Heute ist die jährliche öffentliche Anhörung der Chefs der Nachrichtendienste im #PKGr des Bundestages.
Genauer: Chef*innen. Das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (MAD) ist durch seine (recht neue) Präsidentin Martina Rosenberg vertreten.
#BfV-Chef Haldenwang: "Die größte Bedrohung für die Sicherheit in Deutschland geht weiter vom Rechtsextremismus aus. (...) Wir sehen Netzwerke und besorgniserregend ist, dass in diesen Netzwerken nicht selten Abgehörige der Sicherheitsbehörden und Streitkräfte vertreten sind."
Es gebe daneben eine "permanente Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus" und eine "häufig unterschätzte Bedrohung durch den Linksextremismus"
Haldenwang: "Die Lage ist komplex und die Herausforderung für die Sicherheitsbehörden groß". Man steigere die Analysefähigkeit durch wissenschaftliche Expertise. Und man müsse mit der Technik auf der Höhe der Zeit sein und brauche in allen Phänomenbereichn hohen Verfolgungsdruck.
#MAD-Chefin Rosenberg: "Das bestimmende Thema für den MAD im letzen Jahr war der Phänomenbereich Rechtsextremsimus." Das werde auch absehbar Schwerpunt der Arbeit bleiben. Von 1397 extremistischen Vedachtsfällen seit 2020 bis heute seien rund 1200 im Bereich Rechtsextremismus.
#BND-Chef Kahl: Dass man den den schnellen Machtwechsel in Afghanistan nicht erkannt hat, hat beim BND Schachstellen im Hinblick auf die Prognose gezeigt. Man habe aber auch nach dem Abzug der westlichen Kräfte die Lage genau im Blick.
Kahl: "Daraus müssen und wollen wir lernen". Die innere Revision sei damit beauftragt, zu analysieren, an was die Fehleinschätzung gelegen hat. Kahl kündigt auch eine Umstrukturierung des BND an: Fünf Bereiche, die alle näher an die Auswertung heran rückten.
André Hahn (Linke) fragt zu rechtsextremen Netzwerken. Haldenwang kündigt für Frühjahr 2. Auflage des Lagebildes von Rechtsextremisten in Sicherheitsbehörden an. Er erwartet Zunahme, das sei aber eine "Scheinzunahme", gesteigertes Aufdecken durch höhere Sensibilisierung.
Hahn fragte auch, inwieweit die Nachrichtendienste private Sicherheitsfirmen im Blick haben. Darauf gibt es aber keine Antwort. (Anlass: taz.de/Ermittlungen-d…)
BfV-Chef Haldenwang & MAD-Chefin Rosenberg betonen, dass sich die Zusammenarbeit sehr verbessert habe. Regelmäßiger Austausch auf Arbeits- und Leitungsebene. Der MAD nun selbstverständlicher Teil im Verfassungsschutzverbund und hat nun auch Zugriff auf die Nadis-Datenbank.
BND-Chef Kahl: "Für den BND ist Extremismusbekämpfung ein neues Feld." Es seien entsprechende Strukturen in der Behörde aufgebaut worden. Früher habe der BND oft den Saal verlassen im GTAZ, wenn es um Rechtsextremismus ging. Jetzt dabei, weil es auch internationale Bezüge gibt.
Auch @KonstantinNotz fragt nach rechtsextremen Netzwerken. BfV-Chef Haldenwang: Es gebe solche Netzwerke in Sicheheitsbehörden (Reminder: Das wurde vor zwei Jahren noch verneint), vielfältige
Verbindungslinien, Kenn- und Austauschverhältnisse.
BfV-Chef Haldenwang: "Es handelt sich um ein Netz, aber es gibt nicht die Spinne im Netz, die Einfluss hat auf das, was im Netzwerk passiert." Das sei zumindest der jetzige Erkenntnisstand.
Korrektur: Es geht um das GETZ (Gemeinsames Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum).
BfV-Chef Haldenwang über private Sicherheits- und Militärfirmen: Verweist indirekt auf Asgaard. Nicht alles im Zuständigkeitsbereich des VS. Aber es interessiere sie sehr, wenn Rechtsextremisten in solchen Firmen sind. „Mein Eindruck ist: Es kommt nicht selten vor.“
BND-Chef Kahl auf die Frage, was ihm zu deutschen Ausspähzielen der Spionagesoftware Pegasus bekannt sei: "Nichts."
BfV-Chef Haldenwang: Auch das BfV habe keine Erkenntnis darüber, dass es deutsche Betroffene von Pegasus gebe. Ob das BfW solche Instumente anwendet, will er nichts sagen. Es gelte Methodenschutz, deshalb keine Äußerung in öffentlicher Sitzung.
MAD-Chefin Rosenberg auf rechsextreme Netzwerke in der Bundeswehr angesprochen: Es gebe Netzwerke. "Die Frage ist, welche Zielsetzung haben diese Netzwerke?" Dass es um die Abschaffung der freiheitlichen demokratische Grundordnung gehe, habe man so nicht feststellen können.
@KonstantinNotz fragt nach: Todeslisten, Munition, Waffen, Tag-X-Szenarien – reicht das nicht? "Steht nicht Tag X für die Abschaffung der Bundesrepublik, wie wir sie kennen?"
Rosenberg: Die Leute hätten die Zielrichtung in ihrem Gedankengang. Deshalb man man sie auf der Agenda.
Hier ist mein Text über die Anhörung @tazgezwitscher: taz.de/Geheimdienste-…

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26 Oct
EIL: #Linksextremismus in der #Bundeswehr leicht rückläufig.

