Thread by @JvondenBerken

#Trinkwasser im #Katastrophenschutz
Das lebenswichtige Element. Bei Verschmutzung oder Ausfall treten sofort Probleme bei der Bevölkerung und bei Krankenhäusern auf. Doch was gibt es an Fähigkeiten im Bevölkerungsschutz? Ein Thread: 1/

Das @BBK_Bund hat überall in DE Notbrunnen vorgesehen. Diese sind fertig eingefasst und zapfen idR das Grundwasser an. Mehr dazu hier:

https://twitter.com/BBK_Bund/status/1109001263906082817?s=20

Die Leistungsfähigkeit der 5.200 Notbrunnen beträgt 80.000.000 Gläser Wasser die Stunde. Also für jeden Bundesbürger:in 24 Gläser Wasser am Tag. Das ist schon knapp bemessen.

https://twitter.com/BBK_Bund/status/1060489860530757632?s=20

So ein Notbrunnen läuft auch nicht allein, sondern jeder Notbrunnen benötigt Betriebspersonal, v.A. THW und Wasserversorger.

Die Orte der Notbrunnen unterliegen zwar nicht der Geheimhaltung, eine öffentlich einsehbare GIS-Datenbank ist aber auch nicht gewünscht:

https://twitter.com/BBK_Bund/status/1402917184784027648?s=20

An dem Notbrunnen selbst kann von der Bevölkerung das Wasser abgeholt werden. Damit kann aber nur der partizipative Teil der Bevölkerung erreicht werden. Was passiert mit Senioren- und Pflegeheimen? Krankenhäusern? Betreuungsplätzen?

Hier kommen die BetreuungsLKW des Bundes ins Spiel. Diese haben einen #Trinkwassersatz für 2.000l an Bord und können diese sowohl mobil als auch stationär betreiben.
Feuerwehrfahrzeuge sind technisch nicht für den Trinkwassertransport geeignet.
drk-westfalen.de/fileadmin/Eige…

Leider verfügen Krankenhäuser, Senioren- oder Pflegeheime nicht über Einspeisemöglichkeiten, da dies in der Bauverordnung nicht vorgesehen ist. Wasseraufbereitungsanlagen besitzen die wenigsten Häuser. Je nach Größe benötigt ein KH zwischen 60 und 150 qm Wasser pro Tag.

Ist also in einer Gebietskörperschaft das Trinkwasser ausgefallen oder kontaminiert, so erfordert dies schnell einen sehr sehr umfangreichen Logistikaufwand, vor allem die fehlenden Anschlussmöglichkeiten sind schwer schnell zu kompensieren.

Wen dieses Thema tiefer interessiert, dem verlinke ich die Arbeit von Jan Bäumer: "Bedarfsermittlung und Konzeption eines Krisenmanagementplanes für die Ersatztrinkwasserversorgung des Krankenhauses Merheim (Köln)"
epb.bibl.th-koeln.de/frontdoor/deli…

Auch Schulen, die für Betreuungsplätze vorgesehen sind, sind selten mit einer Einspeisemöglichkeit für Trinkwasser ausgestattet. Mancherorts steht vielleicht noch eine im kalten Krieg gebaute Schule mit unterkellertem und ggf eigenen Notbrunnen Hilfskrankenhaus zur Verfügung

Kommen wir zurück zu den Fähigkeiten des Bevölkerungsschutzes:
Das THW betreibt bundesweit 8 Fachgruppen Trinkwasserversorgung: thw.de/SharedDocs/Ein…
Auch gibt es bei den Hilfsorganisationen teils eigene Vorhaltungen und Einheiten.

Die Hilfsorganisationen verfügen bundesweit über ca 360 der BetreuungsLKW des Bundes, tendenz abnehmend, da Baujahr 2003-2005. Ob auf allen diesen Fahrzeugen noch ein funktionierender Trinkwassersatz verlastet ist, darf bezweifelt werden.

2015 wurde die Konformität des Trinkwassersatzes mit der geänderten Trinkwasserverordnung bezweifelt und die Weisung gegeben, diese Abzurüsten:
bbk.bund.de/SharedDocs/Dow…

Es würde daher eine Anfrage beim @BBK_Bund lohnen, ob alle BtLKW des Bundes noch oder wieder über einen konformen Trinkwassersatz verfügen. Auch würde es sich lohnen, den Ausbildungs- und Trainingsstatus der entsprechenden Einheiten abzufragen.

Zumindest für NRW kann ich basierend auf der Auswertung von Einsatzdaten (109 Einsatzeinheiten, 2009-2016) von einer dedizierten Übung, dafür drei Einsätze mit Trinkwasser berichten. Das ist deutlich zu wenig an realistischen Übungen.

Die Hochwasserlage zeigt, dass lokale und regionale Zerstörungen von Trinkwasserinfrastrukturen vorkommen. Betroffene berichteten aus Eschweiler und Stolberg, dass die Notversorgung mittels IBC-Container durch den Wasserversorger sehr rudimentär waren.

Eine größere regionale oder bundesweite Übung zum Thema Trinkwassernotversorgung ist mWn nicht durchgeführt worden. Hier könnte, ähnlich wie beim #Warntag 2020 ein Stresstest helfen, Defizite zu erkennen. Dieser darf auch gerne in die Hose gehen - Hauptsache wir lernen daraus.

Apropos Hose: Für Abwasser haben wir keine dedizierten Einsatzmittel, die im Bevölkerungsschutz abrufbar wären. Der Bruch einer Hauptabwasserleitung in Düren führte 2018 zu einem überregionalen Einsatz des THW: eifeler-presse-agentur.de/2018/05/thw-eu…

Auch sind Abwasserleitungen teils an oder in Gewässern verlegt, was diese Anfällig für Starkregen- oder Hochwasserereignisse macht: thw-aachen.de/aktuelles/aktu…

Hier wäre es vermutlich sinnvoll, wenn Wasserversorger und Abwasserentsorger - am besten über den @bdew_ev - noch stärker verpflichtet wären, gewisse Einsatzmittel bundesweit vorzuhalten, ähnlich wie der KHD khgmbh.de/unternehmen