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1/ Ich möchte kurz über die @NDR Doku "Das Diesel-Desaster" reden, die gerade von Diesel-Fans hier und auf Facebook abgefeiert wird. ardmediathek.de/ard/player/Y3J… #thread
2/ Seit mehr als 3 Jahren beschäftige ich mich mit Stickstoffdioxiden und dem #Dieselskandal. In der Zeit habe ich fast alle Artikel & Beiträge in namhaften Medien dazu gelesen/gesehen. Vieles davon ist schlecht recherchiert und/oder einseitig, aber diese Doku ist...
3/ ...ein besonders krasses Beispiel. In den folgenden Tweets erkläre ich, warum ich die Doku für tendenziös halt:
4/ In der Doku wird Epidemologie und Medizin verwechselt. Das eine beschäftigt sich mit der Verbreitung, den Ursachen und den Folgen von Krankenheit. Medizin dagegen beschäftigt sich mit der Heilung von Krankenheit. Wenn man also herausfinden will, wie gefährlich ein...
5/ ...Reizgas ist, müssen das Epidemologen einschätzt. Zumindest ist das die wissenschaftliche Vorgehensweise. In der Doku kritisieren hingegen Pneumologen (=Mediziner) den Grenzwert als nicht-wissenschaftlich. Genau dies ist unwissenschaftlich.
6/ Fragwürdig ist auch, weshalb ausschließlich Pneumologen interviewt wurden, die dem Positionspapier des eigenen Bundesverbandes widersprechen: pneumologenverband.de/fileadmin/user…
7/ Die @Umwelthilfe wird in der Doku als "Umweltlobby" bezeichnet - eine Erklärung dieser Einschätzung fehlt. Weiters wird die NGO als Gegner des Diesel mit dem Ziel "Fahrverbote in ganz Deutschland" dargestellt. Die Zitat von deren Geschäftsführer klingen ganz anders.
8/ Während der #DUH der Schwarze Peter zugeschoben wird, werden Manipulationen der Autohersteller mit keinem Wort erwähnt.
9/ Weiters: Immer wieder wird #Feinstaub mit #Stickstoffdioxid verwechselt - dabei verhalten sich beide Schadstoffe diametral (Was das genau bedeutet, habe ich hier beschrieben: krautreporter.de/2319-der-eigen…).
10/ Warum in der Doku Feinstaub erwähnt wird ist unverständlich: Durch den Partikelfilter ist die Belastung enorm zurückgegangen. 2018 wurde an einer einzigen Messstelle der Feinstaub-Grenzwert überschritten. Niemand gibt dafür dem #Diesel die Schuld.
11/ Außerdem: Es ist unerheblich, wo die Messstellen stehen. Die Belastung darf nirgends höher als 40 Mikrogramm im Jahresmittel sein. Für Berlin sind bspw. die Modellrechnungen viel relevanter als die Messungen.
12/ Am meisten NO2 bekommen übrigens weder Fußgänger noch Radfahrer, sondern Autofahrer ab. Und zwar deutlich mehr als die Messstelle. Deshalb ist es auch irrelevant wie viele Fußgänger Am Neckartor laufen.
13/ Und dann noch der effektvolle Vergleich: Kerzen/Gasherd/Gastherme belasten die Luft weit stärker. Aber: Das ist erstens keine Dauerbelastung. Zweitens kann jeder selbst entscheiden, ob man sich dieser Belastung aussetzt.
14/ Das ist genau das selbe Prinzip wie beim Arbeitnehmerschutz & Passivrauchen: Ein Kellner muss in seiner Bar arbeiten. Der Gast muss nicht dort sein. Deshalb ist der Schutz des Kellners wichtiger als das Bedürfnis des rauchenden Gastes.
15/ Das Raucher nicht sofort tot umfallen ist auch kein Beweis für die Ungefährlichkeit von NO2. Denn bei der Grenzwertüberschreitung geht es ja eben auch um die konstante Dauerbelastung. Die kurzfristige Spitzenbelastung ist eben nicht das Problem hier.
16/ So, rant over. Schade, ich hätte mir mehr Ausgewogenheit erwartet. Ich freue mich auf eine Antwort von den Autoren @TorbenBoergers und @BerbnerThomas.
17/ Als recherchierender Journalist bemühe ich mich stets um ausgewogene Berichterstattung. Davon kann man sich unter rbb24.de/politik/thema/… und unter krautreporter.de/zusammenhang/1… überzeugen. Sollte ich Fehler gemacht habe, freue ich mich über Hinweise.
