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Bei der @welt meint man eine neue #Impfnebenwirkung der #Covid19-Impfstoffe "dingfest" gemacht zu haben - den "Augeninfarkt". Man kann es kaum fassen, was außer dem "dingfest" noch alles Quatsch ist an der zugehörigen #WELT-Berichterstattung. 1/n
Dingfest ist hier nichts. Anlass für die #WELT war diese Studie, die unter rund 740 000 gegen #Corona geimpften Menschen 2,19-mal so häufig einen Gefäßverschluss in der Netzhaut der Augen fand wie unter 740 000 nicht geimpften Menschen. nature.com/articles/s4154…
Die Autoren der Studie betonen aber explizit, dass ein Zusammenhang zwischen Gefäßverschluss im Auge und Impfung durch ihre Daten eben nicht belegt ist, das Risiko sei "extremely low". Sie empfehlen die Impfung ausdrücklich.
Die #WELT schreibt, die Studie sei eine Publikation des Nature-Verlags. Nun ja, das stimmt. Aber es ist eben nicht "Nature" selbst, sondern "njp Vaccines", eine Zeitschrift mit 7x geringerem Ansehen (nach Impact Factor).
Laut #WELT waren die Autoren "ein Team aus US-Forschern der Stanford University unter Beteiligung eines Teams aus Taiwan". Das klingt toll, eine US-Elite-Uni. Dabei hat nur einer der Autoren neben einem Hospital in Taiwan auch Stanford angegeben: Er ist dort Master-Student.
Die #WELT kapriziert sich auf mRNA-Impfstoffe. Bei ihnen seien die Gefäßverschlüsse doppelt so häufig vorgekommen wie bei Nichtgeimpften. Dabei war laut der Studie bei den mRNA-Impfstoffen das Risiko kleiner als im Durchschnitt der Impfungen - es lag bei maximal 1,5.
Mit relativen Risiken zu arbeiten, ist ohnehin schlechte Risikokommunikation. Wenn ein winziges Risiko sich verdoppelt, kann mir das als Patientin oder Geimpfte erst mal völlig egal sein. Man muss absolute Zahlen nennen, um wirklich aufzuklären.
Beim Biontech-Impfstoff fanden die Forscher unter rund 96 000 doppelt Geimpften 116 Fälle, unter ebenso vielen Ungeimpften 107 Fälle. Das klingt schon mal weit weniger beunruhigend.
Bei Moderna waren es allerdings unter 50 000 Geimpften 106 Fälle, unter ebenso vielen Ungeimpften hingegen nur 75. Das klingt schon wieder weniger gut. Aber wie aussagekräftig sind diese Zahlen?
Das Problem ist: Die beiden Patientengruppen waren trotz aller Bemühungen der Forscher nicht wirklich vergleichbar: Unter den Geimpften gab es mehr Raucher, mehr hatten Diabetes, Übergewicht und Herzprobleme – alles Risikofaktoren für Gefäßverschlüsse, auch im Auge.
Wegen all dem betonen die Autoren der Studie ja auch, dass sie summa summarum keinen gesicherten Zusammenhang zwischen den Augenproblemen und den Impfungen belegen konnten.
Die WELT verbreitet trotzdem noch mehr Angst: Sie schreibt: "Zwei Jahre nach der Impfung darf sich niemand in Sicherheit wiegen." Dabei fand sich ein Plus an Gefäßverschlüssen unter den Geimpften nur in den ersten 12 Wochen nach Impfung, danach nicht mehr.
Sofern der statistisch wackelige Befund also überhaupt etwas bedeutet: Wegen einer alten Impfung sollte man sich sicher nicht mehr sorgen. Das Fazit aus all dem? Viel besorgniserregender als diese Studie ist solch unseriöse Risikokommunikation.

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