Was für ein Held, was für ein Zeuge. (…)
Nach dem Krieg geht Shlomo nach #Brasilien. Er will seiner Vergangenheit entkommen, ein neues Leben beginnen. Das ist die Einreisekarte von Stanislaw Szmajzner, genannt: Shlomo. (…)
Doch auch Wagner geht nach Brasilien - er will seiner Vergangenheit entkommen, setzt sich mit Hilfe des Vatikans nach Brasilien ab, reist dort unter echtem Namen ein. Das ist die Einreisekarte von Gustav Wagner. (…)
Wagner lebt zurückgezogen, in einer Stadt, in der Nähe von Sao Paulo, Atibaia. (...)
Doch 35 Jahre nach ihrem letzten Wiedersehen, nach Shlomos Ausbruch aus Sobibor, begegnet er 1978 seinem alten Peiniger wieder: Gustav Wagner. (…)
Wir haben im Archiv Filmmaterial gefunden, das diese Begegnung zeigt. Dort stehen sie nun wieder vor einander - und verhandeln ihre Geschichte. Wird Wagner zur Rechenschaft gezogen? (…)
Vier Staaten fordern seine Auslieferung, doch das oberste brasilianische Gericht entscheidet dagegen. Wagner ist nun wieder ein freier Mann. Die jüdische Gemeinde in Brasilien ist fassungslos. (…)
Wir haben Archivmaterial gefunden, in dem etwa ein #Sobibor-Überlebender davon spricht, dass #Wagner angeblich liquidiert werden sollte. Und auch #Shlomo antwortet immer wieder rätselhaft auf Fragen nach Wagners Tod. (…)
Denn der wird 1980 tot in seinem Badezimmer gefunden, von einem Messer erstochen. Offiziell Todesursache: Suizid. (…)
Bei unserer Recherche haben wir immer wieder Menschen getroffen, die glauben, dass Shlomo etwas mit Wagners Tod zu tun hat. (…)
Hat Wagners Tod mit Rache zu tun? Oder mit der Sehnsucht nach Rache? Unser Anspruch war, mit möglichst allen Menschen zu sprechen, die Stanislaw Szmajzner, Shlomo, noch kennengelernt haben. Und die von Gustav Wagners Ende berichten können. (…)
Es ist eine Geschichte zweier Männer, die, denke ich, für die Geschichte des 20. Jahrhunderts steht - und die hineinführt in Fragen nach Rache und Gerechtigkeit. Was tun, wenn diejenigen, die Gerechtigkeit herstellen müssten, es nicht tun? (...)
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch für unsere Doku und unseren Podcast interessiert. (…)
Ihr findet unsere Doku-Serie (3 Teile), die ich gemeinsam mit @AKempmann & Willem Konrad realisiert habe, hier in der ARD Mediathek, ab heute. (...) ardmediathek.de/sendung/Y3JpZD…
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Gerade kommt in Berlin der #Afghanistan-Untersuchungsausschuss zu seiner wohl bislang spannendsten Sitzung zusammen. Erstmals werden heute Ortskräfte angehört, die berichten, was sie für die Bundeswehr getan haben & wie sich die Bundesregierung (nicht) um sie gekümmert hat. (…)
Erster und wohl wichtigster Zeuge ist ein Mann, über dessen Schicksal wir bei @WDRinvestigativ & @tagesschau mit als Erstes, im August 2021, berichtet hatten - während er in Kabul noch machtlos mit seiner Familie zurückgeblieben war. (…)
Ich hatte damals, einige Tage später, auch hier seinen damals noch sehr frischen Erlebnisbericht veröffentlicht: martinkaul.de/erlebnisberich… (…)
Diese Woche wir der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zu #Afghanistan (#PUA) erstmals zusammenkommen. Dazu gibt es ein bisschen was zu erzählen. Ein #Thread.
Die meisten von Euch werden sich sicherlich noch an die schlimmen Bilder im August letzten Jahres erinnern, als in #Kabul nach einem 20-jährigen Militäreinsatz die #Taliban das Land übernahmen und sich Menschen verzweifelt an Flugzeuge klammerten. (...)
