Da aufgrund der drohenden bzw. sich bemerkbar machenden Klimakatastrophe Umwelt- und Klimaschutz die zentralen Themen linker Bewegungen momentan sind, soll hiermit eine kleine Übersicht problematischer Umweltbewegungen erfolgen.
Ziel dieses Threads soll eine kleine Einführung in rechte Besetzungen des Umweltthemas sein als Informationsquelle bzw. Anreiz zum Weiterlesen für progressive Umweltaktivistis, um zukünftige "Umweltquerfront" zu vermeiden und rechte Tendenzen frühzeitig zu isolieren.
Zunächst soll eine kurze Umreissung wichtiger Konzepte und Begrifflichkeiten, um diese dann anschliessend in einen historischen & organisatorischen Zusammenhang zu setzen.
Ganzheitlichkeit & Organik
Der Begriff „Ganzheitlich“ meint, dass ein allmächtiges kosmisches, göttliches Prinzip die Welt durchdringt, strukturiert und ihren Lauf determiniert.
Dieses Göttliche und die darauf basierende Ordnung der Welt kann jeder durch Erfahrungen, Intuition entdecken (Meditation etc.).
Ein solches Wissen jenseits von Wissenschaft, Philosophie und herkömmlichen Religionen soll für den einzelnen eine Wende zum Besseren, zu einem glücklicheren, zufriedeneren Leben bewirken
Aus dieser Perspektive einer göttlichen Ordnung folgt: Das Subjekt muss sich unterordnen.
Daraus ergibt sich: Kosmisches/göttliches Prinzip, ewige Naturgesetze,Volks- und Rassengeister und Ganzheiten: Rasse, Volk, Stamm, Familie, gesellschaftliche Ordnung, individuelles Schicksal .
(radikaler) Biozentrismus
Eigentliche, redliche Bedeutung, dass jedem Lebewesen Wert zugeschrieben wird. In rechten Milieus wird aber oft ein sog. radikaler Biozentrismus gepredigt, der jegliches Leben gleichwertig setzt, um z.B. gewisse Menschengruppen gezielt zu entwerten.
Eingängiges Beispiel ist z.B. Peter Singer, der vorschlägt, Medikamentenversuche an in der Kognition eingeschränkten Menschen durchzuführen anstatt von Menschenaffen.
Wenn im nachfolgenden von Biozentrismus gesprochen wird, ist immer die radikale Form gemeint
Bioregionalismus
Bioregionalismus behauptet, dass es beim Menschen "Rassen" gebe und diese genau in eine "Bioregion" gehören. Diese "Bioregionen" werden als "natürliche Alternativen" zum vom Menschen geschaffenen Konstrukt Nation gesehen.
Anthroposophie
Weltanschauung Rudolf Steiners, der damit u.a. Grundstein für Waldorfpädagogik legte. Zentral ist eine Ablehnung einer allgemeinen Erklärfähigkeit der Wissenschaft mit Verweis auf eine höhere Ebene der Spiritualität.
Ausserdem wird ein Ganzheiltlichkeitskonzept angewandt und daraus eine sehr umfassende "Rassenkunde" abgeleitet.
(Das sind die Punkte, die für ein inhaltliches Verständnis wichtig sind, Anthroposophie wird hier noch mehr als alle anderen Begriffe verkürzt dargestellt und weiteres Googeln empfiehlt sich bei Interesse sehr)
Tiefenökologie
Den Begriff Tiefenökologie entwickelte der norwegische Philosoph Arne Naess 1972 in dem Essay „Shallow and the Deep“.
Seine Absicht war, Ethik, Normen, Werte und Verhalten mit Ökologie zu verbinden, den „Übergang von ökologische rWissenschaft zu ökologischer Lebensweisheit und ganzheitlicher, also allseitiglebensfördernder Praxis...“ zu schaffen.
Er versteht Ökologie also nicht als Naturwissenschaft, sondern als Weltanschauung.
Als problematisch hervorzuheben an der Tiefenökologie ist ein ausgeprägter Biozentrismus. Daraus leitet Naess sowie andere führenden Tiefenökolog*innen eine angeblich notwendige Reduzierung der Erdbevölkerung ab.
