Michael "Gibt kein Recht auf ewiges Leben" Hüther hat heute für viel Empörung mit seiner Aussage gesorgt, wir müssten eine "gewisse Sterblichkeit hinnehmen". Dabei wollte er so richtig seriös wirken mit einem neuen Positionspapier. Schauen wir mal rein. 1/ iwkoeln.de/fileadmin/user…
Hüther und sein Co-Autor Hubertus Bardt wollen darlegen, dass #NoCovid illusorisch sei und wir daher "mit dem Virus leben" müssten in der "neuen Normalität" (der Streeck-Sprech nervt) - unter der Hinnahme von Toten. 2/
Ich will zunächst betonen, dass ich diesen Gedanken nicht per se skandalös finde - den Kontext, in dem er verwendet wird, aber schon. 3/
Das Problem ist schwierig, aber die meisten Ethiker scheinen der Meinung zu sein, dass es keinen absoluten Vorrang für Leben und Gesundheit vor anderen Gütern gibt. Wir sind zu Recht bisweilen bereit, gewisse Einschränkungen bei Leben und Gesundheit hinzunehmen. 4/
Leben und Gesundheit sind aber ohne Zweifel besonders wichtige Güter. Ein langes und gesundes Leben in bescheidenen Verhältnissen ist in der Regel besser als ein kurzes, kränkliches Leben im Reichtum. 5/
Hüther baut also einen Strohmann auf, wenn er dagegen argumentiert, jeden einzelnen Corona-Toten als Ausdruck staatlichen Versagens zu betrachten. Diese Position vertritt in der Debatte niemand, auch wenn sie nicht völlig absurd sein mag. 6/
Nicht absurd wären null Corona-Tote, wenn die Eradikation des Virus durch angemessene Maßnahmen erreicht werden könnte. Doch auf Europa bezogen halten das die meisten Experten für unrealistisch. Hüther kommt wortreich zum gleichen Ergebnis, wenn auch ohne empirische Evidenz. 7/
Es sei denn, man lasse die Ioannidis-Studie als Evidenz gelten, welche Hüther anführt, um die Unwirksamkeit harter Maßnahmen zu belegen. Damit freilich begibt sich Hüther auf Schwurbler-Terrain. 8/
Zudem ist Hüther so trickreich, die Modellierungen von Fuest für seine Zwecke einzuspannen. Trickreich deswegen, weil Fuest ein Proponent von #NoCovid ist und seine Modellierungen geeignet scheinen, diese Position zu stützen. Fuest lehnt lediglich besonders harte Maßnahmen ab. 9/
Doch auch, wenn sich Hüthers Papier streckenweise so liest, als sei es mit einem #NoCovid-Kurs europäischer Prägung vereinbar: Er will offenbar mehr als nur ein paar Tote hinnehmen. Dies ist ja gerade die zentrale Botschaft. Wie viele Tote? Das verrät er aber nicht. 10/
Mein Verdacht: Es geht Hüther gar nicht darum, einen realistischen Plan vorzulegen (er hat freilich ein paar Maßnahmen aufgeschrieben). Vielmehr will er seine eigentliche Agenda durchsetzen: Lockerungen für die Wirtschaft, selbst wenn es dadurch mehr Tote geben sollte. 11/
Offenbar findet Hüther, wie Streeck - mit dem er gemeinsam im Corona-Expertenrat NRW sitzt - es müßig, über Todesfälle zu reden. Oder wir sollen es zumindest müßig finden. Und das ist wirklich skandalös. 12/12
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Die Grünen waren mal eine Partei, die den Menschen unbequeme Wahrheiten zumutete. Heute sind sie vor allem darauf bedacht, ihrer Klientel zu gefallen. Gegen den Strom schwimmen? Bloß nicht. Thread. 1/
.@ToniHofreiter hat zu Recht die ökologisch und verkehrspolitisch problematische Rolle von Einfamilienhäusern angesprochen. In der Stadt nehmen Sie Platz weg von Hochhäusern, die vielen Menschen Wohnung bieten könnten, und sind ein Privileg der Wohlhabenden. 2/
Auf dem Land hingegen führen sie zur Zersiedlung und sorgen dafür, dass große Pendlerströme mit dem Auto in die Stadt fließen. Mehr Hochhäuser in den Städten würden die Wohnungsnot lindern und zugleich beim ökologischen Verkehrswandel helfen. 3/
Michael Hüther legt nach. Er sagt, es gebe kein "Recht auf ewiges Leben".