(Q: MAD-Report 2020) Linksextremismus Der Linksextremismus spielte – wie in den
Ed gab im vergangenen Jahr 508 neue Verdachtsfallbearbeitungen im Bereich #Rechtsextremismus & Reichsbürger. Das ist mit Abstand der größte Bereich von insgesamt 574 Fällen.
#MAD über Corona-Auswirkungen: „Einerseits musste die Abwehrarbeit unter erschwerten Bedingungen fortgesetzt werden, andererseits brachte die Pandemie offensichtlich jenen kräften neuen Schwung, die bereits seit längerer zeit das Kommen eines ominösen „Tag x“ heraufbeschwören.“
Read 4 tweets
7 Oct
Beim #FrancoA-Prozess hat heute ein Kriminalpolizist aus Wien ausgesagt. Er war am Flughafen als einer der ersten mit dem Fall befasst. Nachdem der Alarm am Waffenversteck in der Behindertentoilette ausgelöst wurde, waren erst uniformiere Beamte dort und dann auch er. ...
Franco A. gab als Grund für die Reise an: Er wolle die Waffe zurückgeben und den Akademikerball besuchen. Der Beamte war bei Durchsuchung überrascht, dass er ein Taschenmesser dabei hatte, obwohl er direkt vom Flugzeug kam. Auch einen handgekritzelten Plan stellte er sicher. ...
Diesen Plan mit den Wörtern "Stratagie" und "Taktik" habe er damals als etwas interpretiert, das mit taktischen Bewegungen bei Demonstrationen zu tun hat. Weil Franco A. ja vom Akademikerball sprach und es es immer Demos im Umfeld gab. ...
Read 8 tweets
5 Oct
Im Juni 2020 veröffentlichten @rprtrn & ich @tazamwe eine Recherche über eine rechtsextreme #Prepper-Gruppe aus Reservisten, sich auf einen "Rassenkrieg" vorbereitete & plante, am Tag X ein Dorf zu unterwerfen. Nun steht die Gruppe im Verfassungsschutzbericht von Sachsen-Anhalt. Als Text hier: https://mi.s...Als Text hier: https://mi.s...
Eigene Quellen hat der Verfassungsschutz dazu nach eigener Aussage leider nicht gefunden. Aber manche der Personen seien ihm als Rechtsextremisten bekannt. Den VS-Bericht gibt's hier: mi.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibl… (S. 38f)
Unsere Recherche kann man hier @tazgezwitscher nachlesen: taz.de/taz-Recherche-…
Read 6 tweets
12 Nov 20
Hat der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern @lorenzcaffier privat beim ehemaligen #Nordkreuz-Mitglied Frank T. eine Waffe gekauft und/oder ein Schießtraining absolviert? Er dementiert das auf Frage von @rprtrn nicht. Man müsse ihn da privat anfragen, z.B. per Brief.
Das Innenministerium hatte zuvor bereites mitgeteilt, dass er keine dienstliche Waffe dort erworben habe. Ich halte das übrigens für keine Privatsache, schließlich geht es hier um eine Gruppe, deren Mitgliedern teils Terror oder andere schwere Straftaten vorgeworfen werden.
Welche Rolle Frank T. im #Nordkreuz-Komplex spielt, steht in diesem Text @tazgezwitscher aus dem Frühjahr: taz.de/Rechte-Prepper… #MarkoG #Rechtsextremismus
Read 9 tweets
12 Nov 20
Lesenswert. Und die "Zentralstelle für Internetkriminalität in der Staatsanwaltschaft Cottbus", immerhin für ganz Brandenburg zuständig, kommt nicht sehr gut weg. (Vielleicht ist auch das Wohnortprinzip bei online begangenen Delikten auch nicht so wirklich sinnvoll....).
Kurzer Auszug:

Erst müsse man wasserdicht nachweisen, dass diese Telegram-Nachrichten überhaupt von Attila Hildmann stammten, sagt er [der Sprecher der StA] dann. Das sei ganz wichtig, und das dauere eine Weile. ...
... „Es kann ja auch sein, dass ein Beschuldigter behauptet: Mein Account ist gehackt worden und irgendein böser Dritter mit Maske auf dem Kopf hat das in meinen Account reingeschrieben.“ Hat Attila Hildmann so etwas je behauptet? (...) „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
Read 5 tweets
4 Nov 20
Der #KSK-Soldat aus Nordsachsen, bei dem im Mai ein illegales AK-47-Sturmgewehr, 2kg Plastiksprengstoff und massenhaft Munition gefunden wurden, muss sich vor Gericht verantworten. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat Anklage gegen Philipp Sch. alias "Schäfchen" erhoben.
Der 45-Jährige soll gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz & das Sprengstoffgesetz verstoßen haben. Munition & Sprengstoff stammen von der Bundeswehr, Diebstahl oder Unterschlagung ist aber nicht angeklagt, dieser Teil ist eingestellt nach §154 bzw. §154a StPO.
Bei Philipp Sch. wurden auch NS-Devotionalien sichergestellt, u.a. Postkarten und Aufkleber mit NS-Motiven, ein SS-Liederbuch und Zeitschriften für ehemalige Angehörige der Waffen-SS. Diese waren offenbar nicht strafbar.
Read 9 tweets

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