Ausserdem besteht auch eine starke bioregionalistische Komponente. Naess ist selbsterklärter Migrationsgegner, da er meint, Menschen aus ärmeren Ländern würden, indem sie in reichere Länder migrieren und ihren Konsum dementsprechend anpassen, Umweltzerstörung fördern.
Radikale Ablehnung monotheistischer Religion
Da das Gottkonzept in Judentum, Christentum & Islam, mindestens in der Wahrnehmung gewisser Teile der hier betrachteten Umweltschützer*innen>>>
>>> einen Dualismus zwischen (Heiligem) Geist & Materie vorraussetzen stehen diese angeblich unweigerlich für Umweltzerstörung. Auf dieser Basis besteht natürlich ein riesiges Einfallstor für Antisemitismus und Islamfeindlichkeit.
Sozialdarwinismus
Übertragung Darwins Evolutionstheorie auf den Menschen. Massgebliche Punkte sind:
1. Die Theorie der Auslese sei vollständig in sozialer, ökonomischer und auch moralischer Hinsicht anwendbar und maßgeblich für die menschliche Entwicklung.
2. Es gebe gutes und schlechtes Erbmaterial.
3. Gute Erbanlagen sollen gefördert, schlechte ausgelöscht werden.
Eugenik
Im Wesentlichen die Praxis, die aus sozialdarwinistischen Ideen enststeht. Ziel der Eugenik ist es, Menschen nach Erbgut (aus-) zu sortieren und aus der Sicher der Eugeniker*innen zu optimieren.
Zinslehre Silvio Gesells
Gesell sah als wesentliches Problem der kapitalistischen Wirtschaftsweise Zinsen. Deshalb sollten Finanzsektor und Produktion getrennt werden, um Finanzsektor abzuschaffen.
Wesentliche Idee Gesells ist sich selbst entwertendes Geld einzuführen, um Kapitalanhäufung zu vermeiden (aus marxistischer Perspektive selbstverständlich Quatsch).
Daraus entstanden Tauschringe mit dementsprechend konzipierten Währungen, die sich als lokales, ökologisches Gegengewicht zu Globalisierung definieren.
Ausserdem hat Gesells Idee klare sozialdarwinistische Konzeptionierungen, wegen der er explizit keine soziale Sicherung befürwortet. Desweiteren ist seine verkürzte Kritik des „Finanzkapitals“ selbstverständlich antisemitisch.
Historische Einordnung ( Achtung, wie vielleicht schon an den Definitionen ersichtlich folgt hier ne Menge Schilderungen von Rassismus):
Der Begriff Ökologie wurde 1866 von dem deutschen Zoologen Ernst Haeckel (1834-1919) geprägt.
Seine Definition lautete wiefolgt: „Die Oecologie der Organismen, die Wissenschaft von den gesamten Beziehungen des Organismus zur umgebendenAußenwelt, zu den organischen und anorganischen Existenzbedingungen;
die so genannte Ökonomie der Natur, die Wechselbeziehung aller Organismen, welche an einem und demselben Ort wohnen, ihre Anpassung an die Umgebung, ihre Umbildung durch den Kampf ums Dasein,...“
Zu diesen Organismen zählen für Haeckel Rassen, als verschiedene Spezies oder Arten der Gattung Mensch. Von ihm stammt auch eine Rassentypologie nach den Kriterien Haare, Hautfarbe und Kopfform.
Diese benutzte er, was schon ungeheuerlich genug wäre, nicht nur ausschliesslich beschreibend, sondern schrieb den von ihm imaginierten Rassen sogar noch unterschiedlichen Wert zu.
Daraus leitete Haeckel ein umfassendes Eugenikkonzept ab bzgl. der "Rassen" an sich und innerhalb der von ihm definierten "Rassen", dass sich explizit gegen das Lumpenproletariat richtete.
Die Evolution bezeichnete Haeckel als kosmische Kraft, die sich in der Natur verkörpert, Mensch und Natur seien ein zusammenhängendes Ganzes. Für ihn ist jedoch noch die moderne Naturwissenschaft Kern von Erkenntnis.
Dem gegenüber tritt ab dem Beginn des 20.Jhd. die sogenannte Lebensphilosophie.
