Selbst nach der #Hochwasserkatastrophe scheint es den allermeisten Redaktionen völlig egal zu sein, dass die kommende Bundesregierung die letzte sein wird, die evtl. noch dafür sorgen kann, dass Deutschland auf einen 1,5-Grad-Pfad kommt. vice.com/de/article/pkb…
Und das obwohl wir schon heute in einer Welt mit etwa 1,2 Grad Erderhitzung dramatische Entwicklungen sehen, die selbst Klimawissenschaftler:innen überraschen - und erschrecken:
Warum ist es nicht das zentrale Thema der Berichterstattung, dass die großen Parteien sich zwar großmütig zum 1,5-Grad-Limit bekennen - aber nicht eine einen ausreichenden Plan dafür hat?
Man könne nur über ein Thema berichten, wenn die Politik entsprechende Angebote macht, habe ich in den vergangenen Monaten immer wieder gehört. Sehe ich anders, aber okay.
Warum jedoch passiert das dann auch jetzt nicht überall groß und ausführlich?
Immerhin haben zwei Parteien Wahlprogramme vorgelegt, anhand derer man mal durchexerzieren könnte (oder besser: dringend muss), welche großen Veränderungen schon in den nächsten 4 (!) Jahren nötig sind, um das 1,5-Grad-Limit noch zu halten.
Und meinetwegen können wir dann bei der Wahl ja demokratisch entscheiden, dass das alles zu krass ist und wir lieber noch ein paar Jahre so tun, als wäre kein grundlegender Wandel nötig, als könnte das alles irgendwie magischerweise gut gehen.
Aber es ist doch absurd, nicht mal offen darüber zu reden, was hier die Alternativen sind, zwischen denen wir wählen - auch dann, wenn die meisten es nicht bewusst tun. (Wenn es interessiert: @dtl2050.)
Und wenn die Politik zu feige ist, um es offen auszusprechen, oder es einfach selbst nicht sehen will.
Dann ist es doch verdammt noch mal die Aufgabe von Journalist:innen, da den Finger draufzuhalten, sie damit zu konfrontieren und das transparent zu machen.
Dann ist es die Aufgabe von Journalist:innen den Kleinkram, über den Politiker:innen lieber reden mögen, zu durchschauen, einzuordnen und stattdessen die wirklich wichtigen, großen Frage zu stellen.
Und sie nicht damit davonkommen zu lassen, dass sie einfach keinen Plan haben.
Natürlich wird das Ringen um die Lösungen auch nach der Wahl weitergehen. Aber die kommende Regierung ist für unsere Zukunft extrem, extrem wichtig. Und ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass es bisher ganz vielen Leuten nicht ansatzweise bewusst ist, worum es hier geht.
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.@DIEZEIT hat diese Woche den Politik-Teil freigeräumt, um die Spitzenpolitiker:innen der großen Parteien vor der #btw21 zu ihrer Klimapolitik zu befragen.
Das hat mich wirklich gefreut. (Auch wenn es selbstverständlich sein sollte.)
Aber ich habe ein paar brennende Fragen ...
Warum wird im Einleitungstext für die Interviewreihe nicht erklärt, welche entscheidende Bedeutung die #btw21 für die Erreichung der Klimaziele hat? Die kommende Regierung ist die letzte, die evtl. noch ausreichende Maßnahmen einleiten kann, um auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen.
Das ließe sich anhand der Zahlen, die oben auf der Seite abgedruckt sind, schnell & anschaulich erklären: Was ist & was bedeutet das CO2-Budget?
Wenn wir nicht so schnell wie möglich die Emissionen drastisch senken, ist das sehr bald verspielt: mcc-berlin.net/forschung/co2-…
Beispiel gefällig, wie wir mit der medialen Darstellung der #Klimakrise die Risikoeinschätzung der Expert:innen verzerren? Heute @SZ.
Am Montag wurde die “Klimawirkungs- und Risikoanalyse” von 25 Bundesbehörden, die mit den Folgen des Klimawandels zu schaffen haben, vorgestellt.
