Statt über Strategiedefizite in #Afghanistan u «mangelnden Kampfwillen» der Truppen des Rumpfstaats in Kabul zu lamentieren hatten die westl. Staaten 20 Jahre Zeit zu erörtern, wie einer puritanisch-orthodoxen Bewegung wie die der #Taliban anders als durch Bomben beizukommen ist.
Der Erfolg #Taliban beruht nicht auf einer militärischen «Leistung», sondern auf der Fähigkeit, «dem Volk» plausibel zu machen, dass sie die Ideale, Regeln u Normen der «alten Ordnung» des Afghanentums, das v Machthabern korrumpiert sei,durch einen orthodoxen Islam restaurierten.
Die #Taliban werben für eine afghanische #Retrotopie, jene "utopische Vergangenheit", die durch den Islam neu gestaltet wird. Der Westen hat diese retrotopische Sehnsucht jener Afghanen, die sich v der real existierenden post-2001-Ordnung negativ privilegiert sehen, unterschätzt.
Er hat nur die pol. u soz. Vorstellungswelten jener Elitenkreise zum Massstab gemacht, die die neuen staatlichen u zivilges. Institutionen tragen; diese dünne soziale Schichte aber verfügte nicht über die Autorität, diese ihre die Ordnung auch in der Provinz plausibel zu machen.
Die Eliten haben das «Afghanentum» in einen republikanischen Nationalismus ummünzen wollen, das hat nicht geklappt. Was fehlte u noch fehlt ist ein innovativer u kreativer Umgang mit dieser "retrotopischen" Vorstellungswelt,die den #Taliban den Wind aus den Segeln genommen hätte.
Es sind die Leute in Afghanistan, die nun die Suppe, die ihnen eingebrockt wurde, auslöffeln müssen; einige werden privilegiert evakuiert, viele werden fliehen, viele werden sich arrangieren, manche in den Untergrund gehen. Völlig unklar ist die Zukunft der #Taliban-Ordnung.
muss natürlich heissen „ein Umgang, DER den Taliban den Wind aus den Segeln genommen hätte“
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AM @HeikoMaas:“Wir werden keinen Cent mehr nach Afghanistan geben, wenn die Taliban komplett übernommen haben, die Scharia einführen und dieses Land ein Kalifat wird.“ Hier irrt der Jurist Maas: (1) In #Afghanistan ist die best. hanafitische Rechtsordnung als „Scharia“ definiert.
Die Rechtsvorstellung der #Taliban unterscheidet sich davon durch ihre Herleitungsmethodik u durch ihre Betonung der Anhlrichung v Afghanentum u ihren idl. Rechtsdeutungen. (2) Sie definieren ihre Herrschaft explizit nicht als #Kalifat, sondern als Emirat.
Gemäss ihrer pur. Orthodoxie gibt es wie bei den Wahhabiten kein Kalifat, anders bei ihren erbitterten Gegnern, dem sog. „IS“. Ist es zuviel erwartet, wenn man v der deutschen Afghanistan-Politik ein Mindestmass an gesichertem Sachwissen u den Verzicht auf Pop-Vokabular erhofft??
Macht es Sinn, zB die politische Rechte in den USA als #Christianismus zu bezeichnen? Andrew Sullivan wollte 2007 den Begriff einführen, hat ihn aber nicht durchsetzen können,weil die so bez. Ideologien offenkundig nicht als Radikalisierung des Christentums gelesen werden können.
Es geht um die säkulare pol. Rechte, die ihre Vorstellungen zum Teil „christianisiert“ u mit rel. Fundamentalisten paktiert. Als Gattungsbegriff für best. Ideologien taugt „Christianismus“ nicht; massgeblich sind die zugrundeliegenden säk. Ideologien. bit.ly/2TKRmLF
Das trifft in gleichen Masse auf „Islamismus“ zu; was der Ausdruck zu bezeichnen meint, sind säkulare Ideologien der Moderne, die teilweise islamisiert, dh mit normativ wirkenden Rückverweisen auf isl. Traditionen ausgestaltet wurden u die mit rel. Fundamentalisten paktierten.