Die zentrale These der Lebensphilosophie lautete, dass die neuzeitliche Geschichteeine Geschichte des Verfalls ist, weil die Ratio herrscht. Unter der Herrschaft derVernunft werde die menschliche „Ganzheitlichkeit“ aufgelöst, Gefühl und Intuitionzurückgedrängt.
Ludwig Klage plädierte in diesem Zusammenhang z.B. für eine Rückkehr zu einem "naturhaft-unbewusstem Leben", gegen "mechanistische Naturwissenschaft" und gegen "lebensfeindlichen Intellekt".
Im Zuge der Lebensphilosophie entstand auch ein neuer Ökologiebegriff: Die Idee einer linearen Evolution zu immer vollkommeneren Formen wird aufgegeben.
Stattdessen gingen Ökolog*innen nun davon aus, dass Pflanzen- und andere Lebensgemeinschaften einem Kreislauf des Entstehen, Wachsen, Reifen und Vergehen unterliegen.
Unabhängig von Umweltfaktoren sei im Keim eines Organismus dessen weitere Entwicklung schon vorherbestimmt.
Aus den Ideen Haeckels und der Lebensphilosophen, die auch antagonistisch zur kapitalistischen Industrialisierung sowie zur Metropolenbildung als Sitz der (damals noch coolen) Sozialdemokratie, Frauenbewegung und Intellektualismus war, bildete sich die erste Umweltbewegung.
Der Musik-Professor Ernst Rudorff, Gründer der ersten deutschen Umweltorganisation, dem Deutschen Bund Heimatschutz, verknüpfte Naturschutz mit „Heimatschutz“ und zielte damit auf den verhassten „Materialismus“ und die „Ideen der roten Internationale“.
Als es um die Unterzeichner des Aufrufs zur Gründung des Heimatschutzbundes ging, wollte Rudorff zunächst weder Frauen noch Jüd*innen dabei haben, lenkte aber wegen der„jüdischen Presse“ ein.
Ein wichtiger Aspekt dieser frühen Umweltbewegung war die Vorstellung eines wirtschaftspolitischen dritten Weges (könnte einem sehr bekannt vorkommen), also eines Modells zwischen Kapitalismus und Sozialismus, was dem kleinbürgerlichen Background entsprach.
Das Landleben wird idealisiert und bildet den Kern der reaktionären Utopie eines beschränkten agrarisch-handwerklichen Kleinkapitalismus.
Gutes Beispiel ist die 1895 westlich von Oranienburg gegründete Obstbaugenossenschaft Eden, in der Säfte, Marmeladen und Gelees produziert wurden.
Die Genossenschaft war klar völkisch ausgerichtet. In einem Programmheft von Eden heißt es 1917: Zum „natürlichen“ Leben in der Siedlung sei vegetarische Ernährung und „deutsch-völkische Gesinnung Voraussetzung. Und dazu befähigt nur deutsches Ariertum“.
Interessanterweise lebte auch Silvio Gesell viele Jahre in Eden und verbreite von dort aus seine wirtschaftlichen Ideen.
Dachverband & Organisation für Projekte wie Eden gab die Deutsche Gartenbaugesellschaft, die von Bernhard & Hans Kampfmeyer gegründet wurde, beides Sozialdemokraten des revisionistischen Flügels.
Organisationsformen dieser Art lieferten effektiv Personal und Ideen für die Nazis, da sie die eh schon völkische Haltung der Organisationen aufgriffen und in griffige Parolen und Massenorganisation umsetzten.
Ab August 1933 fasste Werner Georg Haverbeck (allen, den der Name bekannt vorkommt, ja, das war der Mann Ursula Haverbecks) im Auftrag von Rudolf Hess alle Natur- und Heimatschutz-Gruppen in einem „Reichsbund Volkstum und Heimat“ (RVH)zusammen.
Bis Anfang 1934 wurden dem RVH rund 10.000 Vereinigungen und Arbeitsgruppen einverleibt, darunter der Bund Heimatschutz, der Bund Naturschutz in Bayern als größter Umweltverband, der Volksbund Naturschutz und der Bund für Vogelschutz (heute NABU/LBV).
Diese Organisationen umfassten etwa 4 Millionen Menschen.
