Weil das wirklich noch nicht verstanden ist, versuche ich mal, es zu übersetzen:
Die fetten Jahre sind vorbei.
Wir haben jahrzehntelang ohne Rücksicht auf die planetaren Grenzen gelebt & gewirtschaftet, “Kosten externalisiert”, also unsere Umwelt, in der wir leben, verschmutzt,
Seit wohl mindestens 800.000 Jahren war nicht so viel CO2 in der Atmosphäre.
Damit haben wir unsere Erde bereits heute so stark aufgeheizt, dass wir uns damit aus dem für Menschen angenehm stabilen Erdzeitalter Holozän katapultiert haben. In dem es überhaupt erst möglich wurde, Landwirtschaft zu betreiben & unsere Zivilisationen zu entwickeln.
Das ging bisher gefühlt gut, weil:
a) wir ein paar Sachen repariert haben (Ozonschicht, Saurer Regen),
b) die Welt schon recht groß ist & es eine Weile gedauert hat, bis wir das Spiel so weit getrieben haben, dass es massiven globalen nicht reparierbaren Schaden hinterlässt,
c) bisher vor allem ohnehin schon benachteiligte Gruppen unter den Auswirkungen leiden - lokal wie global,
d) viele von uns es schaffen, das alles immer wieder gut zu verdrängen & sich das wahre Ausmaß der Probleme lieber nicht so genau bewusst zu machen.
Weil man nicht weiß, wie man es ändern kann, weil es schon nicht so schlimm sein wird, weil sich schon jemand anderes kümmern wird, schließlich wissen ja alle, dass es gefährlich ist.
Und wenn es wirklich richtig gefährlich wäre, dann wäre das ja auch auf den Titelseiten. Nicht?
Nun: Es ist richtig gefährlich.
Wir stecken in multiplen ökologischen Krisen: Klimakrise, Artensterben, Bodenerosion, Ozeanversauerung…
Jede einzelne wird richtig ungemütlich, wenn wir sie über den Kipppunkt schliddern lassen, nach dem der Schaden nicht mehr zu reparieren ist.
Dass wir gerade auf mehrere davon zusteuern, macht die Sache nicht besser.
Aber wenn das alles bekannt ist, warum tut dann niemand etwas?
Weil es dafür einen grundlegenden Wandel in vielen Bereichen bräuchte. Und weil wir dafür erstmal die Probleme anerkennen müssen.
Lustigerweise (oder traurigerweise) sind Teile der Wirtschaft wie das @wef da sogar sehr viel weiter als viele Regierungen - und viele Medien.
Das heißt nicht, dass es keine Politiker:innen & Journalist:innen gibt, die da seit Jahrzehnten drüber aufklären & warnen. Im Gegenteil.
Aber solange die Krisen nicht gesamtmedial & damit gesellschaftlich so ernst genommen werden, wie sie sind, wird es IMHO keine ausreichenden Änderungen geben. Wird die Verdrängung weitergehen.
Es reicht nicht, wenn einzelne Kolleg:innen o. Redaktionen die Probleme durchsteigen.
Die ökologischen Krisen sind so groß, sie betreffen alles & jede:n & müssen bei allem mitgedacht werden. Und das sehr, sehr schnell. Sonst wird es schwer bis unmöglich, diese Kipppunkte noch abzuwenden.
Wenn wir das nicht schaffen, leben wir in einer komplett anderen Welt.
Und das nicht erst kommende Generationen, sondern Kinder, die heute schon geboren sind.
Ps.: Was @beyond_ideology in diesem Ausschnitt nicht sagt, aber dafür sonst immer: Wir brauchen grundlegende Transformationen. Noch können wir unsere Welt so auch zum Besseren gestalten.
(Hallo @zdf, können Sie das bitte auch noch an Herrn Bellut weiterleiten? Und vielleicht noch meinen Offenen Brief, der ist im Profil verlinkt. Wäre super. Eilt ein bisschen. Time is running out. Vielen Dank.)
Pls.: Sehr viel ausführlicher könnte das @KlimaVorAcht erklären. Wenn das @ZDF schon nicht will, vielleicht doch @DasErste?
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Sich mit der #Klimakrise auseinanderzusetzen ist hart, auf sehr vielen Ebenen. Aber es ist auch ein wertvoller Prozess. Persönlich & gesellschaftlich.
Was mir in den letzten Wochen geholfen hat, war u.a. das Buch von @besal & @RaphaelThelen.
Es beschreibt sehr gut, wo wir stehen, erkundet, wie es gesellschaftlich dazu kommen konnte & wie wir von jetzt an weitermachen können. Und das auf sehr andere, persönlichere Art als vieles, was ich bisher gelesen habe.
Raphael & Theresa stellen sich ihrer eigenen Verdrängung, ihren Gefühlen & nehmen uns nicht nur mit auf eine Reise durch die Welt, sondern auch durch ihre eigene emotionale Entwicklung.
Manchmal weiß ich nicht, was mich mehr entsetzt: Wie wenigen Politiker:innen & Journalist:innen klar zu sein scheint, wie akut unsere Situation ist. Oder wie wenige von denen, die es wissen, da öffentlich klar und deutlich drüber sprechen.
Wie wollen wir Krisen lösen, dessen Ausmaß vielen gar nicht bewusst ist?
Auch COVID-19 kann nur eingedämmt werden, weil genug Menschen anerkannt haben, dass es mehr ist als eine Grippe. Davon sind wir bei #Artensterben & #Klimakrise diverse Parallelwelten entfernt.
Wir verheddern uns öffentlich in Debatten um Detailfragen wie Kurzstreckenflüge, wenn das, was wir eigentlich brauchen, um die Krisen zu lösen, große strukturelle Änderungen sind. Und das zum Großteil umgesetzt bis 2030.
Auch in deutschen Medien wurde ausführlich analysiert, wie von Rupert Murdoch geführte Medien massiv die öffentliche & politische Wahrnehmung der Klimakrise in Australien beeinflusst haben.
Und wenn hier Stefan Aust den Klimawandel leugnet, interessiert das so gut wie niemanden?
Weil das … vermutlich nur seine Privatmeinung ist??
Wenn er etwas offensiv sexistisches oder rassistisches gesagt hätte, wäre hier - zurecht - eine riesige Debatte losgebrochen. Auch darüber, warum man das im Interview nicht stärker kritisch einordnet & ob & was das wohl strukturell für die Berichterstattung bei der Welt bedeutet.
Ist es nur mein Wahrnehmung oder kann es sein, dass diese “Labor-These” zum Ursprung von #Corona mittlerweile medial 1000-fach mehr Aufmerksamkeit bekommen hat als der nachweisbare Zusammenhang von Klima- & Biodiversitätskrise und Zoonosen?
Mir kommt es so vor als würden viele immer noch annehmen, Covid-19 sei ein großer Zufall und sowas passiere höchstens alle 100 Jahre. Dass die Gefahr steigt, dass sowas immer häufiger kommen wird, nicht nur Pandemien in Asien, scheint mir in der Breite nicht wirklich begriffen.
Solange eine Partei, die ernsthafte Klimamaßnahmen vorschlägt, so geframt wird, dass sie „im Lager der Grünen fischt“, ist die #Klimakrise nicht verstanden.
Sie betrifft nicht nur „Ökos“. Sie betrifft uns alle. Alle Parteien müssen an der Lösung arbeiten, @derspiegel.