In Deutschland führte das auch zu sehr hitzigen Diskussionen. Denn zwar hatte die Bundesregierung zuvor bereits monatelang diskutiert, ob und wie sie z.B. #Ortskräfte und andere gefährdete Personen aus #Afghanistan ausfliegen will - nur geschehen war wenig. (...)
Spannendes Urteil, heute in Neubrandenburg. Dort endete das Verfahren gegen den Bundeswehrsoldaten Matthias D. Der Mann hatte über Monate den #MAD, die #Bundeswehr, das @BMVg & Ausschüsse im #Bundestag sehr stark beschäftigt. Ein #Thread. (…)
Der Grund: Matthias D. soll bei einer Befragung Mitarbeiter des Bundeswehr-Geheimdienstes MAD bedroht haben. Er soll, so hieß es, als Kampfsportlehrer u.a. einen rechtsextremen Kämpfer trainiert haben. Außerdem hat er an einem Treffen der Firma #Asgaard in Hamm teilgenommen. (…)
Angeblich, so hatte es mal geheißen, soll es bei diesem Treffen auch um #TagX-Szenarien gegangen sein. Die Firma geriet in der Vergangenheit immer wieder wegen unterschiedlicher Dinge in die Schlagzeilen. (…)
Gestern & heute fand in Nürnberg die #enforcetac statt, eine Fachmesse für Waffen & Law Enforcement, vor allem für Beschaffer von Behörden & hochspezialisierte Polizisten & Soldaten. Dabei habe ich viele interessante Dinge gesehen. Zum Beispiel dies: Die #BioBullet. Ein #Thread.
Im Jahr 2010, damals bei der @tazgezwitscher, habe ich ein seinerzeit viel gelesenes, allerdings satirisches Interview geführt mit Selcuk Balamir, einem Öko-Designer. Überschrift: „Gerechter Krieg ist grün“. (…)
Der Text war eine Verballhornung der grünen Bewegung und spielte mit der Idee, selbst die Zerstörung noch zu einem Nachhaltigkeitsprojekt zu verklären - mit dem gerechten, grünen Krieg: „Die Waffen der Zukunft müssen immer auch neues Leben hervorbringen.“ (…)
Wer zur Stunde die Plenardebatte im #Bundestag verfolgt, kann nur verbittern. Die #Pandemie-Bekämpfung ist zu einem üblen Parteienstreit verkommen. Was wir jetzt von unseren Abgeordneten erwarten dürfen - ein #Thread.
Es ist ein Versagen: Statt mit einer Vision & einer belastbaren Basis in die Wahlperiode zu gehen, legt die sog. #Ampel-Koalition, die noch gar keine Koalition ist, ein völlig verhuschtes Gesetz vor, das sich alle paar Minuten in der letzten Woche noch geändert hat. Fail. (...)
Es ist ein Versagen: Statt gemeinsam mit Ministerpräsidenten & amtierendem CDU-Gesundheitsminister einen gesellschaftlichen Konsens & eine Linie zu entwickeln oder diesem Spielraum zu lassen, muss nun eine Regierung etwas umsetzen, für das sie gar nicht steht. Fail. (…)
Soeben erreicht uns im @WDR ein Statement von Markus Knall, dem Chefredakteur von #Ippen-Digital, das äußerst lesenswert ist. Ich gebe es hier im Volltext wieder - als Thread. Es geht um den Umgang des #Ippen-Verlags mit der #Springer-Recherche von @laloeffelstiel. (...)
Markus Knall, @markk78, Chefredakteur Ippen Digital zum @WDR: "Erstens, unsere Redaktionen sind grundsätzlich frei und unabhängig. Zweitens: Ich finde Juliane Löffler und ihr Team haben großartige, investigative Arbeit geleistet. Diese darf nicht geschmälert werden. (...)" (1/3)
„(…) Drittens: Ich freue mich, dass wir Dr. Ippen heute nun doch davon überzeugen konnten, dass wir wieder unabhängig publizieren können. Im Augenblick stimmen wir uns darüber redaktionsintern ab, ob, wann und wie wir das tun. (…)“. (2/3)