Umweltverbände wie der Vogelschutzbund oder der Volksbund Naturschutz führten den Arierparagraph ein. Naturschützer, die den Nazis als Jüd*innen galten, wurden hinausgedrängt, wie Benno Wolf, der 1943 in Theresienstadtermordet wurde.
1935 erhielt der Biologe und Lehrer Hans Klose, der 1922 den Volksbund Naturschutz gegründet hatte, den Auftrag, ein Reichsnaturschutzgesetzeszu erarbeiten, das Hermann Göring als Reichsforst- und Reichsjägermeister im Mai 1935 erließ.
1938 übernahm er die Leitung der Reichsstelle für Naturschutz.
1934 übernahm der Landschaftsarchitekt Seifert die Einsatzleitung der "Organisation Todt" die für Tarnung der Wehrmacht in Italien und Österreich zuständig war.
Ausserdem forderte er eine "Eindeutschung" der Ostgebiete, da er der Meinung war, "der Deutsche" brauche Wald, um glücklich zu werden, im Gegensatz zur Steppe. Er war zusätzlich in regem Briefverkehr mit Himmler und an Versuchen in der Kräuterplantage des KZ Dachau beteiligt.
Seifert & Klose finden an dieser Stelle explizite Erwähnung weil sie auch nach 1945 prägnante Figuren der Umweltbewegung waren.
Seifert & Klose finden an dieser Stelle explizite Erwähnung weil sie auch nach 1945 prägnante Figuren der Umweltbewegung waren.
1950 war Klose aktiv an derGründung des Deutschen Naturschutzringes, des Dachverbands der deutschen Naturschutzverbände, beteiligt.
Klose urteilte 1948 über die NS-Zeit: „Alles in allem: die wenigen Jahre Friedensarbeit von 1935 bis 1939 bedeuteten zweifellos die hohe Zeit des Naturschutzes in 50 Jahren.“
Seifert schloss das Entnazifizierungsverfahren als Unbelasteter ab. 1950 wurde er Professor und 1954/55 Ordinarius für Landschaftspflege und –gestaltung, Straßen-und Wasserbau an der Technischen Hochschule München (TH) in Weihenstephan.
Er wurde Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Bundes Naturschutz. Ausserdem wurde sein Buch "Gärtnern, Ackern - ohne Gift" mehrfach aufgelegter Bestseller.
1965 tritt Haverbeck wieder auf die Bildfläche der Umweltbewegung als Referent der "Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD)".
Dort referierte er über den "American Way of Life" als Ursache für Umweltzerstörung, der entstanden sei durch Einwanderer „die ihre Wurzeln aus der Heimaterde herausgezogen haben, traditionslos einer grenzenlosen Weite ausgesetzt sind“.
Als Lösung propagiert er "die nationale Überfremdung muss nun überwunden werden, der eigene Weg muss wieder beginnen, der Weg zu uns selbst,der Heimweg zum Menschen.“
Die Aussagen erinnern frappierend an eine Aufsatz aus den "NS-Monatsheften" von 1933, in denen er "Vergrosstädterung" und "seelische Entwurzelung" anprangert.
In diese Zeit fällt die Gründungsphase der Grünen, die durch Anthroposoph*innen, ehemalige Mitglieder des AUD und Fans des ehemaligen CDU-Abgeordneten Herbert Gruhl geprägt ist.
Gruhl hatte in seinem Bestseller „Ein Planet wird geplündert“ einen brutalen Sozialdarwinismus vertreten, wonach die Natur angeblich nur die kräftigsten Lebewesen überleben ließe. „Das Individuum ist unwichtig, die Art wird erhalten und entwickelt.“
Sesshafte Bauern seien Umweltbewahrer, Nomaden dagegenwären „Umweltverderber“, weil sie keinen Landbesitz kennen, behauptete er, um damit das Privateigentum, für Gruhl das Maß aller Dinge, als Grundlage "wahren Umweltschutzes" zu rechtfertigen.
Von Gruhl stammt der bekannten Slogan „Weder links, noch rechts, sondern vorn“, der frappierend an die völkische Idee eines "dritten Wegs" auch politideologisch erinnerte, die NSDAP bezeichnete sich auch bewusst ausserhalb der traditionellen politischen Schemata.
