Thread by @gri_mm

Wir beginnen bei @krautreporter heute einen Schwerpunkt zu "Wachstum und Klima". Das überrascht mich auf eine gewisse Weise selbst. War aber logisch. THREAD mit 5 WTF-Fakten 👇

krautreporter.de/3042-wir-reden…

Lange hielt ich "Wachstumskritik" für ein "nice-to-have". Ich hatte sie wahr genommen, aber nicht Ernst genommen. Das hat sich geändert, als ich begann über die Klimakrise zu schreiben.

Je mehr ich über das Klimathema erfuhr, desto grundsätzlicher wurden meine Fragen zu unserer Gesellschaft. Und am Ende landete ich immer wieder bei einem Widerspruch: "Wachstum in einer endlichen Welt"

Lange dachte ich, dass wir den Widerspruch auflösen können, in dem wir effizienter wirtschaften, neue Technologien entwickeln. Also weiter so machen wie bisher, nur eben NOCH besser.

Aber durch das Nachdenken mit @katharina_mau und @Domi_Hei über diese Serie bin ich über ein paar Fakten gestoßen, die mich innehalten ließen. Nennen wir sie WTF-Fakten:

WTF-Fakt 1: Wenn wir mit unserer jetzigen Wirtschaftsweise jeden Menschen auf der Erde aus der Armut holen wollen würden, bräuchten wir gut 180 Erden. Das habe ich hier von @jasonhickel gehört: player.fm/series/the-sus…

WTF-Fakt 2: Fast niemand weiß, dass die Modelle des Pariser Klimavertrages eine Art "Zaubertechnologie" vorsehen, mit der wir ab 2030 gewaltige Mengen CO2 aus der Atmossphäre holen. Wie wir das schaffen könnten, ist theoretisch umrissen, praktisch völlig offen.

WTF-FAKT 3: Ohne eine Zaubertechnologie müssten Länder wie Deutschland ihre Emissionen um 8-10% jährlich reduzieren. Seit 1990 hat D seine Emissionen laut @Umweltbundesamt reduziert um: 0,9% jährlich.

WTF-Fakt 4: Sehr viele Politiker setzen auf "grünes Wachstum": sie wollen Wirtschaftswachstum von CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch entkoppeln. Dabei kommt Studie nach Studie zu dem Ergebnis, *dass das nicht möglich ist*, selbst unter extrem optimistischen Annahmen.

WTF-Fakt 5: Die CO2-Emissionen der Welt sanken nur ein einziges Mal, während der großen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009. Das Wachstum in den Jahren danach machte diesen Effekt aber wieder zunichte.

Es gibt über all diese Sachen keine richtige Debatte. Wenn, nur am Rande, geführt auf kleinen Kongressen oder in Nischenmedien. Stattdessen: rein technokratische Lösungen wie die CO2-Steuer für ein Problem, das an die Wurzeln unserer Gesellschaft geht.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal so klar schreiben werde: Aber wir müssen über Kapitalismus reden. So wie wir ihn ausleben, führt er uns in den Abgrund eines globalen ökologischen Zusammenbruchs.

Dabei können wir uns leider nicht auf unsere Politiker verlassen. @Die_Gruenen glauben gegen die Studienlage an grünes Wachstum, @dieLinke zerreisst sich innerlich, die @spdbt, die @CDU sind erfolgreich geworden mit den Leitbildern "Arbeit" bzw. "Wohlstand".

Auch die Ökonomen können uns kaum helfen. Viele von ihnen begreifen sich als Feuerwehrleute der Konjunktur: Sie fragen, wie viel Wirtschaftswachstum wir brauchen, aber nicht wie viel davon wir uns überhaupt noch leisten können.

Nein, wir anderen müssen dieses Gespräch führen. Wir hoffen, dass unsere Serie auf @krautreporter dafür ein Anfang sein kann. END