Manchmal weiß ich nicht, was mich mehr entsetzt: Wie wenigen Politiker:innen & Journalist:innen klar zu sein scheint, wie akut unsere Situation ist. Oder wie wenige von denen, die es wissen, da öffentlich klar und deutlich drüber sprechen.
Wie wollen wir Krisen lösen, dessen Ausmaß vielen gar nicht bewusst ist?

Auch COVID-19 kann nur eingedämmt werden, weil genug Menschen anerkannt haben, dass es mehr ist als eine Grippe. Davon sind wir bei #Artensterben & #Klimakrise diverse Parallelwelten entfernt.
Wir verheddern uns öffentlich in Debatten um Detailfragen wie Kurzstreckenflüge, wenn das, was wir eigentlich brauchen, um die Krisen zu lösen, große strukturelle Änderungen sind. Und das zum Großteil umgesetzt bis 2030.
Was es braucht, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, sind eine ernsthafte #Verkehrswende, #Agrarwende, #Ernährungswende, #Bauwende, etc. pp., nicht nur Erneuerbare Energien & Elektroautos.

Wenn wir weiter gut leben wollen, werden wir in 10 Jahren sehr anders leben als heute.
Und auch wenn wir uns stattdessen gesellschaftlich entscheiden, die Probleme nicht ernst zu nehmen und noch 10 Jahre Party zu feiern mit Steaks, Flügen und SUVs - auch dann werden wir in ein paar Jahren sehr anders leben müssen. Nur wird das leider sehr viel weniger Spaß machen.
Dass in der öffentl. Debatte soziale & ökologische Themen noch immer gegeneinander ausgespielt werden, macht mich wahnsinnig. Viele soz. & ökolog. Probleme haben die gleiche Ursache: Ein Wirtschaftssystem, das „Kosten externalisiert“ & „Ressourcen“ verschlingt, auch menschliche.
Und benachteiligte Gruppen sind die ersten, die unter den Folgen der Klimakrise leiden. Schon heute, nicht nur in fernen Ländern, sondern auch in Deutschland. Weil Lebensmittelpreise nach Dürren steigen, weil man sich keine Klimaanlage leisten kann, weil man keinen Garten hat …
Es braucht eine sozial-ökologische Wende, und zwar schnell. Denn auf technologische Neuerungen zu hoffen, die stattdessen alles rumreißen, wird nicht funktionieren. Selbst wenn etwas erfunden wird, ist das nicht global in den nächsten 10 Jahren flächendeckend implementiert.
Und ich sehe hier jeden Tag so, so viele Menschen, die da in ihrem Bereich seit Jahren dran arbeiten. Daran, dass #Carearbeit & #Pflege anerkannt & aufgewertet werden, dass #Ernährung anders gedacht & gelebt wird, dass #Rassismus & #Ausbeutung beendet & alle mitgedacht werden …
Ich habe den Eindruck, es spüren sehr, sehr viele Menschen, das es so nicht weitergeht. Der Leidensdruck wurde gerade auch durch Corona bei vielen so groß, dass er es aber auch für viele immer schwerer macht, den Blick noch zu heben & zu erkennen, wie das alles zusammenhängt.
Dass wir gesellschaftlich stärker sind, wenn nicht nur jede:r gegen seine eigenen Probleme kämpft, sondern alle zusammen für ein gerechteres Miteinander. Die kommende Bundestagswahl ist die Chance dafür. Und ich hoffe, das erkennen in den nächsten Wochen noch genug Menschen.
Denn Änderungen sind möglich, auch große gesellschaftliche. Man muss nur daran glauben. Und es machen.

Der Wandel wird kommen, so oder so. Noch können wir ihn gestalten. Zum Besseren. Aber dafür müssen wir die Probleme anerkennen.
Ps.: Den Thread habe ich geschrieben, bevor ich die Debatte um den #Benzinpreis, die #Gruenen & Arroganz gesehen habe. Ohje.

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2 Jun
Weil das wirklich noch nicht verstanden ist, versuche ich mal, es zu übersetzen:

Die fetten Jahre sind vorbei.

Wir haben jahrzehntelang ohne Rücksicht auf die planetaren Grenzen gelebt & gewirtschaftet, “Kosten externalisiert”, also unsere Umwelt, in der wir leben, verschmutzt,
Ressourcen verbraucht, Wälder abgeholzt, Flächen versiegelt, Böden & Wasser verschmutzt, Tiere & Pflanzen verdrängt & vergiftet & Treibhausgase ausgestoßen.