@EskenSaskia antwortete auf die Frage, warum im SPD Programm der Islamismus nicht explizit benannt ist: «weil der #Islamismus» eine radikalisierte Form des Islam ist, der per se keine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ausdrückt». Denn, so erklärt sie,
der «Islamismus» sei anders als Antisemitismus o Rassismus keine Grundhaltung der Diskriminierung, sondern «Terrororganisation». Der Relativsatz ist sicher auf den Islamismus zu beziehen. Hier zeigt sich einmal mehr die Untauglichkeit u Unbestimmtheit des Begriffs «Islamismus».
Er taugt nicht als Gattungsbegriff, da er keine Unterscheidung der ultraislamischen Vorstellungswelten, mit denen sich Terrorbünde wie der sog. «Islamische Staat» schmücken, von radikal-orthodoxen, ideologischen o neuen pietistischen Gestaltungen des Islam erlaubt.
Die Sprecherin des dt. Außenministeriums, Maria #Adebahr (SPD), versicherte, dass die Entscheidungen des Präsidenten v #Tunesien, Kais #Saied, keine Aussetzung der Verfassung darstellen, sondern nur eine "momentane Aussetzung" der Arbeit des Parlaments. So einfach ist das nicht:
Die Verfassung von 2014 sah die Schaffung eines Verfassungsgerichts vor und definiert dessen Zusammensetzung u Vorrechte in den Artikeln 118 bis 124. Trotz der in Absatz 5 des Artikels 148 der Verfassung festgelegten Einjahresfrist wurde der Gerichtshof aber nicht eingerichtet.
Art. 80 der Verf. gibt dem Präsidenten das Recht, «im Falle einer unmittelbaren Gefahr, die die Nation oder die Sicherheit oder Unabhängigkeit des Landes bedroht und die ordnungsgemäße Tätigkeit der Staatsorgane behindert, (…) erforderliche Massnahmen» zu treffen.
1a Die Bedeutung, die religiöse islamische Traditionen haben, werden stets durch Gebrauch geschaffen; damit ist auch die Auffassung, dass es ein essentielles, zeitloses u v Menschen unabhängiges Grundverständnis v Islam gäbe, bloss Ergebnis historischen Traditionsgebrauchs.
1b Es gibt auch im Islam keine dogmatische Setzung, die es Muslim:innen verbieten würde, andere nichtreligiöse Werteordnungen in ihren Traditionsgebrauch zu integrieren. Daher war die Verflechtung v verschidenen ethischen Ordnungen in der islamischen Geschichte stets möglich.
2a Die Integration anderer ethischen Ordnungen wurde v muslimischen Gelehrten selbst als sogar erstrebenswert angesehen, zum Leidwesen mancher Protofundamentalisten u Puritaner. Dies ermöglichte es ihnen eine Lehrautorität ohne Ämter (Lehramt, Priester, Kirche) auszuüben.
Die Kluft zw makropolitischen Planspielen u mikropolitischen Konflikten in #Israel zeigt sich drastisch im Umgang mit den Protesten gg die drohenden Zwangsräumungen in #ScheichDscharrah (Jerusalem). Kühne geopolitische Entwürfe auf der einen Seite, 1/8
Unfähigkeit der Staatsgewalten, einen fairen Interessensausgleich für alle Landesbewohner herbeizuführen, auf der anderen Seite. Die Regierung v MP #Netanyahu lässt radikale rel. Nationalisten um den Kahanisten Ben Gvir gewähren, 2/8
um sich ihre Unterstützung bei der anstehenden Regierungsbildung nicht zu verscherzen. Die Polizei, in der es nicht wenige rechtsradikale Leute gibt, muss die Suppe auslöffeln. Das tut sie wie am Freitagabend, als ihre Leute den Tempelberg stürmten, 3/8