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Da es ja einen grossen Konflikt um das Erscheinen von BDS-Anhänger*innen auf dem #RadicalQueerMarch gab, und dabei besonders eine grosse Verwirrung um den Antisemitismusbegriff, möchten wir hier ein bisschen zur klaren Definition beitragen.
#Antisemitismus ist keine blosse Feindschaft gegenüber Jüd*innen. Antisemitismus ist ein Welterklärungskonzept.
Einer der Kernthesen Adornos über die Ursache von Antisemitismus, ist, dass das bürgerliche Individuum zur Schaffung einer konsistenten Identität Triebverzicht braucht.
Antisemitismus ist das Aggressionsventil für diesen Triebverzicht. Jüd*innen stehen im Bild des Antisemiten für all jene Freiheiten und Gelüste, die sich der*die Antisemit*in verbietet.
Ausserdem sehen Antisemit*innen Jüd*innen als wesentliche Akteure in Handel und Zinswirtschaft.
Die abstrakten Probleme unseres Wirtschaftssystem sowie die eigene Rolle darin werden ausgeblendet und Jüd*innen als Verantwortliche für Ungerechtigkeit und Leid ausgemacht.
Weitere Fundierung erhält dies durch die sozialpsychologische Idee der kognitiven Dissonanz: Der Mensch möchte ein widerspruchsfreies Weltbild haben und danach handeln.
Wenn doch Widersprüche in der eigenen Sichtweise auf die Welt bestehen, wird versucht die innere Spannung aufzulösen indem sie auf äussere Faktoren projiziert wird.
Wir sind durch die abstrakten Einflüsse unserer hegemonialen Wirtschaftsordnung konditioniert darin, an das gute im Kapitalismus sowie das gute in der bürgerlichen Gesellschaft zu glauben.
Durch den positiven Bezug auf die Gesellschaft entsteht ein positiver Bezug zum "Volk", denn sowohl im Faschismus, in dem der positive Bezug klar ist, als auch in der Demokratie, in der der gute "Volkswille" entscheidet, ist "Volk" zentral.
Um also den Glauben an "das Gute" in Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung aufrechtzuerhalten werden alles Schlechte daraus entstehende auf Jüd*innen projiziert und ihnen die Schuld daran zugesprochen.
Louis Levy's Blog hat ein paar sehr anschauliche Beispiele für die Auflösung von kognitiver Dissonanz aufgelistet:
Der Widerspruch zwischen Verhalten und Einstellung wird heruntergespielt (z.B. „Ich war erst 17 Jahre alt, als ich zur Waffen-SS kam.“)
Das Verhalten wird als erzwungen dargestellt („Ich musste so handeln, z.B. um der familiären Enge zu entkommen, nur deshalb meldete ich mich „freiwillig“ zur Wehrmacht“)
Die Erregung wird auf andere Ursachen zurückgeführt (z.B.: „Der ohnehin brüchige Weltfrieden werde durch Israel gefährdet oder das iranische Volk werde von Israel mit der präventiven Vernichtung bedroht oder nie kann man Israel kritisieren, ohne gleich als Antisemit zu gelten")
Und damit sind wir direkt beim Punkt: Nachdem durch den Holocaust klar wurde, dass primär antisemitische (man spricht direkt negativ über Jüd*innen) Haltungen klar als menschenfeindlich deklariert wurden, wurden sie einer starken Normenkontrolle unterzogen.
Heisst, wer primär antisemitische Aussagen tätigte und tätigt wird und wurde von der Gesellschaft dafür stark sanktioniert.
Die grundlegende kognitive Dissonanz und damit die grundlegende Idee einer "Perversion der Gesellschaft und Wirtschaft" durch "volksfremde Kräfte" ist damit jedoch nicht verschwunden.
Ganz generell ist es ja auch absurd davon auszugehen, dass Menschen ihr komplettes Weltbild durch eine militärische Niederlage über den haufen werfen.
Aufgrunddessen wird sich heutzutage nicht mehr direkt gegen Jüd*innen geäussert, sondern es findet eine Umwegkommunikation antisemitischer Ideen statt über sekundären Antisemitismus und Antizionismus.
Sekundärer Antisemitismus ist eine Infragestellung der Singularität des Holocaust, eine Infragestellung deutscher Schuld und der Wunsch nach einem "Schlusstrich".
Es wird sich nicht direkt gegen Jüd*innen geäussert sondern anstattdessen die Verbrechen gegen sie heruntergespielt.
Antizionismus ist die antisemitische Projektion auf den Staat Israel, Israel wird als grundauf böse gesehen und muss deshalb abgeschafft bzw. vernichtet werden.
Und hier kommt der BDS ins Spiel. Allererster Beleg für deren Antisemitismus sollte sein, dass sich Angriffe auf Jüd*innen von ihnen und aus ihrem Umfeld häufen.
belltower.news/jugendwidersta…
Aber auch in ihren Äusserungen kann man relativ einfach Antisemitismus festmachen.
Im Interview mit dem Tagesspiegel nennen Aktivist*innen der Ortsgruppe hier in Berlin Gaza ein "israelisches Konzentrationslager" und meinen, man habe "als Deutsche eine besondere Verantwortung [gegenüber Israel]"
Aus dem Genozid NS-Deutschlands an den Jüd*innen wird also ein Anspruch auf Kontrolle über Israel.
Eine weitere Behauptung des BDS ist, dass Israel ein Apartheidsstaat sei.
Nkuleko Nkosi, angehöriger der südafrikanischen ANCYL nimmt das an dieser Stelle sehr gut auseinander:
africansforpeace.com/reclaiming-wor…
Absolut ekelhafte Reaktion von BDS Austria auf die Äusserungen eines schwarzen Südafrikaners(!), ist, dieser stelle Israel einen "Persilschein" aus.
bds-info.at/was-nicht-gesa…
"Persilscheine" waren nach 1945 entlastende Aussagen bzgl. mutmasslicher nationalsozialistischer Straftäter*innen, die ihnen einen positiven Vermerk auf den Meldebögen der Alliierten einbrachten.
Der BDS-Austria tätigt also sekundär antisemitische Aussagen, indem er durch die Wortwahl suggeriert, Israel begehe Gräueltaten auf einem Niveau mit den Nationalsozialist*innen.
Auch einen Blick auf den Gründer der BDS-Kampagne, Omar Barghouti, lohnt sich.
Dieser behauptet, Israel würde Kontrolle auf Wasser ausüben würden als Mittel zu "ethnischer Säuberung". Eine moderne Interpretation des "Brunnenvergiftens".
uscsjp.wordpress.com/2009/10/23/oma…
Ausserdem unterstellt Barghouti Israel insgesamt genozidale Absichten gegenüber Palästinenser*innen
electronicintifada.net/content/boycot…
Er betreibt also sekundären Antisemitismus, indem er behauptet, dass Israels Absicht ein Genozid wäre, und damit auf einer Stufe mit den Handlungen der Nazis.
Der BDS ist also eine von einem Antisemiten gegründete Bewegung, die eine hervorragende Plattform bietet, um Europäer*innen ihren u.a. durch kogntive Dissonanz begründeten Antisemitismus auszuleben.
Falls das noch weiteres Interesse besteht, bringen wir gerne noch weitere Beispiele für die antisemitische Ideologie des BDS, wir hoffen aber, wir konnten einen kleinen theoretischen Einblick geben sowie an Beispielen den Antisemitismus des BDS aufzeigen.
Unsere weiteren Quellen:
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