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Ihr müsst jetzt stark sein, denn ich werde euch ein paar unangenehme Wahrheiten über eure geliebte Honigbiene mitteilen. Erst einmal: Nein, sie ist NICHT bedroht. Hallo, die wird gezüchtet.

Doch wegen ihr sind viele andere Arten bedroht & ausgestorben.
(Foto: A. Trepte) (1/x)
Erst einmal: Nicht alle Bienen produzieren Honig. Dementsprechend sind nur die wenigsten Bienen für den Menschen als Nutztier interessant. Und weil der Mensch ist, wie er ist, dachte er deshalb: Scheiß auf alle anderen Bienen, wir brauchen Honigbienen! (2/x)
Aber natürlich war uns die hier heimische Dunkle Honigbiene (Apis mellifera mellifera) auch nicht gut genug. Sie produziert zwar Honig, war den Imkern im Umgang jedoch zu aggressiv, außerdem wollten sie eine Art, die noch mehr Ertrag bringt. Also wurde herumexperimentiert. (3/x)
Mittlerweile sind die in der Imkerei beliebtesten sogenannten Bienen"rassen" Kärntner Biene (Apis mellifera carnica), die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica) und die Buckfastbiene, eine künstlich zurechtgezüchtete regelrechte "Designerbiene. (4/x)
Das Menschen uncool sind, habe ich ja oben schon erwähnt. Jetzt hatten die Imker ihre tollen neuen Designerbienchen, aber in Deutschland waren hunderte andere Bienenarten sehr verbreitet. Naja. Und jetzt wurde es hässlich. (5/x)
Kurz gesagt: Ein Honigbienenvolk macht in seiner Umgebung alle anderen Bienen und andere Bestäuber platt. Einerseits durch Masse, weil sie einfach hunderttausende Tiere sind, die jeden Tropfen Nektar und jede Polle im Umkreis wegschnappen. (6/x)
Andererseits haben sie auch eine Organisationsform, die hoch effizient darauf ausgerichtet ist, Nektarquellen zu lokalisieren (durch Kundschafterbienen) und diese den anderen Bienen zu zeigen, sodass sie sie leertrinken können. (7/x)
Wusstet ihr, dass wir allein in Deutschland fast 600 Wildbienenarten hatten? Wovon schon rund 50 aufgestorben und die Hälfte kurz davor ist, abzunippeln? Das Problem ist, dass viele Bienenarten absolut keine Möglichkeit haben, sich gegen die Honigbiene zu wehren. (8/x)
Sie sind oft hochspezialisiert auf bestimmte Pflanzen (Tomaten können z.B. nur von Hummeln bestäubt werden und ja, das sind auch einfach Wildbienen), haben eine viiiiiel winzigere Reproduktionsrate als die Honigbiene & bilden keine großen Staaten. (9/x)
Gerade Solitärbienen, also solche, die wirklich gar keine Staaten bilden und einfach ein paar Kinder kriegen, kacken richtig ab, sobald ein Bienenvolk in der Nähe ist. Sie verhungern oder werden auch von den Imkerbienen angegriffen. (10/x)
Dabei finden sie dank unserer Asphaltwut und unserer industriellen Landwirtschaft sowieso kaum noch Nistplätze. Selbst in unseren Wäldern sind sie in Not, da sie gerne in Totholz und ähnlichem nisten, die Forstwirtschaft den Wald aber "aufräumt". (11/x)
Erst in den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein dahingehend verändert, dass man einen umgestürzten Baum halt auch mal liegen lassen muss, weil viele Tiere diese Objekte wirklich BRAUCHEN. (12/x)
Aber zurück zur Honigbiene. Ihr seht also: Sie hat einen riesen Vorteil. Unsere heimische Honigbiene Apis mellifera mellifera ist mittlerweile fast ausgerottet und auch daran haben die Imker noch mehr Mitschuld. (13/x)
Früher war es nämlich gar nicht unüblich, dass Imker das Areal, das ihre Bienen begflogen nach Konkurrenz abgesucht und fremde Wildbienenstöcke wirklich einfach verbrannt haben, damit ihr Ertrag steigt. Da war noch nicht viel mit Bienenschutz oder ähnlichem los. (14/x)
So viele Menschen kaufen Honig, um die Imkerei zu unterstützen und denken, sie täten damit was für die Umwelt oder auch für unsere Landwirtschaft. Dabei sind die gezüchteten Honigbienen einfach nur irrelevante Bestäuber (science.sciencemag.org/content/339/61…). (15/x)
Wenn sie in einem Bereich fehlen, merkt man genau: Nichts. Beziehungsweise sogar einen positiven Effekt, weil andere Bestäuber wie Wildbienen, Fliegen, Käfer und ähnliches wieder mehr Futter finden. Die Artenvielfalt steigt dann langsam wieder. (16/x)
Hier findet ihr noch einen Artikel dazu, wie die Anwesenheit der industriellen Honigbiene das Bestäubernetzwerk einer Gegend stört: science.sciencemag.org/content/339/61…

