Radikale Propaganda auf dem Stundenplan: Weil es keine einheitliche Zulassung für Schulbücher gibt, gelangen immer wieder Texte aus rechtsradikalen Medien, antisemitische Grafiken und sogar Werbung für die #Identitären an Schulen.
Wir haben 11 Fälle in deutschen Lehrmaterialien gefunden. Ein Thread.
Erst jetzt bekannt: Bereits 2012 erschien in einem Abi-"Arbeitsbuch" @KM_BW ein Essay aus der "Blauen Narzisse", einer wichtigen Theoriezeitschrift der extremen Neuen Rechten. Laut Verleger "kein Einzelfall".
In einem Deutsch-Buch für die 5.Klasse fand eine Mutter 2019 das Gedicht "Schneezauber" von Lulu von Strauß und Torney. Das Poem selbst war unpolitisch. Aber die verstorbene Schriftstellerin hatte sich im Dritten Reich für die Nationalsozialisten engagiert und war Antisemitin.
In einem Geschichtsbuch in Bayern wurde falsch über ein "polnisches Konzentrationslager" berichtet. Gemeint war ein KZ der deutschen Nationalsozialisten auf polnischem Gebiet. Der Verlag stampfte nach Hinweis eines polnischen Vaters die Restauflage des Buches ein.
In kostenloser "Fahrradfibel" für Grundschulen @aufnachmv erschien 2018 Anzeige mit Logo der "Identitären Bewegung". Gebucht hatte sie der damalige Bundesvorsitzende der rechtsextremen Gruppe und ehem. Mitarbeiter der #AfD im Bundestag.
Fünf Jahre lang bis 2017 fand sich eine antisemitische Grafik in einem Politikbuch, das in 8 Bundesländern eingesetzt wurde. Die Karikatur zeigt ein Monster ("Rothschildbank") mit Reißzähnen, das versucht, Europa zu verschlingen.
Die mangelhafte Prüfung der Schulbücher ist eine Gefahr. Strategie von Extremist:innen ist es, dass ihre Ideologie durch (Schul)Bücher und Kultur in die Mehrheitsgesellschaft einsickert. Kinder und Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe, weil sie leicht beeinflussbar sind.
Für die Recherche haben wir alle 16 Kultusministerien & 6 große Schulbuchverlage angefragt. In den vergangenen 10 Jahren waren nur Fälle aus dem Rechtsaußen-Spektrum bekannt. Islamistische, linksradikale oder andere umstrittene politische Inhalte fanden sich nicht in Schulbüchern
Transparenzhinweis: Im Untersuchungszeitraum der zitierten Recherche sind mindestens 11 Texte von mir in Schulbüchern nachgedruckt worden – ohne mein Wissen. Darunter auch in Werken des Brinkmann Meyhöfer-Verlags und des Klett-Verlags, die beide im Text @DIEZEIT erwähnt werden.
Nach unserem Bericht über verdeckte extreme Propaganda in Schulmedien, meldet sich nun eine kritisierte Verlegerin @DIEZEIT zu Wort. Respekt dafür 👏
Anne Meyhöfer eröffnet die Debatte und fordert eine Zentralstelle, die über unseriöse Quellen aufklärt: zeit.de/2021/05/neue-r…
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Der Mörder von Walter #Lübcke wurde heute zu lebenslanger Haft verurteilt. Er schoss nicht allein.
Der Mörder unterstützte Wahlkampf und spendete an #AfD.
Der Mörder spendete an die #Identitären.
Sein Unterstützer las Buch von #Antaios.
Beide radikalisierten sich auf AfD-Demos.
Nach Jahren in der Neonaziszene (#NPD, #Combat18, NSU-Umfeld) wendeten sich Beide ab 2013 der extremen "Neuen Rechten" zu. Ihr Video mit dem später instrumentalisierten Zitat von Lübcke wird ab 2015 u.a. von #PINews, #JungeFreiheit und #ErikaSteinbach verbreitet. (Bild: @tonline)
Während ihrer Radikalisierung las der Unterstützer auch das Buch "Umvolkung" von #AkifPirinçci aus dem neurechten Antaios-Verlag:
Interessant, wie viele Menschen sich mit starken Positionen zu #le0711 äußern, die gar nicht vor Ort waren.
Ich finde schnelle Diagnosen aus der Ferne aufgrund von selektiven Videoschnipseln und Fotos nicht zielführend, um ein Gesamtgeschehen zu bewerten.
(Thread) ⬇️
Ja, es beteiligten sich auch Rechtsextremist*innen, rechte Hooligans und rechtsradikale Verschwörungsmedien an #le0711. Aber ich war mehrere Stunden an 5 versch. Orten. Dort dominierten nirgendwo organisierte extremistische Gruppen das Geschehen. Sondern andere Weltanschauungen:
Rechtsextremist*innen hatten vorab stark mobilisiert und waren für viele der Gewaltakte verantwortlich - aber sie konnten Veranstaltung mMn nicht instrumentalisieren. Fazit z.B. von "Die Rechte"-Funktionär: "Mit Friedenstänzen (..) wird man das BRD-Regime (...) nicht stoppen."
„Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD“, sagt hoher #AfD-Mann in Doku, als er sich unbeobachtet fühlt. Darum müssten noch mehr Migrant*innen kommen. Später könne man sie alle "vergasen". Es ist der damalige Sprecher Christian #Lüth: zeit.de/politik/deutsc…
Die verdeckten Aufnahmen sind Teil der sehenswerten @ProSieben-Dokumentation „Pro Sieben spezial: Rechts, Deutsch, radikal", an der das Team um Reporter @mischke_thilo über eineinhalb Jahre gearbeitet hat. vimeo.com/461804876/c7c8…
Christian Lüth wurde im April 2020 als Fraktionssprecher der #AfD beurlaubt (ist aber weiter Mitarbeiter der Partei), weil er sich in Chats als "Faschist" bezeichnet hatte (zeit.de/politik/deutsc…). Er gilt an enger Vertrauter von Alexander #Gauland ... (1/2)
Die mutmaßlichen Rechtsterrorist*innen der #GruppeS wollten Moscheen angreifen. Sie kannten sich nicht, radikalisierten sich aber rasant via #Telegram. Wir haben eine Unterstützerin getroffen.
Anders als beim #NSU und anderen rechten Terrorgruppen kannten sich mutmaßliche Mitglieder der #GruppeS nur lose. Sie kamen aus Bruderschaften wie "Freikorps Heimatschutz", waren bei den "Gelbwesten" aktiv oder als Wutbürger*innen zuvor gar nicht organisiert. Ein neues Phänomen:
Ich hab, ich hab, ich hab Polizei: Als ich die mutmaßliche Terror-Helferin interviewte, standen nach 2 Stunden Polizist*innen in der Wohnung. Sie wollten nicht die Frau festnehmen, sondern mich. Ich fürchte, sie hatten keine Ahnung, wer Marion G. war. HG:
Ich habe einen Fehler gemacht. Dafür möchte ich bei allen Beteiligten um Entschuldigung bitten. Der Trägerverein des "Institut für Staatspolitik" von Götz Kubitschek hatte seine Gemeinnützigkeit verloren. Nach Beschluss des Finanzgerichts ist er nun jedoch wieder gemeinnützig 1/4
Ich hatte zwei unabhängige prioritäre Quellen und habe sowohl Kubitschek als auch den 2. Vorsitzenden, Erik Lehnert, vor der Veröffentlichung mehrmals um Stellungnahme gebeten. Sie haben diese Chance nicht genutzt, sondern die Berichterstattung abgewartet, um uns abzumahnen. 3/4