Spoiler: Das ist Bullshit.
Begleitet mich mal durch meine Woche:
#Lehrerbashing #Thread⬇️ 1/22
Hi! Stefan, Gesamtschullehrer in #NRW in Vollzeit, Klassenlehrer einer 6. Klasse.
Zurzeit unterrichte ich fast ausschließlich Deutsch. Folglich betreue ich *nur* etwas über 100 Schüler*innen, etwa das doppelte bis dreifache ist eher normal) 2/22
Meine 6. Klassen machen zurzeit #Homeschooling, für das wir in allen Fächern Material erstellen, das wir in Klassen-Clouds hochladen, und bei dem wir Ergebnisse kontrollieren.
Es ist ein #Tablet-Jahrgang, was die zwei zentralen Probleme ausräumt: 3/22
Das ist purer Luxus. Es ist schlicht unmöglich, Kindern
a) auf Distanz und
b) mit x verschiedenen oder gar keinen Geräten
einen guten Workflow beizubringen 4/22
Allein um bei technischen Problemen zu helfen (Passwort vergessen, Cloud überlastet, jemand hat XY gelöscht...) habe ich bisher eine dreistellige Zahl an E-Mails geschrieben.
Und da sind wir noch nicht bei Fragen zu Deutsch... 5/22
Wenn (!) das gut läuft, brauchen meine Co und ich zusammen je einen Nachmittag für die Klasse. 6/22
Kinder, die es zuhause nicht gut haben, leiden gerade besonders. Punkt. 7/22
Seit dieser Woche habe ich eine neue Lerngruppe in der 10, da durch geteilte Klassen und Risikogruppen-Kolleg*innen doppelt so viele Lehrer in der 10 benötigt werden.
5 mal 60 Minuten (vorbereiteter) Unterricht die Woche mit Mundschutz😷 8/22
Da sie unbedingt noch eine Klassenarbeit schreiben sollen, machen wir mit Abstand, Einzelaufgaben und Tafel Prüfungsvorbereitung wie zu Kaiserszeiten.
Sinnvoll? Geht so, ne... 9/22
Meine Oberstufe bekommt Aufgaben auf einer Lernplattform, die ich erstelle und kontrolliere. Ich schreibe E-Mails, wenn etwas nicht ankommt.
Ab dieser Woche kommen Video-Konferenzen hinzu, da Unterricht ohne Austausch irgendwann nicht mehr reicht. 10/22
Wir haben nun gesehen, dass die Abi-Prüfungen unter keinen Umständen ansatzweise angetastet werden und die S*uS kein Entgegenkommen erwarten können.
Die S*uS bekommen also viel Arbeit. Ich kann es nicht ändern. 11/22
Natürlich habe ich auch Abiturient*innen, um meine ganze Langeweile etwas zu dämpfen.
Da die Präsenz-„Angebote“™ zur Abitur-Vorbereitung freiwillig sind, erstelle ich digitale Übungsaufgaben UND unterrichte die meisten zweimal die Woche😷12/22
Abi-Erst- und Zweitkorrektur sowie das Erstellen der mündlichen Prüfungen, Prüfungsausschüsse etc. macht man ja immer *nebenbei* 13/22
Einige Kolleg*innen (u.a. ich) werden zurzeit per Video-Konferenz fortgebildet (etwa 2 Abende die Woche), um neue digitale Tools zu nutzen und v.a. andere Kolleg*innen dabei zu unterstützen.
Ja, auch das kostet Zeit. 14/22
Tägliche E-Mail-Runde mit Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen; oft Telefonate, weil Mail-Kontakt allein nicht reicht; Absprachen im Jahrgang; Organisation, wann welcher Kurs (hygienisch einwandfrei und gestaffelt!) wo Klausuren an der Schule abholen darf etc. 15/22
Der überbezahlte Herr Studienrat lässt es sich zwischen Pilates und Makramee-Tutorials mal so richtig gutgehen.
So habe ich wenigstens genug Tagesfreizeit, um mir die Artikel in @welt und @zeitonline durchzulesen, die mir endlich mal meinen Job erklären! 👍🏻 16/22
Ich arbeite unter Voraussetzungen, von denen 90% der Kolleg*innen im Land träumen (ein Kollegium, das sich massiv gegenseitig entlastet, eine (für 🇩🇪) geniale digitale Ausstattung, eine rücksichtsvolle Schulleitung, die selber die Seife kaufen fährt...) 17/22
TROTZDEM bin ich komplett ausgelastet und NATÜRLICH läuft NIE alles rund 🤷🏼♂️ 18/22
Wann ist in irgendeiner Schule irgendwann irgendwo jemals alles perfekt gelaufen? 🤨
Und seit wann sind Fehler verständnislos verboten, wenn man ein komplettes Riesen-System unangekündigt und über Nacht um 180° umkrempelt?! 🤨🤨🤨) 19/22
Ich wünsche mir von seriösen Medien, dass sie die große Scheißsituation, in der Schulen - Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen - gerade GEMEINSAM stecken, respektvoll darstellen und konstruktive Brücken anbieten anstatt einseitige Schuldzuweisungen zu betreiben. 20/22
Was viele Schulen und Kolleg*innen aber gerade alles aus dem Boden stampfen, wenn in NRW samstags um 22 Uhr die neuesten Vorgaben erscheinen, zeugt von beispiellosem Engagement) 21/22
Ein permanent unterfinanziertes, traditionell ungerechtes, maximal halbherzig digitalisiertes Schulsystem wird im Stresstest (Surprise!) nicht plötzlich besser.
Dafür können die Lehrer nichts.
Investiert endlich.
22/22