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Nach den #Bauerndemo|s in Frankreich und den Niederlanden ziehen nun deutsche LandwirtInnen mit ihren Traktoren in die Städte – und es wird nicht der letzte Protest sein. Was ist da passiert? Versuch einer distanzierten Analyse. #Bauernprotest [Thread]
Zuerst: Einfache Erklärungsversuche, die sich tlw. in (sozialen) Medien finden greifen zu kurz. Weder geht es um #Glyphosat oder #Agrarpaket – dies waren nur berühmte Tropfen, die Fass zum Überlaufen brachten. Die Probleme sitzen tiefer. Leider kommunziert Demo dies zu wenig.
Jahrzehntelang galt ungeschriebener Gesellschaftsvertrag: Ihr Bauern&Bäuerinnen produziert, spezialisiert, expandiert. Wir, die Gesellschaft lässt euch in Ruhe & Politik kümmert sich um alles. Schlußendlich war dies aber Entmündigung des Bauern, beschränkt auf reines produzieren.
Gekündigt wurde Vertrag von Gesellschaft schon länger. Zunehmend tut dies nun die Politik. Und Bauern wissen kaum warum, taten sie doch bislang genau dies was gewünscht war. Ignoriert wurden Zeichen der Zeit, Veränderung tut weh, lieber hörte man "alles wird gut" der Vertretung.
Hinzu kommt angespannte finanzielle Lage: Stark schwankende Weltmarktpreise, Klimawandel und neue Auflagen zerren an Liquidität. Jammern über Preise kennt man, aber um zu verdeutlichen: Pro Arbeitskraft ist über 500.000 Euro Kapital in LaWi gebunden – Spitzenwert aller Branchen!
Auf Schwankungen/Veränderungen kann LaWi nur verhalten reagieren – Stallinvestitionen haben oft Laufzeiten von 20+ Jahren, bei Wäldern muss man in Generationen denken und meine Kühe kann ich nicht zur Kurzarbeit verdonnern.
Verfahrene Situation der EU-Agrarpolitik (keine Ahnung wie GAP zukünftig aussieht/finanziert), Druck & Kritik lässt viele Betriebe in ungewiss in Zukunft blicken, darüber nachdenken, ob man überhaupt nicht gewünscht ist – was schlußendlich nur zu noch größeren Betrieben führt.
Dabei will ich LaWi nicht als Unschuldig hinstellen: Auch sie trägt zum Klimawandel bei (wie jede Branche), Bewirtschaftungsfehler führen zu Rückgang Artenvielfalt, in Intensivregionen ist Gülle ein Problem. Während aber zB Autobranche sich medial durchschummelt (2/3 der Diesel..
..mit falschen Abgasangaben) haben viele Bauern&Bäuerinnen Gefühl nur Sündenbock zu sein (ob Wahrnehmung richtig/falsch spielt da keine Rolle). Gelitten hat Glaubwürdigkeit durch Werbebilder, die falsches Bild der LaWi propagierten & Entfremdung der Bevölkerung von Urproduktion.
Beobachtbar ist Entfremdung bspw. an Wolf-Diskussion. Und wie in jeder komplizierten Gemengelage lieben wir dann einfache Antworten: "Massentierhaltung" lehen wir ab (dabei ist Begriff nicht definiert), Bio sei toll (ja,aber nicht nur), extensive LaWi nötig (muss aber jmd zahlen)
Es gibt nicht "die LaWi", schon gar nicht "die RICHTIGE LaWi" – sondern bunte Form an verschiedensten Betrieben, ob groß/klein, ob bio/konventionell. Wenn Gesellschaft & Landwirtschaft nicht mehr zueinander finden bleibt, meine Befürchtung, von Vielfalt nicht mehr viel.
[Ende]
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