Lieber Herr Oberst, Danke erstmal für Ihre Antwort!
Ich mag Ihre Unterscheidung zwischen „rechtlicher“ und „ethischer“ Betrachtung nicht ganz mitgehen. Es gibt ja kein Gesetz, dass Pandemie-Maßnahmen explizit regelt. Die Auslegung, die Sie versuchen, ist dann doch wieder Ethik.1/
Sie stellen Ihre Grundannahme dann abermals als unstrittig (#alternativlos) dar: „Das kann man nicht ernsthaft in Zweifel ziehen“. Natürlich kann man! Bleiben wir beim Bsp. Durchseuchung: müsste man von nur 3 Toten ausgehen, und würde dafür Millionen anderer existenzielle Not 2/
ersparen, würden das vermutlich doch viele „ernsthaft in Zweifel ziehen“. Wären es 3000 Tote, wäre es schon etwas strittiger– dann hätten wir etwa die Situation wie im Straßenverkehr. Wir WISSEN, dass er tausende Tote zur Folge hat, aber erachten den allgem. Nutzen als höher. 3/
Bevor mir jetzt Zynismus vorgeworfen wird– ich weiß, dass es bei COVID ein Vielfaches mehr an Toten, und noch viel mehr Leid in Form von Krankheit gäbe, darum kommt auch für mich die Durchseuchung als Pandemie-Lösung nicht in Frage. Ich stelle diese Vergleiche 4/
dennoch an, um zu verdeutlichen, dass Ihre Argumentation nur dann verfängt, wenn man bereit ist Ihre Grundprämisse einfach zu akzeptieren. Aber selbst dann bleibt es ein waghalsiger Sprung, die bewusste Durchseuchung ethisch (juristisch sagen Sie ja selbst, dass der fehlende 5/
Vorsatz zählt) auf eine Stufe zu stellen mit der Inkaufnahme der Durchseuchung durch unzureichende Maßnahmen (aus dieser Ethik folgt Ihre Vermutung, dass juristisch das Untermaßverbot greifen KÖNNTE). Hier wird die Situation nämlich sofort extrem komplex, da niemand, wirklich 6/
niemand, sicher vorhersagen kann, welchen Verlauf die Pandemie bei welchem Grad an Maßnahmen wirklich nehmen wird. Jeder Verantwortliche, unterstelle ich einmal, ist bestrebt den Nutzen für die Allgemeinheit („Glückseligkeit“) zu maximieren. Bedauerlicherweise ist aber sowohl 7/
Leid wie Glück nicht wirklich objektiv zu quantifizieren, und so fürchte ich, wird es schwierig bleiben und wird Ihre Meinung (aktuelle Maßnahmen sind sträflich lax), auch wenn Sie auf den ersten Blick schlüssig begründet erscheint, nur eine von sehr vielen bleiben. 8/
Ich denke also, wir sind uns im Grunde komplett einig– und Sie haben das ja bereits schön formuliert:
„Ich bin also sehr wohl der Meinung, dass es eine Abwägung geben muss, aber ICH WÜNSCHE mir dabei einen höheren Stellenwert von Leben und Gesundheit“. Das kann ich so 9/10
vollauf akzeptieren und stehen lassen! Ich störte mich nur an Ihrer kategorischen Argumentation, aber die haben Sie ja nun relativiert.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!
PS: Sie haben ein schönes und spannendes Hobby!
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Und wieso ist die Frage, ob „#COVID19 exponentiell wächst“ oder nicht weder sehr aufschlussreich noch neu?
All diese Fragen hängen in ihrem Inneren mit einer verrückten Eigenschaft des neuen #Coronavirus#SARSCoV2 zusammen, der sog. Überdispersion- häufig Faktor „k“ genannt. 2/
Viele kennen vermutlich den Faktor „R0“, der bei Infektionskrankheiten die zu erwartende Anzahl an Personen angibt, die ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Bei der Grippe z.B. ist das tatsächlich halbwegs homogen, bei anderen Erregern, wie eben ganz extrem bei SARSCoV2, 3/
Vielen Dank Herr Oberst für diesen spannenden Thread! Klare Leseempfehlung!
