My Authors
Read all threads
Kleiner Nachtrag, weil @T_Waffenschmidt das Thema „Menschenbilder in der VWL“ ins Spiel brachte (). Es geht mE fehl, sich dabei auf die Kritik am homo oecnomicus zu beschränken. 1/9

cc #EconTwitter @MakronomMagazin @oxi_blog @nymoen_ole @EconJena @popp5201
Jedenfalls für mich ist zentraler, welches Bild in "der" Ökonomik von verschiedenen Menschengruppen vermittelt wird. Wie werden Arbeitnehmer:innen dargestellt? Wie wird über "Arme" & "Armut" gesprochen? Wie über Erwerbslose? 2/9
Und dazu lassen sich zB in Lehrbücher finden:
* Arbeitnehmer:innen, die lieber Freizeit konsumieren (Neoklassik) & gar nicht arbeiten wollen (Arbeitsaversion)
* AN & Bewerber:innen, die potenziell Arbeitgeber:innen betrügen (Agency-Theory) 3/9
* Selbstverschuldete Armut, die nicht ohne Hilfe bzw. Anreizkompatibilität beendet werden kann.
etc pp

In Debatte um Hartz IV & Kindergeld gab es immer wieder welche, die meinten, Kindergeld komme nicht bei den Kindern an = Stereotype der verwahrlosten & selbsüchtigen Armen. 4/9
Stärker rassistisch konnotiert sind folgende von Loïc Wacquant 👉shop.budrich-academic.de/produkt/bestra… Stereotype.⬇️

Auch der Vorbehalt über Arme, die nicht mit Geld umgehen können, taucht in der Debatte bisweilen auf (va bzgl Bildung oder die mangelnde Neigung, Aktien zu halten). 5/9
Zur Illustration ein besonders deutliches Beispiel: Gunnar Heinsohn (wg der Eigentumstheorie des Geldes, die er zusammen mit Steiger entwickelte, auch unter Heterodoxen bekannt) schrieb 2010 ua von "Niedrigleistern des Auslands" & Sozialhilfemüttern. faz.net/aktuell/wirtsc… 6/9
Letzteres ist sicher ein Extrembeispiel. Aber von Studierenden weiß ich, dass Einzelne teils in der Lehre mit Abwertungen zB ggü "Südländern" konfrontiert waren. Sowas kommt also vor. 7/9
Das zentrale Problem dabei ist die "rohe Bürgerlichkeit" in der Sprache: Keine plumpen rechtsradikalen Parolen. Mensch weiß, was justiziabel ist & sich geziemt, & verschiebt "lediglich" innerhalb dieser Grenzen die Grenze des Sagbaren (Verschiebung der Normalitätsstandards). 8/9
Fazit: Deshalb geht es fehl, die Kritik an den Menschenbildern in der VWL auf homo oeconomicus zu reduzieren. Dabei besteht die Gefahr, die abwertenden Mythen & Vorbehalte zu übergehen, die in der Lehre, im (wissenschaftlichen) Diskurs usw. reproduziert werden. 9/9
Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh.

Keep Current with SeTh

Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

Twitter may remove this content at anytime, convert it as a PDF, save and print for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video

1) Follow Thread Reader App on Twitter so you can easily mention us!

2) Go to a Twitter thread (series of Tweets by the same owner) and mention us with a keyword "unroll" @threadreaderapp unroll

You can practice here first or read more on our help page!

Follow Us on Twitter!

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3.00/month or $30.00/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!