@MBauchmueller hat dazu einen guten & eindrücklichen Text geschrieben, er gehört zu dem Kolleg:innen, die seit Jahren & Jahrzehnten vor den Krisen & den Entwicklungen warnen, in denen wir jetzt stecken. sueddeutsche.de/politik/klimak…
Sagen wir es mal direkt: Die aktuelle Situation ist extrem besorgniserregend & die Zukunftsaussichten noch sehr viel alarmierender.
Also dachte ich, ich schaue mal, wie die Titelseite der @SZ am Tag nach der Vorstellung der Studie aussah.
Ok, bin gerade cheesy drauf & ich weiß, ich bin noch in ner Wohlfühl-Bubble: Aber wisst ihr, was mir immer wieder Hoffnung & gute Laune gibt?
Dass mir hier mittlerweile 10.000 Leute folgen & viele davon klug, konstruktiv, freundlich diskutierten & gemein an Lösungen arbeiten.
Dass ich hier Solidarität & Unterstützung erlebe & beobachte, wie ich sie mir gesellschaftlich wünschen würde, in den Umbrüchen & Krisen, die kommen werden. Und wie ich sie auch in anderen Bereichen beobachte, etwa Sexismus, Rassismus, Ableismus, die sich immer mehr verbinden.
Und dass das - entgegen aller Klischées - lange nicht nur weiße, urbane Akademiker:innen sind, die sich einbringen & interessieren. Im Gegenteil. Sondern die unterschiedlichsten Leute & Alter - schließlich sind alle von den Krisen betroffen.
Sich mit der #Klimakrise auseinanderzusetzen ist hart, auf sehr vielen Ebenen. Aber es ist auch ein wertvoller Prozess. Persönlich & gesellschaftlich.
Was mir in den letzten Wochen geholfen hat, war u.a. das Buch von @besal & @RaphaelThelen.
Es beschreibt sehr gut, wo wir stehen, erkundet, wie es gesellschaftlich dazu kommen konnte & wie wir von jetzt an weitermachen können. Und das auf sehr andere, persönlichere Art als vieles, was ich bisher gelesen habe.
Raphael & Theresa stellen sich ihrer eigenen Verdrängung, ihren Gefühlen & nehmen uns nicht nur mit auf eine Reise durch die Welt, sondern auch durch ihre eigene emotionale Entwicklung.
Weil das wirklich noch nicht verstanden ist, versuche ich mal, es zu übersetzen:
Die fetten Jahre sind vorbei.
Wir haben jahrzehntelang ohne Rücksicht auf die planetaren Grenzen gelebt & gewirtschaftet, “Kosten externalisiert”, also unsere Umwelt, in der wir leben, verschmutzt,
Seit wohl mindestens 800.000 Jahren war nicht so viel CO2 in der Atmosphäre.
Damit haben wir unsere Erde bereits heute so stark aufgeheizt, dass wir uns damit aus dem für Menschen angenehm stabilen Erdzeitalter Holozän katapultiert haben. In dem es überhaupt erst möglich wurde, Landwirtschaft zu betreiben & unsere Zivilisationen zu entwickeln.
Manchmal weiß ich nicht, was mich mehr entsetzt: Wie wenigen Politiker:innen & Journalist:innen klar zu sein scheint, wie akut unsere Situation ist. Oder wie wenige von denen, die es wissen, da öffentlich klar und deutlich drüber sprechen.
Wie wollen wir Krisen lösen, dessen Ausmaß vielen gar nicht bewusst ist?
Auch COVID-19 kann nur eingedämmt werden, weil genug Menschen anerkannt haben, dass es mehr ist als eine Grippe. Davon sind wir bei #Artensterben & #Klimakrise diverse Parallelwelten entfernt.
Wir verheddern uns öffentlich in Debatten um Detailfragen wie Kurzstreckenflüge, wenn das, was wir eigentlich brauchen, um die Krisen zu lösen, große strukturelle Änderungen sind. Und das zum Großteil umgesetzt bis 2030.