Thread by @maewald

Was sollte meiner Sicht als hauptberuflicher Krisenmanager eigentlich im RKI-Bericht stehen?
(Der RKI-Bericht ist in seiner Form und seinem Inhalt keine Grundlage für sinnvolle Entscheidungen.)
#Corona #Covid #Krisenamanagment #b117 @fneuhann @metroskop @jensspahn

A. Status Quo
1. B117 wird die dritte Welle treiben und bei gleich bleibenden Maßnahmen spätestens Ende März den Inzidenz-Rekord aus dem Januar übertreffen. Wir wissen nicht, was ab April passiert.

2. Die Gesundheitsämter und Labore sind nicht in der Lage, ein engmaschiges Tracking & Tracing zu gewährleisten.

3. Die gegenwärtigen Maßnahmen sind nicht hart genug, um B117 zu stoppen. B117 hat einen R-Wert von 1,14 bis 1,28 (Hier wären Details im Bericht wünschenswert).

B. Harte Wahrheiten
4. Berichte aus anderen Ländern deuten darauf hin, dass insbesondere jüngere Menschen symptomatisch erkranken. Wir erwarten eine Zunahme von jüngeren Patienten zwischen XX und XX Prozent im Vergleich zum Dezember.

5. Es gibt Länder, die B117 eindämmen konnten, aber kein Land, das mit B117 wieder lockern konnte. Es gibt keinen Ausweg aus B117-Lockdown außer Impfungen. Bei Höchstgeschwindigkeit bedeutet das Lockerungen frühestens im [Monat nennen].

6. Viele Impfstoffe wirken zwar gegen B117, aber nicht gut genug, um die Pandemie einzudämmen. Escape-Mutationen sind zu erwarten. Öffnungen können erst geschehen, wenn wir uns sicher sind, dass es keine Escape-Mutationen gibt.

7. Es gibt Clusterrisiken für vitale Infrastruktur: Wo arbeiten gleichzeitig die meisten potenziellen Risikopatienten? Welche Ausfälle würde das Gesundheitssystem am härtesten treffen?

8. Wir sind mit Lockdown-Maßnahmen und Maskenpflicht nahe am Maximum des Erträglichen. Wir müssen nun aggressiv das einzige verbliebene Mittel hochfahren: Schnelltests. Keine Schnelltests für alle heißt keine Lockerungen für niemanden.

C. Nächste Schritte
9. Szenarien: Auf diese vier Arten könnte die Krise weitergehen, und dies tun wir, um in das präferierte Szenario zu kommen. Wir wissen nicht, ob es gelingt. Wir sind im Krisenmodus. [Hier Szenarien mit validierten Modellen, fragt die Dänen]

10. Familien und Alleinstehende werden massiv Leid tragen. Wir raten zum großflächigen Ausbau von Sorgentelefonen und praktischen Tipps gegen Lagerkoller im ÖR.

11. Wir müssen dringend in die Lage kommen, Tracking und Tracing zu ermöglichen. Dafür: Digitale Infrastruktur schaffen, crowdsourcen wo möglich, parallele und unterstützende Strukturen zu Gesundheitsämtern aufbauen, Datenschutzbedenken second.

12. Lebensmittel und andere Bedarfe müssen vorzugsweise auf Parkplätzen und nicht in geschlossenen Räumen abgewickelt werden.

13. Großraumbüros und ähnliche Arbeitsstätten ausschließlich nach zuvor erfolgtem Schnelltest. Keine Ausnahmen.

14. Quarantäne-Hotels bei Isolation wegen Krankheiten. Not-Quarantäne in Hotels für potenzielle Opfer häuslicher Gewalt anbieten.

15. Viele Menschen verlieren derzeit ihre Existenzen. Sie sollen nicht auch noch jegliche Hoffnung verlieren. Deshalb zeitweise das bedingungslose Grundeinkommen für alle, die den Finger heben. Un. Büro. Kra. Tisch.

16. Ein Kinderbetreuungs-Hackathon des Familienministeriums mit 10 Milliarden Euro Budget für kurzfristige, digitale Lösungen, wie mit Kindern im Kita- und Schulalter umgegangen werden soll. Unbürokratische Mittelverteilung per Voting.

17. Not-Ausbildung von Pflegerinnen und Pflegern aus anderen Berufen, Einweisung in Beatmungsgeräte.

18. Sicherstellen, dass genügend Sauerstoff-Vorräte in den Krankenhäusern sind.

19. Wenn noch nicht geschehen: Umfunktionieren von Kur- und Reha-Kliniken in Quarantäne-Kliniken für milde Verläufe.

20. Einrichten eines zentralen, stehenden Krisenstabs, der Entscheidungen für Regierung und Bundestag vorbereitet und trifft und Gremien wie die MPK nur beratend hinzuzieht.

D. Warnung
21. Wir rechnen damit, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt und das Vertrauen in die Institutionen bröckeln wird. Wir müssen alle mit vereinten Kräften daran arbeiten, durch hervorragende Arbeit verloren gegangenes Terrain wieder gut zu machen.