Thread by @watch_union

Mal was Persönliches von der "roten Socke" im Team: das katastrophale Abschneiden der #Linke'n bei der #btw21 liegt nicht nur an der von rechts befeuerten Distanziereritis der Konkurrenz, sondern vor allem an uns - und muss zu tiefgreifenden Konsequenzen in der Partei führen. /MS

Jede Partei hat ihre Dogmatiker, ja. Aber wir haben besonders viele davon - und vor allem besonders viele, deren Positionen völlig aus der Zeit gefallen sind.
Was wir nicht haben, sind moderne - und gern auch radikale - Forderungen, die man sonst im linken Lager nicht findet. /MS

Wir haben auch kein Konzept, wie wir mit einer geopolitischen Lage umgehen wollen, die *völlig* anders ist als die Welt vor Ende 1991.
Russland ist im Sterben, der neue dritte Machtpol heißt China, dazu noch regionale Hegemoniekonflikte in Arabien und Asien. /MS

Zu anderen großen Problemlagen (instabile Situationen in Afrika und Südamerika, neue Möchtegern-halbstaatliche Entitäten wie der IS oder Warlords) haben wir auch kaum was anzubieten, außer einem dogmatischen Nein gegen jede Form von Intervention. /MS

Außenpolitisch sind wir leider nicht regierungsfähig, nicht in einer Form die Deutschlands Bedeutung als größte Volkswirtschaft der EU und viertgrößte weltweit auch nur annähernd gerecht wird.
Aus Stärke kommt Verantwortung, und um die hat sich schon die Union gedrückt. /MS

Wir haben auch kein großes Konzept, keine Vision und vor allem k1 starke Person, die das Thema Europa beackert. Dass wir uns diese Schwäche mit den anderen Parteien teilen - der letzte Wahlk(r)ampf lässt grüßen - macht es nicht besser. Die Zukunft Deutschlands liegt in der EU!/MS

Ansonsten stehen wir *politisch* eigentlich ganz gut da, dafür kracht es an anderen Stellen - allen voran am Personal. Die meisten unserer Verbände sind heillos überaltert (und die Wähler:innen auch - statt AN die Urne gingen zu viele IN die Urne!). /MS

Ein Haufen Altlinker und Gesichtslosigkeit in der Digitalpolitik ist jetzt aber nicht das, was die Jugend wirklich anzieht. Dass die FDP bei Erstwähler:innen 22% erzielt hat, ist erschreckend - aber die haben Marketing wohl schlicht besser drauf als wir. /MS

Was wir im Osten lange Zeit hatten, war der Protest als solider Wähler:innen-Block. Für den Protest war es egal ob wir in der Regierung waren oder nicht - was wiederum viele der Dogmatiker in unseren Reihen in falscher Sicherheit gewogen hat, bis dann die AfD kam. /MS

Im Westen hingegen hing uns die "Ost-Linke" als politischer Klotz am Bein - was die Konkurrenz natürlich stets mit Begriffen wie "SED-Erben" etc. mit Freude genutzt hat - und wir haben nie eine Antwort gefunden, auf derlei Niveaulosigkeiten angemessen zu reagieren. /MS

Wir haben die WASG-PDS-Fusion nie wirklich verdaut - Ironie der Geschichte: eine Parallele zur BRD, die die Chance Wende auch nicht für einen gemeinsamen Neuanfang als Gesellschaft genutzt hat. Das hat sich schon die letzten Wahlen gezeigt, jetzt ist es unleugbar. /MS

Wir müssen nichts weniger als uns einmal komplett neu erfinden:
Was heißt linke Politik im 21. Jahrhundert?
Wie bringt man linke Politik an die Wähler:innen?
Mit welchen Gesichtern will man linke Politik rüberbringen?
Und ganz wichtig: wie vermitteln wir das, was uns auszeichnet?