Seit wohl mindestens 800.000 Jahren war nicht so viel CO2 in der Atmosphäre.
Damit haben wir unsere Erde bereits heute so stark aufgeheizt, dass wir uns damit aus dem für Menschen angenehm stabilen Erdzeitalter Holozän katapultiert haben. In dem es überhaupt erst möglich wurde, Landwirtschaft zu betreiben & unsere Zivilisationen zu entwickeln.
Read 14 tweets
30 May
Auch in deutschen Medien wurde ausführlich analysiert, wie von Rupert Murdoch geführte Medien massiv die öffentliche & politische Wahrnehmung der Klimakrise in Australien beeinflusst haben.

Und wenn hier Stefan Aust den Klimawandel leugnet, interessiert das so gut wie niemanden?
Weil das … vermutlich nur seine Privatmeinung ist??
Wenn er etwas offensiv sexistisches oder rassistisches gesagt hätte, wäre hier - zurecht - eine riesige Debatte losgebrochen. Auch darüber, warum man das im Interview nicht stärker kritisch einordnet & ob & was das wohl strukturell für die Berichterstattung bei der Welt bedeutet.
Read 8 tweets
29 May
Ist es nur mein Wahrnehmung oder kann es sein, dass diese “Labor-These” zum Ursprung von #Corona mittlerweile medial 1000-fach mehr Aufmerksamkeit bekommen hat als der nachweisbare Zusammenhang von Klima- & Biodiversitätskrise und Zoonosen?
Mir kommt es so vor als würden viele immer noch annehmen, Covid-19 sei ein großer Zufall und sowas passiere höchstens alle 100 Jahre. Dass die Gefahr steigt, dass sowas immer häufiger kommen wird, nicht nur Pandemien in Asien, scheint mir in der Breite nicht wirklich begriffen.
Wie nehmt ihr das wahr?
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27 May
Wenn ich erzähle, dass mir erst vor Kurzem klar wurde, wie akut die #Klimakrise ist, bekomme ich meist eine der folgenden Reaktionen:

1. "Wie konntest du das so lange verdrängen?"
2. - Mensch schaut mich mit großen Augen an, nickt vage, weiß nicht, wovon ich rede -
Die zweite kommt sehr, sehr viel häufiger als die erste.

Was also meine ich damit?

Und warum mache ich mich überhaupt zum Horst, indem ich da öffentlich drüber spreche?
Die Antwort auf die zweite Frage ist einfacher, daher beginne ich damit:

Weil ich keine Ahnung hatte, dass es da etwas gibt, was einem richtig bewusst werden kann. Ich es aber gern gewusst hätte.

Ich dachte, ich nehme das schon ernst: Ja, das ist alles sehr schlimm. I know.
Read 16 tweets
23 May
Solange eine Partei, die ernsthafte Klimamaßnahmen vorschlägt, so geframt wird, dass sie „im Lager der Grünen fischt“, ist die #Klimakrise nicht verstanden.

Sie betrifft nicht nur „Ökos“. Sie betrifft uns alle. Alle Parteien müssen an der Lösung arbeiten, ⁦@derspiegel⁩.
Deswegen zum Beispiel: spiegel.de/wissenschaft/n…
Read 8 tweets
21 May
"Deutschland 2050" ist das wohl wichtigste Buch des Jahres. Es erklärt, was 1,5 Grad gobale Erwärmung für Deutschland bedeuten - und macht klar, warum @FridayForFuture so eine unglaubliche Ausdauer beweisen, um dafür zu kämpfen.

Kurzzusammenfassung: 1,5 Grad sind nicht Gutes.
Was genau ich an dem Buch schätze, erkläre ich bald noch mal in einem längeren Thread.

Ich kann aber jetzt schon sagen: Ich finde, jede:r sollte es gelesen haben. Alle Politiker:innen, alle Unternehmer:innen, alle Journalist:innen ...
Aber auch alle Eltern, alle Großeltern und alle, die sich noch immer fragen, warum sie sich für Klima interessieren sollten.

Die Antwort: Weil wir nicht das Klima schützen, sondern uns. Das wird in dem Buch sehr anschaulich klar.
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