Immer wieder erstaunlich, wie groß hier das Bedürfnis ist, eine Motivation bei noch völlig unklarer Sachlage zu benennen. Ich habe das Manifest des Täters, weitere Dokumente und sein Video jetzt durchgearbeitet. Meine Gedanken dazu: 1/
Der Mann hatte ausländerfeindliche Ansichten, aber soweit ersichtlich kein geschlossenes rechtsextremes Weltbild im klassischen Sinn. Bislang habe ich keine Bezüge zu Parteien, rechten Ideengebern o.ä. finden können. Ausländer sollten seiner Ansicht nach auch deshalb sterben 2/
Weil sie dem Ziel einer Zeitreise zwecks nachträglicher Auslöschung der Menschheit vor ihrer Entstehung und somit der rückwirkenden Auslöschung allen menschlichen Leidens hinderlich wären. Womit auch relativ offensichtlich ist: Der Mann war psychisch krank 3/
Die Vorstellung eines Geheimdienstes, der ihn überwacht, seine Gedanken liest und ihn fernsteuert, zieht sich als zentrales Motiv durch das gesamte Manifest: Filmideen würden aus seinem Kopf geklaut und in echten Produktionen umgesetzt 4/
Donald Trump würde ferngesteuert, indem ihm strategische Empfehlungen des Täters implantiert würden, etc - klingt für mich als Laien sehr stark nach Schizophrenie. 5/
Daneben finden sich aber auch ganz klassisch-konventionelle rassistische Phrasen über die Überlegenheit der deutschen Rasse; die Minderleistungen und Kriminalitätsneigung von Ausländern, etc. 6/
In welchem Verhältnis beides zueinander stand und was in welchem Ausmaß für die Tat und die Auswahl des Anschlagsziels ausschlaggebend war, ist zum jetzigen Zeitpunkt einfach unklar.
Ach ja, noch als Ergänzung: Der Täter hat auch über sexuellen Misserfolg geklagt, klingt für mich in seinem Manifest aber nicht wie ein klassischer Incel: Der dafür typische Hass auf erfolgreichere Männer und angeblich zu oberflächliche Frauen fehlt.