Ausserdem bekannte rechte Persönlichkeiten im Umfeld der Grünen-Gründung waren der bereits erwähnte Haverbeck und Baldur Springmann.
Haverbeck war aktiv an den Verhandlungen zur Europawahlliste 1979 beteiligt, aber nicht auf der Liste, dafür aber Baldur Springmann, ehemaliges SS-Mitglied.
Springmann war zu dieser Zeit gefragter Interviewpartner, da er ein sehr gut klischee-kamerataugliches Bild abgab als Ökobauer, der oft im Fernsehen im farbigen Bauernkittel auftrat.
Als Marineoffizier während des Krieges wird Springmann zum NS-Führungsoffizier ernannt und referiert über ein künftiges deutsches „Bauernreich“.
Seine Schautafel aus der Nazizeit führte er 50 Jahre später noch vor und verstand nicht den Unmut einiger Zuhörer.
Er habe bloß „die Kontinuität [...] zwischen profitorientierter Wachstumsökonomie mit ihren großstädtischen und großindustriellen Ballungen einerseits und einer dezentralen, lebensgesetzlichen Ökowirtschaft andererseitsaufzeigen“ wollen
Wenige Monate vor seinem Tod trat Springmann im August 2003 noch auf dem Pressefest der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme" in Sachsen auf. Als er starb, wurde er in den Medien als Gründervater der Grünen gewürdigt, ohne dass seine Naziaktivitäten erwähnt worden wären.
In die Zeit der Grünengründung fällt auch die Entwicklung der Tiefenökologie von Arne Naess, die z.B. explizit eine "Reduzierung der Bevölkerung" propagieren.
In Deutschland wird diese Ideologie z.B. von der ÖDP aufgegriffen. Die ÖDP wurde 1982 von Herbert Gruhl gegründet, nachdem er die Grünen als "zu links" und "zu materialistisch" befand.
Weitere prominente Mitglieder ab Gründungszeitpunkt sind die bereits erwähnten Haverbeck und springmann
Das ÖDP-Grundsatzprogramm von 1997 geht von einem „Teufelskreis aus Armut,Hunger und Bevölkerungswachstum“ und einer „Begrenztheit der Mittel auf dem Planeten Erde“ aus.
Sie betrachten also nicht die (wirtschaftlichen) Beziehungen der Menschen untereinander sondern gehen grds. von der drohenden Katastrophe ohne Bevölkerungsreduzierung aus.
Wesentlich deutlicher als die Partei drückt dies nämlich ihr Vorsitzender Gruhl aus:
Er betrachtete Hungerkatastrophen als natürlichen Ausgleich gegen die „Bevölkerungsexplosion“. Der Mensch sei „ein globaler Parasit“, bzw. Nietzsche zustimmend zitierend „die Hautkrankheit des Planeten“.
Rettung vor dem drohenden Untergang der Zivilisation gibt es nach Gruhl nur für einzelne Regionen der nördlichenHemisphäre: „Die Völker vermehren sich hier nur wenig...der Bildungsstanderscheint ausreichend.“
Das Narrativ der "Bevölkerungsexplosion" ist derweil leider nicht nur Teil von Rechter Ideologie sondern findet sich z.B. Weltbevölkerungsbericht des UN-Bevölkerungsfond von 1990 wieder.
Dort wird Bevölkerungswachstum als „Hauptursache für die Zerstörung des Bodens in den Entwicklungsländern“ eingeordnet.
(Was sowasvon krass problematisch ist, wenn man betrachtet, wieviel man durch faire Umverteilung lösen könnte)
Als Bewegung der tiefenökologischen bzw. biozentristischen Ideologie kann man z.B. Earth First! einordnen.
EF propagierte eine drastische Reduzierung der Erdbevölkerung sowie einen Einwanderungsstopp in den USA, weil die „Tragefähigkeit“ begrenzt sei.