Und hier: naturgartenfreude.de/wildbienen/hon…

(17/x)
Imkerei ist einfach nur eine weitere Form der industriellen Landwirtschaft, einfach eine andere Massentierhaltung. Auch, wenn ich Honigbienen süß finde und sie nichts dafür können, ist diese massenhafte Imkerei schlecht für unsere Natur. (18/x)
Nein, ihr helft der Umwelt nicht, wenn ihr euch Stadtbienen zulegt. Nein, ihr macht nichts gegen das Bienensterben, wenn ihr Imkerhonig kauft. Denn die Honigbiene stirbt nicht. Imkerei ist genau so eine Ressourcenausbeutung wie massenhafte Rinderhaltung. (19/x)
Wer wirklich stirbt, sind Wildbienen. Die haben ein echtes Problem, einerseits wegen der Imkerei, andererseits auch wegen der sich wie Krankheiten ausbreitenden Betonwüsten, Steingärten, Balkone ohne Blumenkästen, gemähten Wiesen, aufgeräumten Wäldern. (20/x)
Wenn ihr den Bienen helfen wollt: Fahrt mal euren Honigkonsum zurück und senkt die Nachfrage. Pflanzt Bienenblumen an, lasst ein bisschen Totholz in eurem Garten liegen, baut Bienenhotels für WIldbienen. Ja, ihr kriegt auch Links. Moment. (21/x)
Wie man Insekten generell helfen kann: spektrum.de/wissen/hilfe-f…

Pflanzen, die Bienen und andere Insekten gut finden: nabu.de/umwelt-und-res…

Insektenhotel bauen: insekten-hotels.de/insektenhotel-…

(22/x)
Ich weiß, dass mich jetzt bestimmt viele viele Imker*innen lynchen wollen. Oder dass Leute wütend sind, dass ich die Honigbiene schlecht machen will. Will ich gar nicht. Die Honigbiene kann ja nix dafür, dass sie ausgebeutet wird. (23/x)
Die hat auch keinen Bock, in komische Kästen gezwängt und dauernd eingenebelt zu werden, echt.

Imkerei ist kein Naturschutz, sondern einfach Industrie.

Thanks for coming to my TED-Talk.

(24/x)
Noch ein bisschen Lektüre:

vebu.de/tiere-umwelt/m…
Wichtig: habe oben den falschen Artikel aus der Zwischenablage kopiert im Bezug auf die Störung der lokalen Bestäubung durch Wildbienen. Ich wollte eigentlich den hier verlinken:
nature.com/articles/s4159…

Darauf wollte ich hinweisen 🙄
Übrigens: ihr müsst jetzt nicht Fackeln anzünden und zum nächsten Imker rennen. Wenn jemand 2 Bienenstöcke da stehen hat, ist das noch kein Problem. Nur bitte nicht losrennen und in Städten noch "Stadtbienen" aufstellen. Die Wildbienen finden so schon kaum Nahrung hier.
Ich will nur, dass ihr versteht: Imker schützen keine Bienen. Honigbienen zu halten hilft weder gegen das Bienensterben, noch fördert es die Bestäubung (sie bestäuben echt nicht sehr effizient, jeder Käfer ist besser). Und große Imkereien sind eine Bedrohung für die Artenvielfalt
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