Thread by @54Kontraste

Thread über Ableismus in linkem Aktivismus.

Ich bin Klima-/Umweltaktivistin. Das heißt, ich bin oft auf Demos unterwegs oder fahre auch mal weiter weg auf ein Aktionswochenende. Vor ein paar Tagen bin ich erst von einem mehrtägigen Kongress zurückgekommen. /htw

Eigentlich würde man denken, dass gerade in einem politisch linken Spektrum Inklusion und Barrierefreiheit selbstverständlich wären aber das ist leider gar nicht so. Im Gegenteil, gerade im Bezug auf den Aktivismus habe ich echt krasse Diskriminierungserfahrungen gemacht. /htw

Wenn ich weiter weg fahre, muss ich sehr viel planen. Die meisten Veranstalter bekommen es leider nicht hin, auf ihrer Website was zur Barrierefreiheit zu schreiben und so muss ich immer persönlich jemanden kontaktieren, um mich zu informieren. /htw

Dieser Mehraufwand, den man als Mensch mit Behinderung zwangsweise hat, kostet viel Zeit und Nerven. /htw

Ich denke, dass während der der Veranstaltungsplanung häufig nicht an Behinderte gedacht wird und stoße dementsprechend auf Ratlosigkeit und Überforderung, wenn ich wegen Barrierefreiheit nachfrage. /htw

Manchmal bekomme ich auf meine Nachrichten gar keine Antwort oder ich warte wochenlang oder ich werde an jemand anderes weitergeleitet, oder oder oder. Dann wird mir versichert, dass man sich drum kümmert, aber im Endeffekt kommt nix dabei raus. /htw

Kann dann auch mal so sein, dass ich mich "auf gut Glück" bei der Veranstaltung anmelde, obwohl ich nicht weiß, ob Barrierefreiheit gegeben ist.
So sieht das dann meistens aus:
/htw

Bei Bild 1 habe ich keine Antwort mehr bekommen, nach 6 Tagen habe ich nochmal nachgefragt und wurde an die Person aus Bild 2 verwiesen.
Von der bekam ich ebenfalls erst mal keine Antwort, nach 9 Tagen habe ich erneut nachgefragt und halb wahre Informationen bekommen. /htw

Bei Bild 3 ging es dann um eine andere Veranstaltung. Da bekam ich wieder mal keine Antwort, 13 Tage später habe ich nochmal sehr passiv-aggressiv-genervt nachgefragt. Da wurde mir dann Barrierefreiheit versichert, die in der Realität nicht vorhanden war. /htw

Mir ist bewusst, dass viele der Organisator_innen wenig Erfahrung haben und sowas wie Barrierefreiheit nicht das erste ist, woran man in der Veranstaltungsplanung denkt. Manchmal frage ich mich, ob ich zu streng bin. /htw

Aber irgendwo hat mein Verständnis auch ein Ende, v. a. sind es keine Einzelfälle und wenn man wegen ein paar Infos teils wochenlang den Leuten nachlaufen muss, verdirbt einem das echt die Vorfreude auf das Event. /htw

Oder, um einen Freund zu zitieren: "Ich bewundere echt, dass du immer noch Lust hast, wegzufahren wenn du immer so scheiß Erfahrungen machst." /htw

Was noch mieser ist: Wenn Veranstaltungen sich dann auf meine Nachfrage hin als barrierearm betiteln ("mindestens 60% der Örtlichkeiten sind barrierefrei") und dann am Ende KEIN EINZIGER der Räume stufenlos erreichbar ist (überall war mindestens eine hohe Stufe). /htw