"Ich habe viereinhalb Jahre ein Netzwerk geleitet, an dem Forschende aus über 40 Ländern beteiligt waren. In jeder Sprache, die dort vertreten war, gibt es eine Entsprechung zum Begriff 'Verschwörungstheorie' ... Nur in Deutschland wird der Begriff von zeit.de/gesellschaft/2…
einigen wenigen Forschenden abgelehnt. Da aber gerade diese im vergangenen Jahr öffentlich sehr präsent waren, sind Medien und Politik auf ihre scheinbar überzeugenden Argumente angesprungen."
"Immer wieder wird behauptet, dass Verschwörungstheorien anders als wissenschaftliche Theorien nicht falsifiziert werden können. Auch das stimmt nicht. Im Internet gibt es mittlerweile viele sehr gute Debunking-Seiten, die verschwörungstheoretische Behauptungen widerlegen.
Das Problem ist nur, dass überzeugte Verschwörungstheoretiker*innen die Falsifikation nicht akzeptieren. Aber selbst das gibt es auch in der Wissenschaft und im Alltag. Ein marxistisch argumentierender Wirtschaftswissenschaftler wird zum Beispiel niemals akzeptieren, dass eine
neoliberale Kollegin ihn und seine Prämissen widerlegt hat. Er wird darauf bestehen, dass sie von falschen Voraussetzungen ausgeht und verkennt, wie die Dinge wirklich sind."
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1/4 Identitätskategorien wie "Mann" und "Frau" sind viel zu grobschlächtig für politische Diskurse. So heisst es, Männer hätten früher wählen dürfen, Frauen jedoch nicht. Das ist in dieser Absolutheit falsch. Richtig ist: Bestimmte Männer durften in bestimmten Ländern wählen.
2/4 Verbrecher durften in bestimmten Ländern nicht wählen. Arme durften in bestimmten Ländern nicht wählen. Junge Männer durften in bestimmten Ländern nicht wählen. Die Landbevölkerung durfte in bestimmten Ländern nicht wählen. Im Falle bestimmter Migranten dürfen bis heute weder
3/4 Männer noch Frauen wählen. Und so weiter, und so fort. Die essenzialistisch-universalistischen Kategorien "Mann" und "Frau" oder Behauptungen wie "Frauen wurden in der Politik immer schon stärker benachteiligt als Männer" sind dahingehend irreführend. So konnte es einem Mann
Eigentlich grenz es an ein Wunder, wie ruhig sich #Jugendliche in der #Pandemie verhalten. Sie sind in vielerlei Hinsicht die Verlierer der Politik der Gegenwart, ob mit Blick auf Rente, Jobsicherheit oder #Klima. Die harten Massnahmen gegen #COVID19 werden dort getroffen, 1/7
wo Gesellschaften überaltert sind. Keine Politiker einer Gesellschaft mit überwiegend junger Bevölkerung, die gesundheitlich kaum gefährdet ist, müssten #Lockdowns oder Teil-Lockdowns verhängen. Was dieser Tage passiert, geht von Ländern wie #China und #Italien aus, deren 2/7
demographische Struktur entsprechend beschaffen ist, nicht von Ländern wie #Sambia, wo der Altersdurchschnitt ca. 17 Jahre beträgt. Diese Länder leiden viel stärker unter den Kollateralschäden durch Konjunktureinbrüche als unter dem Virus als solchem. Insofern sind die Covid- 3/7
Eine Wohltat, dieses Interview mit dem Anthropologen #CarelvanSchaik – unbedingt lesen! Wir brauchen mehr davon in der ideologisierten Geschlechterdebatte – mehr Wissen statt Meinung, mehr Differenzierung statt aufmerksamkeitsökonomische Extrempositionen. nzz.ch/feuilleton/ant…
"Wir sind Mischwesen mit einer biologischen und einer kulturellen Natur. Wenn also Simone de Beauvoir oder Judith Butler sagen, Frauen würden nicht als Frauen geboren, dann hören Biologen schon länger genau zu und sprechen heute auch über Gender."
Es ist ein Mythos, dass Männer Frauen "seit je unterdrückt hätten, weil sie physisch meist stärker seien. Manche glauben wirklich an die Steinzeit-Machos, die die Frauen an den Haaren in die Höhle zogen. Das ist Unfug, damals herrschten ziemlich egalitäre Machtverhältnisse..."
Ich kann nur allen die Schriften von #AmartyaSen empfehlen, zuvorderst "Identity and Violence". Sens Denken zeigt, wie sich jenseits identitärer Dogmas linke, liberale und konservative Elemente zu einem menschenfreundlichen Ganzen verbinden lassen; auch wie ein nüchterner, aber
gerechter Blick auf Realitäten volltönenden, denkstilkonform-klientelistischen Theorien den Wind aus den Segeln nimmt: "Unter anderem weist er sowohl die 'kulturtheoretische' Ansicht zurück, Gewalt sei eine Folge des 'Kampfes der Kulturen', als auch die der politischen Ökonomie,
Armut und Ungleichheit seien hauptverantwortlich. In diesem Zusammenhang erscheint der überraschende Hinweis, die Mordrate einer der ärmsten Städte der Welt, Kolkata, liege bei 0,3 pro Jahr und 100 000 Einwohnern, in Delhi beinahe zehnmal so hoch, in New York noch einmal 65
#Nuhr|s schriller Pogromvergleich und die schrillen Echos in den (sozialen) Medien – er habe sich auf den Holocaust bezogen, was er nicht hat, er raunte generisch – ist symptomatisch für die Infantilisierung der Debattenkultur. Die einen arbeiten mit Zuspitzungen ("Vernichtung!")
die anderen reissen sie zusätzlich aus dem Zusammenhang und verzerren sie strategisch, um sich umso empörter an ihnen abarbeiten zu können. Fleissig fabriziert man Pappkameraden und gefällt sich in der Rolle des heroischen Kämpfers. Anstatt ein ernstzunehmendes Problem
(Versuche sozialer Ächtung) ernsthaft zu diskutieren, zündet man ein aufmerksamkeitsökonomisches Feuerwerk, dessen Funkenflug eine ausgedörrte Medienlandschaft in Brand setzt, bis alle vor lauter Rauch nichts mehr sehen können und blind um sich schlagen.
Man hört auf Twitter oft, das Problem sei "die Mitte". Sie sei nicht radikal genug, setze den Rechten nichts entgegen. Mich würde interessieren, wie diese Diagnose jenseits persönlicher Eindrücke belegt wird. Vielleicht ist das Wirken der ominösen Mitte ja einfach nicht so laut?
Ob Engagement der Kirchen für Flüchtlinge, mannigfaltige stille ehrenamtliche Tätigkeiten von Bürgern aller Couleur, Einstehen gegen die AfD auch seitens Konservativer wie Lübcke, Teilnahme breiter Schichten an Demos wie Unteilbar – überall sind Menschen der "Mitte" involviert.
Nicht zuletzt sind es unradikalisierte, bodenständige Lokalpolitiker, die im Direktkontakt mit denen, die hier auf Twitter vollmundig verdammt werden, bestehen müssen – und wahre Tapferkeit aufbringen, wo andere nur Hashtags absondern und Symposien mit ihresgleichen organisieren.