🙄
Also gut, wieder ein Thread. 1/
Es lohnt sich, sich ein paar Stellen des Interviews genauer anzusehen. Denn man muss den Eindruck haben, dass es Hüther gar nicht um den Wahrheitsgehalt geht, sondern dass er eine bestimmte, leicht zu erratende Agenda verfolgt. Seine Vorgehensweise nennt man "Bullshitting". 2/
Hüther sagt, wir "wüssten viel zu wenig über [das] epidemiologische Geschehen". Man möchte ihm raten sich fortzubilden, gibt es doch einige gut gemachte Studien über Infektionsorte und die Wirksamkeit von Maßnahmen. 3/
Ich will nicht davon reden, dass er zu Unrecht davon ausgeht, dass ein harter Lockdown schlecht für die Wirtschaft wäre. Vielleicht sollte er mal mit Clemens Fuest über das Thema skypen. 2/
Und ich will mich auch nicht lange dabei aufhalten, dass Hüther gegen eine Homeoffice-Pflicht ist - er redet von einer "Scheindebatte". (Über die zögerliche Auszahlung der Finanzhilfen beklagt er sich allerdings zu Recht.) 3/
Weil dieses Thema bisher nicht relevant war (und nicht in Parteiprogrammen enthalten ist) und in keine vorgestanzte ideologische Schablone passt. Wobei das bei AfD und FDP eher nicht gilt, da bei diesen Parteien Solidarität mit den Schwächeren nur ein untergeordneter Wert ist. 1/
Aber generell haben die meisten Menschen nur wenig Lust, sich für den Schutz anderer einzuschränken. Das hat weniger mit politischer Ideologie als vielmehr mit persönlicher Tugend zu tun. 2/
Wenn man sich selbst zur Risikogruppe zählt, ist man eher für Schutz. Aber die meisten scheinen sich selbst nicht für gefährdet zu halten. Deswegen setzt die verlogene Propaganda ja Risikogruppen mit Altenheimbewohner:innen gleich. 3/
Auch die Quarantäne-Regeln werden nicht immer verstanden. Aber nur bei niedriger Inzidenz kann das GA die nötige Aufklärung leisten. Unter diesen Voraussetzungen kann man sich nicht viel von Eigenverantwortung erhoffen.
2/
2⃣ Besonders bei Niedriglohnbeschäftigung macht der Arbeitgeber oft erheblichen Druck, zur Arbeit zu erscheinen. Mir ist unbegreiflich, wie man meinen kann, es sei nicht von Vorteil für den Betrieb, Superspreading-Events vorzubeugen.
3/
Es häufen sich jetzt Forderungen, dem Virus nach der Impfung der "Risikogruppen" freien Lauf zu lassen. Das Problem: Die 20-25% sind nur die Hochrisikogruppen, das Virus ist mehr oder weniger gefährlich für alle, die Langzeitschäden sind weniger altersabhängig sind als die -->
... Sterberaten. Bei #Durchseuchung des Rests der Bevölkerung würden die Intensivstationen volllaufen und es käme vielleicht zu #Triage. Auch Kinder sollten nicht mit einem neuen Virus infiziert werden, dessen Langzeitschäden zum großen Teil noch recht unklar sind, von dem -->
... wir aber wissen, dass es in viele Organe wandert und dort Schäden anrichtet - auch im Herz und im Gehirn. Zudem macht der Thread deutlich, dass sich bei #Durchseuchung Mutationen bilden könnten, gegen die der Impfstoff machtlos ist. -->