Direktes Zitat von Dave Foreman, einer der prominentesten Persönlichkeiten von EF: "Das Schlimmste,was wir in Äthiopien machen können, ist helfen - das Beste, die Natur ihre eigene Balance finden und die Leute dort einfach verhungern lassen”
Im März 1995 erscheint eine „Übereinkunft aller AnhängerInnen“, unterzeichnet von sechs deutschen EF-Gruppen mit Anschrift. Die Rede ist von einer „Philosophie der totalen Ökologie“, verlangt wird „das rücksichts- und kompromisslose Verteidigen der natürlichen Artenvielfalt.“
Die Wildnis wird gepriesen als „die wahre Welt..., der Lebensfluss, der Ablauf der Evolution, der Aufbewahrungsort untereinander geteilter Bewegungen innerhalbvon 3,5 Milliarden Jahren.“
Ein weiterer Aspekt von Tiefenökologie ist Contrahaltung zu Globalisierung.
1990 gründet Doug Tompkins, vormals Anteilseigner des Modekonzerns Esprit, die Foundation for Deep Ecology. Die Stiftung besitzt ein Kapital von etwa 170 Millionen Dollar.
Ihre Mitglieder meinen, der Planet und seine Artenvielfalt würden durch Wirtschaftswachstum, Industrialisierung, Globalisierung, Überbevölkerung und eine „kulturelle Homogenisierung“ zerstört.
Mitte der 1990er Jahre initiierte die Tiefenökologie-Stiftung das International Forumon Globalization (IFG), das seinerseits die Proteste in Seattle 1999, die Aktionengegen die Treffen des World Economic Forum in Davos sowie die Weltsozialforen mitorganisierte.
Mitglieder des Direktoriums finden sich hier ifg.org/about/ifg-boar…, hervorzuheben sind Jerry Mander und Edward Goldsmith
Zusammen mit Jerry Mander ist Goldsmith Herausgeber von „Schwarzbuch Globalisierung“, das in Deutschland von der gewerkschaftsnahen Büchergilde Gutenberg publiziert wurde, und überwiegend Beiträge von Mitgliedern des„Internationalen Forum on Globalization“ enthält.
Besonders beklagen die Autoren eine „Homogenisierung der Kultur“.
So rügt Mander die „aggressive Befürwortung eines einheitlichen Entwicklungsmodells“, weshalb sich alle Länder, „selbst wenn ihre Kulturen so unterschiedlich sind“, sich für dasselbe Wirtschaftsmodell entscheiden würden.
(An dieser Stelle kleine Anmerkung, dass es sicherlich eine ganz schön starke ideologische Verbiegung ist, anzunehmen, alle Nationalstaaten hätten sich freiwillig und ohne Druck dazu entschlossen, kapitalistisch zu sein.)
Als Alternative propagiert Mander lokale, mindestens teilweise autarke Wirtschaftssysteme.
Goldsmith schwärmt von einer „Vielfalt locker miteinander verbundener kommunaler Wirtschaftssysteme“, mit vielen kleinen Unternehmen, lokalen Währungen und an Silvio Gesell orientierten Tauschringen
Gesellschaften sollten sich abschließen, weil angeblich jede ethnische Gruppe "so wie biologische Organismen Fremdkörper abstoße", meint Goldsmith ausserdem.
Als letzten Punkt gilt es noch die sich positiv auf Gesell und Freigeld beziehenden Gemeinschaften zu betrachten.
Zwei Organisationen von Gesell-Fans, die Christen für eine gerechte Wirtschaftsordnung(CGW) und die Initiative für eine Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO), sind Mitgliedsorganisationen von Attac Deutschland.
Attac nimmt also schonmal problemfrei radikale Antisemit*innen und Sozialdarwinist*innen auf
Noch schlimmer, die INWO hat sogar Gemeinnützigkeitsstatus, ist damit also steuerbevorteiligt.
Weiterhin positiv auf Gesell beziehen sich diverse Regionalgeld-Projekte in Deutschland. Das bekannteste Projekt ist der Chiemgauer, 2002 von der ansässigen Waldorfschule ausgerufen, kann man in dem Kurort mittlerweile Euros in Chiemgauer umtauschen und dann damit bezahlen.
Sie sind Teil des Regionetzwerks, einem Zusammenschluss deutscher Regionalgeldinitiativen, das sich selbst als lokales, ökologisches Gegengewicht zur „Globalisierung der Geldwirtschaft“ sieht.
Wir behalten uns wie immer vor, den Thread an dieser Stelle noch weiterzuführen, hier aber schonmal unsere Quellen bis hierhin
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