Ich möchte aber ein paar Anmerkungen dazu loswerden. Im Ggs zu Ihnen bin ich kein Philosoph, erlaube mir aber dennoch ein paar Einwände, zumindest gegen die implizierte Eindeutigkeit der Ethik.1/
Ich versuche mich im eigenen Interesse (und dem meiner Familie 😉) kurz zu fassen. In Ihrer Eingangsbetrachtung verwenden Sie griffigerweise das Bsp. des Risikos durch Verkehrsunfall, vor dem uns der Staat nicht „mit radikalen Konsequenzen“ schützt. Ich führe aus: er könnte ja 2/
das Autofahren in Innenstädten von 7:30-8:30 und 12:00-13:30 Uhr verbieten, um Kinder auf dem Schulweg vor dem Verkehrstot zu bewahren. In Kauf genommen würden ganz erhebliche Eingriffe in die Freiheit z.B. aller Erwerbstätigen, die zum Arbeitsplatz müssen (u.v.a.m.). 3/
1/ Ein Artikel von Profs. R. Gottschalk und U. Heudorf (GA Frankfurt a.M.) sorgt aktuell für Gesprächsstoff. Wie zu erwarten bedienen sich einige des Textes, um ihre grundsätzlichen Ablehnung der #Corona-Maßnahmen mit Expertenaussagen zu untermauern. Bedauerlicherweise… 1/n
2/ … behandelt der Artikel auch noch das ohnehin viel zu breit diskutierte Thema der PCR-Spezifität, wobei Herr Gottschalk bereits signalisierte, dass der Artikel an dieser Stelle ungeschickt verkürzt darstellt. Der Text sollte aber auf keinen Fall hierauf reduziert werden!
3/ Tatsächlich beleuchtet der Artikel nämlich durchaus einige wichtige Fragen und mahnt vor allem 1.) eine bessere Risikokommunikation in der Öffentlichkeit an, sowie 2.) einen breiteren, ehrlichen Diskurs über unsere Schutzziele, v.a. im Hinblick auf eine möglicherweise…
Häufig Frage: was ist an #COVID19 besonders, dass so viele Infizierte kaum Symptome zeigen und nur wenige sehr ernsthaft erkranken? Antwort: eigentlich nichts!
Beispiel Polio: die große Mehrheit der Infektionen bleibt symptomlos, „nur“ 0,5% entwickeln die KinderLÄHMUNG. 1/6
War die Polio also harmlos? Mitnichten! Wir Jüngere können uns nicht erinnern, aber wenn wir mal unsere Eltern fragen, dann hören wir schlimme Geschichten. Hier ein eindrucksvoller Beitrag zu Polio bei @quarkswdr: www1.wdr.de/mediathek/vide…
Noch ein Beispiel? 2/6
Beispiel Epstein-Barr-Virus: fast jeder ist mit dem Virus infiziert. Aber: die meisten wurden im Kindesalter infiziert und entwickelten kaum/keine Symptome. Wer es sich aber erst als Jugendlicher einfängt bekommt das Pfeiffersche Drüsenfieber!
3/6
Zugabe zum Tweet von gestern: wie „zählt“ man Viren? Die Technik nennt sich „Plaque Assay“ und ich teile einfach mal meine Vorlesungsfolie dazu. Das zähe Medium bremst die Nachkommenviren➔ infizieren nur noch die direkt benachbarten Zellen 1/
2/ Und nachdem man all die Plaques („Löcher“) auf all seinen zahllosen Platten ausgezählt (und gut dokumentiert!) hat… führt man die Platten ihrer Zweitverwertung zu! 😂
Following up on yesterdays tweet: how to „count“ viruses? The technique is called „plaque assay“ and I’ll share my teaching slide on it below. The gooey medium keeps offspring viruses from swimming around➔ only infect adjacent cells, creating circular holes in the cell layer. 1/
2/ And once you have counted (and documented!) the plaques (i.e. „holes“) from all your countless plates, have fun: